Rosa
Ein unerträgliches Piepen reißt mich aus dem Schlaf. Was soll der Scheiß? Ich versuche mich im Bett umzudrehen und mir das Kissen über den Kopf zu ziehen, aber ich bekomme meine Hüfte nicht gedreht. Meine Beine fühlen sich unsagbar schwer an. Was soll denn der Mist? Immer wieder versuche ich die Augen zu öffnen, aber irgendwas blendet mich.
"Mach die verdammten Gardinen zu." Versuche ich zu brüllen, aber aus meiner Kehle kommen nur wenige kratziger Töne. "Mein Schatz. Schön dass du wieder da bist. Wie geht es dir? Hast du Schmerzen? Möchtest du was trinken?" Redet meine Mama auf mich ein. Verdammt. Mein Kopf platzt. "Aaah," stöhne ich gequält. "Der Arzt kommt sofort." Höre ich meine Mutter noch sagen. Dann nicke ich wieder weg.
Irgendwer fummelt an mir rum. Was kaltes legt sich auf meine Brust, meine Augenlider werden hoch gezogen. Aus Reflex schlage ich um mich. "Mi Mariposa, langsam. Der Doc will nur helfen." Höre ich meinen Papa. Langsam beruhige ich mich, als ich auch die Stimmen meiner Brüder höre. Ich öffne die Augen. Meine Sicht wird nach und nach weniger verschwommen.
"Wie fühlst du dich, Rosa?" Fragt nun der Arzt. "Gut denke ich. Was ist denn passiert?" Möchte ich wissen und schaue auf meine Beine. Bis zu den Oberschenkeln sind sie in Gips. Erschrocken fahre ich hoch, was ich dann feststelle, eine beschissene Idee ist. "Mein Kopf." Stöhne ich. "Du hattest einen Unfall. Einen Autounfall." Mischt sich Alvero dazu. "Einen Autounfall?" Wiederhole ich seine Worte. "Ja. Erinnerst du dich nicht. In Italien." Beginnt er, wird aber von Vater unterbrochen. "Ist ja jetzt auch erstmal egal. Wie geht es dir?" Sagt er schnell. "Gut." Wiederhole ich nochmals meine Aussage von eben.
"Ich muss jetzt noch ein paar Tests machen. Bitte lassen Sie uns kurz alleine." Erklärt der Arzt, woraufhin alle aus dem Raum verschwinden. Mir entgeht nicht, dass mein Vater und Alvero wütende Blicke austauschen. Was ist denn jetzt schon wieder passiert?
Nachdem der Arzt alles untersucht hat, erklärt er mir meine Verletzungen und worauf ich achten muss. Auch, dass ich 10 Tage im Koma lag. Verdammt. "Aber... Wissen Sie was für ein Autounfall das war?" Erkundige ich mich beim Arzt. "Nein. Tut mir leid. Ich habe dich mit deinen Eltern zusammen nach Mexiko überführt, aber mehr weiß ich nicht." Erzählt er mir. Dankend nicke ich.
Erschöpft schließe ich wieder meine Augen. Ich muss wohl wirklich wieder eingeschlafen sein. Denn ich werde erst wieder wach, als Mama mit einem Essenstablett klappert. Ihre leckere Pozole rieche ich schon von Weitem. "Das riecht lecker." Lächel ich sie an. Ihr Lächeln sieht aufgesetzt aus. Irgendwas ist hier los. "Mama, kannst du mir mehr über den Unfall sagen? Warum war ich in Italien?" Frage ich und bei dem Wort Italien verschüttet sie ein wenig Wasser, was sie gerade in ein Glas gießt. "Ich weiß es auch nicht so genau. Frag deinen Papa." Sagt sie schnell und lenkt vom Thema ab. "Na, bis wir wieder ausreiten können, dauert es wohl noch etwas." Sagt sie gequält fröhlich.
Ich fühle mich noch zu schwach um mit ihr zu diskutieren, aber irgendetwas stimmt hier nicht. Also esse ich die leckere Suppe und schlafe erneut wieder ein. Erst am nächsten Morgen werde ich wieder wach. Mein Papa sitzt am Bett und schaut mich ernst an. "Guten Morgen. Wie geht es dir heute, mi Mariposa?" Fragt er mich zuckersüß. Ich horche kurz in mich rein. "Schon viel besser." Erkläre ich dann. Freudig nickt er. "Kannst du mir jetzt von dem Autounfall erzählen? Ich kann mich nicht erinnern." Bitte ich ihn. "An was erinnerst du dich denn noch?" Erkundigt er sich besorgt. Ich überlege. "Mmmh, das letzte was ich weiß ist, dass Cleo meine Mitbewohnerin ausziehen und ich über's Wochenende zu euch wollte. Warum war ich denn in Italien?" Bohre ich wieder nach. Ein merkwürdiges Funkeln blitzt in den Augen meines Vaters auf. "Oh da fehlt dir einiges." Lächelt er. "Du warst hier zu Besuch und Hugo und du... Naja also ihr habt euch angefreundet... Also ihr seid euch näher gekommen... Und seid dann von hier in den Urlaub nach Italien um ein wenig Zweisamkeit zu genießen. Dabei ist der Unfall passiert." Erzählt er. Währendessen versuche ich die Informationen zu verarbeiten und zu zu ordnen. Ich und Hugo? Kann ich mir nicht vorstellen. "Wo ist Hugo? Geht es ihm gut?" Frage ich schließlich besorgt. "Ja, er hat nur ein paar Prellungen und einen Armbruch abbekommen." Erklärt er und winkt mit der Hand ab. Irgendwas kommt mir wirklich komisch vor. Ich muss Alvaro später befragen.
Da ich mir gerade ziemlich verarscht vorkomme, täusche ich vor, wieder eingeschlafen zu sein. Als Papa weg ist, suche ich meinen Nachttisch nach meinem Handy ab. Aber es ist nicht da. Verdammt. Ich fühle mich wie eine Gefangene. Kurz nicke ich tatsächlich wieder ein. Doch dann öffnet sich die Tür. "Alvero?" Nuschel ich im Halbschlaf. "Nein Mäuschen. Ich bin es. Hugo." Höre ich die Stimme des bestens Freundes meiner Bruders. Noch immer kommt mir der Gedanke komisch vor, dass Hugo und ich... Nee das kann einfach nicht sein. Und Mäuschen? Wie scheiße klingt das? Er tritt näher an mein Bett. Hugos Gesicht ist überzogen von violetten Blessuren. Sein rechter Arm ist in Gips. Also das scheint ja zumindest zu stimmen. "Wie geht es dir?" Fragen wir beide gleichzeitig und müssen lächeln. "Gut soweit. Der Gips nervt, aber das brauche ich dir wohl nicht sagen." Grinst Hugo schief und schaut auf meine Beine. "Rosa... Der Unfall war meine Schuld. Ich war zu schnell." Stammelt er, kann mir dabei aber nicht in die Augen schauen. Er scheint wirklich ein schlechtes Gewissen zu haben. "Ich werde ja wieder." Erkläre ich blöd, da mir nichts besseres einfällt. Hugo streichelt unbeholfen meinen Kopf. Bei seiner Berührung fühle ich nichts, gar nichts anziehendes. Wir sollen wirklich zusammen sein? Irgendwie merkwürdig. Kann man sich durch Amnesie wieder entlieben? Da muss ich später den Doc nachfragen.
Hugo steht weiterhin unbeholfen rum. Ich entscheide mich ihn und mich zu erlösen und weg zu dämmern. Das funktioniert ziemlich gut, da ich noch völlig k.o. von allem bin. Er gibt mir einen kleinen Kuss auf den Scheitel. Wieder nichts. Kein Kribbeln. Keine Gefühle. Komisch.
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Hola y adios bebe - Hallo und Tschüss, Baby!
RomanceMario ist mit seinem Leben als Fahrer des italienischen Padre, Enzo Mancini, zufrieden. Er liebt Autos, Aktion und Frauen. Doch aus heiterem Himmel kommt Rosa in sein Leben. Die quirlige Tochter des mexikanischen Kartellboss. Kann das gut gehen? Ode...