Teil 61

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Rosa

Das ist mir einfach alles zu viel. Was hat dieser Arsch mir nur angetan? Keine Kinder mehr zu bekommen, ist ein harter Schlag. Wobei, ich wusste noch nicht mal ob ich welche will. Aber jetzt kreist immer wieder der Gedanke in mir, wie Mario ein Baby auf dem Arm hat. Verdammt. Ich kann ihm das nicht antun. Ich muss ihn frei geben. Er hat eine starke Frau verdient, nicht mich, die so viel verarbeiten muss und keine Kinder bekommen kann.

Doch er will nicht gehen. Er will bleiben.... Noch. Ich habe keine Kraft für Diskussionen, daher drehe ich mich um. Mir ist bewusst, dass er nun freien Blick auf meinen Rücken hat. Aber vielleicht schreckt ihn das ab. Ungewollt laufen mir leise Tränen über die Wangen.... Bis ich wieder einschlafe. Wieder träume ich von Hugo. Seinem fiesem Lachen, seine ekligen Berührungen und seine Schläge.

Als ich aufschrecke, spüre ich Mario, der meine Hand hält und beruhigend auf mich einredet. Wie sehr habe ich mit das in den letzten Tagen gewünscht. Ihn wieder nah bei mir zu haben. Seine Stimme zu hören. Und jetzt, blockiere ich, wenn er mich küssen will. Ich muss stark sein. Hugo darf es nicht geschafft haben, mich zu brechen.

"Hey, Baby. Wie geht es dir?" Höre ich ihn flüstern. Seine Hand zuckt, so als ob er sich wieder beherrschen muss, mich nicht zu berühren. Ich muss es schaffen. Daher nehme ich seine Hand und lege sie auf meine Wange. "Jetzt besser." Lüge ich. Es breitet sich ein unangenehmes Gefühl in meinem Körper aus. So als ob meine Haut verbrennt, dort wo er mich berührt. Scheiße. Es geht nicht. Doch dann treffen sich unsere Blicke. Mario's liebevoller Blick lässt mich alles vergessen. Ich verliere mich komplett in ihm. Wao. Wir schweigen uns einfach nur an und bewegen uns nicht. Ich habe sogar Angst zu atmen, da ich nicht will, dass der Augenblick endet.

Doch er endet. Genau jetzt, als eine Krankenschwester rein kommt. "Guten Morgen. Wie geht es Ihnen? Ich würde Sie einmal waschen." Flötet sie fröhlich. Mario verabschiedet sich mit einem kleinen Lächeln. "Ich komme gleich wieder." Flüstert er mir zu und küsst meine Hand.

Die Schwester ist witzig. Sie erzählt irgendwelche komischen Sachen, die ihr auf dem Weg zur Arbeit passiert sind. Ganz folgen kann ich dem nicht, denn ich denke immer noch über den kleinen Kuss auf meiner Hand nach. Es hat sich gut angefühlt. Es war wirklich okay.

Während sie noch meine Wunden frisch versorgt, lächelt sie mir aufmunternd zu. Es muss ein schlimmes Bild abgeben. "Ist das ihr Freund?" Fragt sie plötzlich und zeigt mit dem Kopf zur Tür hinter der wahrscheinlich Mario wartet. Ich lächel in mich hinein. "Ja. Das ist Mario... Mein Freund." Hauche ich und kann es gar nicht fassen. "Nettes Sahneschnittchen. Den würde ich auch nicht von der Bettkante schupsen." Lacht sie laut auf. Ihr Lachen ist ansteckend und ich muss ebenfalls schmunzeln. Dann bemerkt sie wohl ihren Fehler. "Tut mir leid, Liebchen. Ich... Ich meinte nur. Er sieht halt gut aus und kümmert sich so rührend." Stottert sie. Ich weiß was sie meint. Natürlich weiß sie von meinen Verletzungen und woher sie kommen. Ich will nicht, dass sie sich schlecht fühlt. Daher zwinge ich mich zu einem Lächeln. "Ich weiß schon. Er ist wirklich toll." Antworte ich. Es scheint sie zum Glück zu beruhigen.

Nachdem die ganze Prozedur mit Waschen, Wunden eincremen und so vorbei ist, verabschiedet sie sich wieder. Ich muss jetzt einige Zeit auf dem Bauch liegen, damit die Creme einziehen kann. Wenn Mario jetzt rein kommt, wird er das ganze Ausmaß sehen. Daher zittere ich vor Angst, als sich die Tür öffnet. "Hey, ich habe uns Kaffee aus der Cafeteria geholt. Die haben dort auch Donuts. Ich konnte nicht dran vorbei..." Höre ich ihn und auch sein schweres schlucken. "Jetzt ist dir wohl der Appetit vergangen." Witzel ich. Ich höre wie Mario die Becher und Tüte abstellt, dann kommt er zu mir ans Bett. "Hey Baby.... Sieh mich an..." Raunt er mir mit leiser ruhiger Stimme zu und ich wende mich ihm zu. Seine Augen treffen meine und sein Blick beruhigt mich. "Ich will ehrlich sein, es sieht im Moment schlimm aus und es hat mich kurz umgehauen. Aber... Das sind alles Wunden die heilen werden. Es wird dauern, aber dabei werde ich dich unterstützen. Ich werde an deiner Seite bleiben." Flüstert er und streichelt meine Wange. Ich kann nichts dagegen tun, die Tränen rollen einfach über meine Wangen. "Hey, ich liebe dich. Daran wird sich nichts ändern." Grinst er mich an, wobei sich seine Grübchen zeigen. Diese Grübchen, die mich die letzten Tagen durchstehen lassen haben.

"Küss mich." Bitte ich ihn, ohne darüber nachzudenken. Ich weiß nicht, wie es sein wird, aber ich will es probieren. Zögerlich senkt er seinem Kopf zu mir. Darauf bedacht, mich nicht an meinen Verletzungen zu berühren. Dann liegen seine Lippen auf meinen. Zuerst versteift sich mein kompletter Körper. Aber ich will das unbedingt. Es ist Mario verdammt. Es ist mein Mario. Sobald ich mir das immer und immer wieder vor sage, entspanne ich mich. Der Kuss wird gut. Das Kribbeln in meinem Körper ist noch da. Ich bin nicht Tod. Ich schaffe das. Grinsend lösen wir uns von einander. Sein liebevoller Blick haut mich um. Er will das hier wirklich.

Nachdem ich mich wieder umdrehen kann, machen wir uns über den Kaffee und die Donuts her. "Ist nicht wie bei Maureen," erklärt Mario mit vollem Mund. "aber geht schon." Zwinkert er mir zu. Diese lächeln macht mich echt fertig.

Er bleibt den ganzen Tag bei mir. Zwischensdurch waren auch Mama und Alvero da. Sie haben beide geweint wie Schlosshunde und sich tausend Mal entschuldigt nicht eingegriffen zu haben. Aber ich verstehe es. Hugo hatte sie vollkommen unter Kontrolle. Sogar Enzo kommt mich kurz besuchen. Er hält mir schließlich ein Telefon vors Gesicht. Zunächst höre ich nur ein schlurzen. "Hallo?" Frage ich daher. "Rosa. Oh mein Gott. Du bist es..." Höre ich eine weibliche Stimme. "Claire..." Flüstere ich. Und sie lacht und schnieft gleichzeitig. Es sind wirklich alle Erinnerungen wieder da. Wie sie bei mir gewohnt hat. Wir unterhalten uns noch ein wenig und ich merke, wie ihr Lachen mich ablenkt. Ich verspreche, mich regelmäßig bei ihr zu melden. Es tut gut mit ihr zu quatschen. Doch es erschöpft mich alles sehr, sodass ich schließlich einschlafe.

Hola y adios bebe - Hallo und Tschüss, Baby!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt