Die Nacht hatte sich über den Wald gelegt, und die Kälte, die durch die Bäume zog, spürte ich kaum, während ich auf der Lichtung trainierte. Meine Bewegungen waren konzentriert, jeder Muskel gespannt, als würde ich gegen einen unsichtbaren Feind kämpfen. Jeder Tritt, jeder Schlag war präzise, doch es fühlte sich nicht richtig an. Es war dieses nagende Gefühl, das mich innerlich am meisten quälte - meine Sterblichkeit. Ich kämpfte nicht nur gegen die Luft, sondern auch gegen die überwältigende Angst, nicht stark genug, nicht schnell genug, nicht mächtig genug zu sein, um die, die ich liebte, zu beschützen.
Plötzlich hörte ich Schritte hinter mir. Mein Atem stockte, als ich mich umdrehte und Carlisle in der Dunkelheit auf mich zukommen sah. Seine Miene war ruhig, doch etwas Schweres lag in seinen Augen, das mich sofort traf.
„Du hast hart gearbeitet", sagte er sanft, und seine Worte hingen wie eine zarte Brise zwischen uns. „Aber das ist nicht das, worüber wir wirklich reden müssen, oder?"
Mein Herz begann schneller zu schlagen. Ich wusste, was jetzt kommen würde. Dieses Gespräch hatte ich lange gefürchtet, doch es war unvermeidlich.
„Carlisle..." Ich begann zu sprechen, doch meine Stimme versagte. So oft hatte ich ihn schon gebeten, darüber nachzudenken, mich zu verwandeln, und jedes Mal hatte er mir sanft, aber bestimmt widersprochen.
Er trat näher, legte mir sanft eine Hand auf die Schulter. „Ich verstehe, warum du das möchtest. Mehr, als du vielleicht denkst." Seine Stimme war ernst, beinahe gebrochen, als würde jede Silbe, die er sprach, eine schwere Last in sich tragen. „Aber du weißt, was das bedeutet, Fjella. Du würdest dein Leben aufgeben. Alles, was du jetzt bist, würde sich unwiderruflich verändern. Und das will ich dir nicht antun. Nicht, wenn es eine andere Möglichkeit gibt."
Ich wich seinem Blick aus, Tränen brannten in meinen Augen. „Aber es gibt keine andere Möglichkeit, oder?" Meine Stimme zitterte. „Ich kann nichts tun, um euch zu beschützen. Ich fühle mich so nutzlos, Carlisle. Jeden Tag, den ich trainiere, wird mir nur noch klarer, wie schwach ich im Vergleich zu euch bin. Ich... ich werde nie genug sein."
Carlisle schwieg einen Moment, bevor er leise antwortete: „Fjella, du bist mehr als genug, so wie du bist. Du bist stark - aber nicht nur körperlich. Dein Herz, dein Wille, deine Menschlichkeit, all das ist deine wahre Stärke. Doch die Unsterblichkeit... sie ist kein Geschenk, Fjella. Sie ist ein Fluch, den ich nicht leichtfertig über jemanden bringen kann."
Ich konnte die Verzweiflung in mir nicht länger zurückhalten. „Aber ich bin nur ein Mensch!" rief ich aus, meine Stimme brach in einem Schluchzen. „Ich werde nie so sein wie ihr. Nie stark genug. Und was, wenn ich nicht da bin, um euch zu helfen, wenn ihr mich braucht?"
Carlisle zog mich in seine Arme, ließ mich gegen seine Brust sinken, während die Tränen unaufhaltsam über mein Gesicht strömten. „Es tut mir leid, Fjella. Es tut mir so leid, dass du das durchmachen musst. Aber ich kann dir das nicht antun. Ich kann dich nicht zu einem von uns machen, nicht ohne einen wirklich triftigen Grund."
Ich krallte mich in sein Hemd, mein ganzer Körper zitterte vor Verzweiflung. „Ich will nicht schwach sein", flüsterte ich heiser. „Ich will euch beschützen können..."
Carlisle strich mir sanft übers Haar, seine Berührung war beruhigend, voller Zärtlichkeit. „Du bist nicht schwach, Fjella. Du bist stark, und deine Stärke wird uns helfen, einen Weg zu finden. Aber bitte, gib dich selbst nicht auf. Das ist nicht die Lösung."
Eine Weile standen wir einfach nur da, ich ließ meinen Schmerz heraus, während Carlisle mich sanft tröstete. Irgendwann ließen die Tränen nach, und ich sah zu ihm auf, erschöpft und leer.
„Es tut mir leid, dass ich dich immer wieder damit belaste", sagte ich schließlich leise.
Carlisle schüttelte den Kopf und zog mich noch näher zu sich. „Du belastest mich nicht, Fjella. Ich verstehe deine Ängste. Ich verstehe sie mehr, als ich in Worte fassen kann. Aber wir werden einen anderen Weg finden, gemeinsam. Du bist nicht allein."
Ich atmete tief durch und spürte, wie sich langsam eine Ruhe in mir ausbreitete. „Okay... Ich gebe nach. Für jetzt."
Carlisle lächelte schwach und küsste meine Stirn. „Das ist alles, was ich von dir verlange."
Den Rest des Abends genossen wir einfach die Gesellschaft des anderen, ohne über die bevorstehenden Herausforderungen nachzudenken. Ich ließ mich in seine beruhigende Gegenwart fallen, und für einen Moment fühlte ich mich tatsächlich stark - nicht durch körperliche Macht, sondern durch die Bindung, die uns verband.
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Bis(s) in die Ewigkeit
FanfictionFjella Holm gerät in den Bann des mysteriösen Vampirs Carlisle Cullen und entdeckt eine gefährliche, übernatürliche Welt. Ihre aufkeimende Liebe wird von düsteren Visionen und inneren Konflikten bedroht, während sie sich immer tiefer in das Geheimni...