Mario
Die Nachricht von Rosa's Amnesie hat mich ganz schön aus der Bahn geworfen. Als ich ins Auto gestiegen und abgehauen bin, hätte ich am liebsten die Welt in Schutt und Asche gelegt. Doch gelandet bin ich einer Bar am Hafen. Gerade als ich meinen dritten Shot geleert habe, kommt Filippo zu mir. "Hey, hier bist du." Sagt er und setzt sich ohne zu fragen. Mürrisch schaue ich ihn an. Was will er von mir. "Enzo hat mich zwar geschickt, aber ich mache mir ebenfalls Sorgen." Gesteht er und bestellt sich eine Cola. "Aha. Aber mit mir trinken willst du nicht?" Frage ich und deute auf das Glas vor ihm. "Nein. Werde ich nicht. Ich werde dafür Sorgen, dass du sicher nach Hause kommst. Du kannst dich betrinken, wenn es dir hilft. Ich werde da sein und dich stützen." Erklärt er während er in seine Cola starrt. Wao so viel hat er noch nie gesagt. Er ist eher wortkarg und mehr der Außenseiter. Aber das er hier bei mir bleibt, rechne ich ihm hoch an.
Also bestelle ich mir noch mehr Shots und Bier. Nach kurzer Zeit gesellen sich zwei Mädels zu uns. Billig schmeißen sie sich an uns ran. Ich muss ziemlich deutlich werden, bis sie verstehen, dass sie sich verpissen sollen. "Sorry, wenn ich dir die Tour vermasselt habe." Grinse ich ihn an. "Kein Problem. Ist eh nicht mein Beuteschema." Erklärt er trocken. Es liegt ein merkwürdiger Ton in seiner Aussage. Vielleicht ist es auch der Alkohol, aber es kommt mir vor, als ob das jetzt zweideutiger gemeint war, als es klang. "Du meinst blond und dicke Titten ist nicht dein Beuteschema oder....." Beginne ich und hoffe, dass er meinen Satz zuende führt. "Menschen mit Vaginas sind nicht mein Beuteschema." Beendet er und bestätigt meine Vermutung. "Ah. Ok. Ich wusste nicht. Na dann ist ja um so besser, dass ich die Tanten vergrault habe." Lache ich und stoße mit meinem Shotglas gegen seine Cola. Er schmunzelt, sagt aber nichts weiter dazu. Muss er ja auch nicht.
Nach weiteren fünf Shots bin ich ziemlich voll. "Sag mal... Was ist denn dein Typ?" Frage ich lallend. Filippo zieht scharf die Luft ein. "Puh, du... Matteo.... Oder vielleicht auch Alvero...." Sagt er säufzend. Ich blicke ihn verwundert an. "Alvero?" Den Rest ignoriere ich gerade mal. "Ja. Er hat tolle Augen und eine so freundlich Art." Schwärmt er. "Also stehst du wohl immer auf Heteros." Schlussfolgere ich und muss grinsen. "Bei Matteo und dir ja. Aber Alvero...." Säufzt er verzückt. Irritiert hebe ich die Augenbrauen. "Er ist definitiv schwul, will es sich nur noch nicht eingestehen. Aber bei dem Vater kein Wunder." Erklärt er und verzieht das Gesicht. "Wie kommst du darauf?" Frage ich und meine Neugierde ist geweckt. "Auf der Party in Mexiko.....erst waren es nur Blicke. Aber dann... Ist er mir zur Toilette gefolgt und hat mich geküsst. Junge kann der küssen." Erzählt er und seine Augen sehen aus als ob da gleich rosa Herzen heraus springen. Ich muss schmunzeln. "Das hätte ich jetzt nicht erwartet. Ich glaube Rosa weiß das auch nicht." Vermute ich. "Ich glaube bis zu dem Abend wusste er es selbst nicht." Kichert Filippo. Auf diese Nachricht kippe ich zwei weitere Shots. Dann habe ich einen Filmriss, denn ich wache am nächsten Morgen mit einem dicken Schädel auf.
Doch als der Kater gegen Abend verschwunden ist, wiederholt sich das ganze. Filippo fährt mich, hört sich mein Gejammer wegen Rosa an und bringt mich irgendwann ins Bett. Er ist ein echter Freund. Das hätte ich nie vermutet.
Nachdem ich mir am nächsten Morgen die Seele aus dem Leib gekotzt habe, beschließe ich mein Leben zu ändern. Kein Alkohol, keine Drogen und keine Rennen mehr. Wenn Rosa sich wieder erinnert und zu mir zurück kommt, will ich keine Enttäuschung für sie sein. Ich muss stark sein. Stark genug um sie zu beschützen und auf Händen zu tragen.
Daher mache ich wieder mehr Sport und gehe meiner Arbeit nach. Claire hat mir erzählt, dass ihre Schwägerin Stella und deren Freundin Lucy da sind, um ihr zu helfen. Sie kennen sich von dem Besuch in New York. Dann erlebe ich sie auch noch in Aktion. Was für laute, lustige Frauen. Genau das braucht Claire, um sich von dem Thema Rosa abzulenken und ihre Hochzeit zu genießen.
Gegen Abend ruft Enzo mich ins Büro. "Was gibt's, Boss?" Fragt ich flapsig und lasse mich auf dem Besucherstuhl vor ihm nieder. Enzo schaut mich prüfend an. "Wie geht's dir?" Erkundigt er sich besorgt. "Gut. Dem Umständen entsprechend, sagt man doch so schön." Spiele ich die Situation runter. Enzo schnaubt. "Ich habe mit Epifanio telefoniert. Er behauptet Rosa geht es gut. Aber...." Erklärt er und holt tief Luft. "Sie will nichts mehr mit uns zu tun haben." Fügt er hinzu und mir fällt die Kinnlade hinunter. "Was ein Arschloch." Fluche ich. "Er hat mich ziemlich abgebügelt. Mehr Informationen werden wir nur über Alvero bekommen." Erzählt er noch. "Alvero hat sich seit zwei Tagen nicht mehr gemeldet." Informiere ich ihn. "So eine scheiße." Flucht er und ich stimme ihm nickend zu.
Also versuche ich Alvero anzurufen. Es klingelt zwei Mal, ehe ich weg gedrückt werde. Vielleicht kann er gerade nicht sprechen. Doch auch in den darauffolgenden Tagen ist es ähnlich. Er ignoriert meine Anrufe. Fuck Fuck Fuck. Das war meine einzige Verbindung zu Rosa. Jetzt kann ich nur noch hoffen, dass Rosa eines Tages meinen Brief liest und sich bei mir meldet. Sonst weiß ich leider auch nicht weiter. Zwischenzeitlich hatte ich Filippo vorgeschlagen, dass wir einfach nach Mexiko fliegen uns Rosa und Alvero schnappen und durchbrennen. Aber es wird wohl nur ein schöner Traum bleiben.
Die Tage bis zur Hochzeit sind stressig. Claire spannt mich total ein. Zumal sie mich gefragt hat, ob ich sie zum Altar führen will. Die Ablenkung tut mir gut und gibt mir Kraft. Also kommt es schließlich, dass ich in einem Smoking auf dem Parkplatz einer Kapelle stehe und ungeduldig auf die Braut warte. Gott. Wenn Rosa nur hier wäre. Sie würde sich sicherlich über mein Lampenfieber kaputt lachen. Wie mir ihr Lachen fehlt...
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Hola y adios bebe - Hallo und Tschüss, Baby!
RomanceMario ist mit seinem Leben als Fahrer des italienischen Padre, Enzo Mancini, zufrieden. Er liebt Autos, Aktion und Frauen. Doch aus heiterem Himmel kommt Rosa in sein Leben. Die quirlige Tochter des mexikanischen Kartellboss. Kann das gut gehen? Ode...