Rosa
Meine Entscheidung ist gefallen. Ich werde ausziehen. Danke Franci weiß ich auch wohin. Er hat mir angeboten mit ins Frauenhaus zu kommen. Er war zwar der Meinung, dass ich erst nochmal mit Mario reden soll, aber das kann ich im Moment nicht. Ich fühle mich zu sehr weggestoßen, als dass ich im Moment ein klärendes Gespräch führen kann. Ich kann es ja verstehen, dass er meinen Körper abstoßen findet und wahrscheinlich auch der Gedanke tief verankert ist, dass Hugo mich überall berührt hat. Aber mich so unsanft zurück zu weisen, tat scheiß weh.
Da ich dann doch nicht einfach so verschwinden will, schreibe ich ihm einen Abschiedsbrief. Diesen lege ich in sein Zimmer. Kurz bleibe ich dort stehen. Nehme Mario's Duft nocheinmal auf. Diesen Geruch werde ich für immer mit ihm verbinden.
Beim Abendessen lasse ich dann die Bombe platzen. Ich bin mit zwar vollkommen sicher das Richtige zu machen, dennoch habe ich gegenüber Claire ein schlechtes Gewissen. Doch der Doc spricht mir alleine durch den Augenkontakt Mut zu. Daher mache ich es wie mit einem Pflaster. Schnell und schmerzlos. Naja. Nicht schmerzlos. Denn Mario's Augen funkeln vor Schmerz. Damit hat er wohl nicht gerechnet. Wütend nimmt er reiß aus. Vielleicht ist es besser so.
Nach dem Essen lädt Franci unsere Sachen in seinen Sportwagen und ich verabschiede mich von allen. Claire steht in Enzo's Armen und weint wie ein Schlosshund. "Hey, wir können uns doch jederzeit in der Stadt treffen." Schlage ich vor. Laut schlurzend fällt sie mir in die Arme. "Schreib mir. Und wenn was ist, du kannst immer zu uns zurück." Flüstert sie in mein Ohr. Auch mir laufen nun die Tränen. Nach und nach verabschiede ich mich von allen. Alvero zeigt mir deutlich, dass er meine Entscheidung nicht gut findet. "Endlich waren wir wieder zusammen.... Und was ist mit Mario?" Fragt er während er mich in den Arm nimmt. Er ist der Erste, der Mario erwähnt. "Es geht einfach nicht mehr. Er wird jemand anderes finden, der ihn glücklich macht." Flüstere ich ihm zu, was ihn laut schnauben lässt. "Du machst einen großen Fehler. Mario liebt dich über alles." Ruft er mir noch hinterher, ehe ich in das Auto steige.
Die Fahrt in die Stadt läuft wie ein Film an mir vorbei. Einerseits vermisse ich sie alle jetzt schon, andererseits brauche ich einfach ein wenig Abstand.
Das Frauenhaus befindet sich in einer kleinen Seitenstraße mitten in der Altstadt. Fußläufig kann man alles erreichen und sogar zum Meer ist es nicht weit.
Laut Franci wohnen dort im Moment nur vier Frauen. Dazu noch ein Betreuerteam von 5 Psychologen und einer Haushälterin. Kochen machen die Bewohnerinnen selbst. Dafür gibt es wohl einen Plan. Ich bin wirklich gespannt alle kennenzulernen.
Da es schon später Abend ist, sind alle bereits auf ihren Zimmern. Nur vereinzelt schallen Geräusche von Filmen durch die Türen. Franci zeigt mir mein Zimmer. Es ist klein aber alles ist neu. Die Möbel, ein Bett, Schrank und Schreibtisch sind aus weißem Holz. Auch die Wände sind weiß. Einziger Farbklecks sind die blau-türkisen Gardinen und blaue Bettwäsche. "Es ist sehr schön." Kommentiere ich das Zimmer. "Wir halten es schlicht, damit die Bewohnerinnen es selbst noch gestalten können." Erklärt Franci. "Richte dich erstmal ein. Wenn du was brauchst, es ist immer ein Betreuer im Gemeinschaftswohnküche oder in dem angrenzenden Bereitschaftszimmer." Erklärt er und lässt mich alleine.
Ich lasse mich aufs Bett fallen. Meine Tasche vor den Füßen und blicke mich im Raum um. "Mein neues Zuhause." Nuschel ich. Völlig erledigt lasse ich mich aufs Bett fallen und schlafe direkt ein. Wieder habe ich Albträume. Seitdem ich bei Claire und Enzo gewohnt habe, hatte ich keine mehr. Aber wahrscheinlich muss ich mich erst umgewöhnen.
Bereits am frühen Morgen werde ich von Stimmen und irgendwelchem Klappern geweckt. Zunächst weiß ich gar nicht wo ich bin. Als ich mich endlich orientiert habe, mache ich mich im Gemeinschaftsbad frisch und gehe nach unten. Die Geräusche kommen aus der Wohnküche. Als ich dort eintrete, sehen mich 5 Leute mit großen Augen an. "Ciao." Bringe ich etwas eingeschüchtert hervor. Eine Frau, mittleren Alters mit roten Haaren, die zu einem Bob geschnitten sind, kommt auf mich zu. "Ciao, devi essere quello nuovo. Franci ha parlato di te." Lächelt sie freundlich. Doch ich verstehe kein Wort. Verzweifelt blicke ich in die Runde. "Es tut mir leid. Ich kann kaum italienisch." Antworte ich und lächel entschuldigend. Sofort wechselt die Frau ins Englische. "Hi. Ich bin Laura und gehöre hier zum Therapeutenteam." Erklärt sie. "Hey, ich bin Rosa." Antworte ich noch immer eingeschüchtert. "Komm rein. Magst du Kaffee?" Fragt sie mich freundlich, was ich nickend annehme. Zusammen setzen wir uns an den Tisch. "Das ist Gabriele oder auch Gab. Er ist ebenfalls Therapeut. Das sind Giulia, Alice und Emma. Sie wohnen hier." Stellt Laura alle vor. Zur Begrüßung nicken die Frauen verhalten. Jedoch beginnt Gab sofort ein Gespräch. "Hey, wo kommst du denn her?" Fragt er mit einem offenen freundlichen Lächeln. Er ist etwa in Franci's Alter. Hat schulterlange Haare einen kleinen Bierbauch und trägt so eine Hosen mit Schlag und Batik T-Shirt. "Geboren bin ich in Mexiko, aber die letzten Jahre habe ich in L.A. gelebt." Antworte ich kurz. Zum Glück bohrt er nicht weiter nach. Ich möchte nicht allen sofort meine Geschichte auf die Nase binden.
Gerade als ich meinen Kaffee aufgetrunken habe, kommt Franci herein. Endlich ein bekanntes Gesicht. Die Stimmung hier am Tisch kann einen ganz schön runter ziehen. "Guten Morgen. In einer Stunde ist Gruppensitzung. Rosa, vorher sehe ich mir noch deine Wunden an." Wendet er sich dann an mich. "Ok. Bin eh fertig hier. Können direkt loslegen." Antworte ich wohl etwas zu motiviert, sodass Franci mich skeptisch ansieht.
Er sagt jedoch nichts und führt mich in ein kleines Behandlungszimmer. Dort schaut er sich wie jeden Tag meine Verletzungen an. "Es heilt wirklich gut. Ich denke wir können das Rückeneincremen auf einmal am Tag reduzieren. Wie sieht es mit den Schmerzen aus?" Erkundigt er sich. "Soweit ganz gut. Ich komme klar." Erwidere ich. "Super. Dann bist du ja bereit für deine erste Gruppentherapie." Lächelt er mich an und ich schaue wahrscheinlich wie ein Auto. Ich und Gruppentherapie? Bei dem piept es wohl.
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Hola y adios bebe - Hallo und Tschüss, Baby!
RomanceMario ist mit seinem Leben als Fahrer des italienischen Padre, Enzo Mancini, zufrieden. Er liebt Autos, Aktion und Frauen. Doch aus heiterem Himmel kommt Rosa in sein Leben. Die quirlige Tochter des mexikanischen Kartellboss. Kann das gut gehen? Ode...