Every Baby

Kapitel 3

POV Mario

Wir bleiben noch eine Weile auf dem Sofa sitzen und ich ließ die ganze Geschichte sacken. Basti tat mir so unglaublich leid. Er hatte sich so auf das Kind gefreut, darauf eine Familie zu sein. So ganz anders als ich. Für mich würde es keine Familie geben. Da wären nur das Baby und ich. Ob ich es wohl meiner Familie erzählen sollte? Nein, lieber nicht. Denen traute ich zu, dass sie damit doch direkt zu Marco rennen würden oder mich in die Klapse einweisen lassen würden.
„Basti?" fragte ich schüchtern.
„Ja?" erwiderte er.
„Ich...Ich glaube ich hab Angst" stammelte ich.
„Ach Mario, das ist ganz normal. Ich hatte auch Angst. So ein Baby ist auch ne ziemlich große Sache. Du hast auf einmal nicht nur für dich die Verantwortung, sondern auch für das kleine Baby in deinem Bauch und dann später auch, wenn es auf der Welt ist. Aber Mario, du schaffst das und ich werde dir helfen, wo ich auch kann. Du wirst nicht allein sein, das verspreche ich dir" antwortete mir Basti und ich war besonders in diesem Moment froh, ihn angerufen zu haben.
„Nur den Fußball kann ich erstmal vergessen" brummte ich traurig.
„Ach Mario. Danach kannst du dann umso mehr spielen und was glaubst du wie schön es dann sein wird, mit deinem Kind zu kicken?" erwiderte Basti und die Vorstellung brachte mich ungewollt zum Lächeln.
„Das klingt ziemlich traumhaft" gab ich zu und Basti grinste zufrieden.
„Na siehst du und jetzt hol mal dein Laptop. Wir gehen auf Wohnungssuche. Irgendwo müsst ihr beiden in München ja wohnen." Bei diesen Worten wurde es mir erneut klar. Ich würde meine Heimat verlassen. Würde irgendwo neu anfangen.
„Okay" sagte ich dann doch wieder verunsichert, lenkte aber sofort ab: „Willst du eigentlich was frühstücken?"
Basti war sofort Feuer und Flamme und lachend machte ich mich also mit ihm im Schlepptau auf den Weg in die Küche.
„Jogurt? Müsli? Brot?" fragte ich und öffnete meinen Kühlschrank.
„Ich würde ein Müsli nehmen" erwiderte er und ich holte zwei Müsli aus dem Kühlschrank. Wir machten es uns am Küchentisch gemütlich und begannen zu essen. Es war friedlich, bis ich auf einmal hektisch aufsprang und in Bad rannte. So schnell es ging beugte ich mich über die Toilettenschüssel und erbrach das eben zu mir genommene. Basti war mir hinterhergekommen und strich mir beruhigend über den Rücken. Als dann irgendwann nur noch Galle kam, löste ich mich von der Schüssel und lehnte mich mit dem Rücken gegen die Wand neben der Toilette.
„Was war denn das?" fragte ich stocken.
„Das ist ganz normal und wird dir in nächster Zeit noch öfters passieren. Nicht nur nach dem Essen. Aber das ist eine ganz normale Morgenübelkeit. Das gibt es in jeder Schwangerschaft" erklärte Basti mir und ich merkte, dass ich eigentlich verdammt wenig über das Thema Schwangerschaft wusste. Vielleicht wäre es mal ganz gut sich darüber zu informieren.
„Du Basti, was weißt du eigentlich über Schwangerschaften?" fragte ich meinen Freund. Er hatte immerhin selber eine hinter sich und würde das schon wissen.
„Naja, nicht allzu viel. Ich bin selber nicht sehr weit gekommen, aber selber kann ich dir ein wenig aus meiner Erfahrung erzählen" bot er an und ich nickte begeistert.
„Also wie du ja schon weißt, ist Fußball für dich erstmal tabu. Dir als Profifußballer wird es schwerfallen, groß keinen Sport mehr zu betreiben, aber außer Schwimmen und Pilates bzw. Joga solltest du keinen Sport machen. Auch nickt joggen. Außerdem wirst du dich mit dem Gedanken abfinden müssen, dass du dicker wirst. Dein Bauch wird wachsen und du wirst für zwei Essen. Diätplan ist gestorben. Du isst, worauf du Lust hast. Wahrscheinlich wirst du auch Heißhungerattacken entwickeln." begann er zu aufzuzählen und ich verzog das Gesicht. „Außerdem wirst du eigentlich frühestens in der 13. Schwangerschaftswoche das Geschlecht erfahren. Wie gesagt eigentlich. Medizinische Notfälle bilden eine Ausnahme und wir fallen in diese Kategorie. Das liegt daran, dass dir falls es ein Mädchen wird zusätzlich weibliche Hormone gespritzt werden müssten. Außerdem ist der dritte Monat der gefährlichste. Manchmal reicht ein heftiger Streit wie bei mir oder viel Stress schon aus, damit du dein Kind verlierst."
Alles ganz schön viele Infos. Nur beim letzten blieb ich hängen.
„Du warst im dritten Monat?" fragte ich und Basti nickte traurig.
„Ich war schon erleichtert, weil er beinahe um war. Richtig froh, dass ich ihn überstanden hatte und mein Kind nicht verloren hatte und dann kam dieser Donnerstag. Er wer fast um gewesen Mario" hauchte Basti und ich merkte, dass er mit den Tränen kämpfen musste.
„Es tut mir so leid Basti. Ich wünschte ich könnte was für dich tun" sagte ich und meinte es auch so.
„Ach Mario. Versprich mir einfach nur, dass du auf euch aufpasst. Dass dir nicht das Gleiche passiert und ich bin glücklich" seufzte er und ich nickte eifrig.
„Ich verspreche es dir und mit deiner Hilfe kann ja auch nichts passieren" Darauf lächelte Basti wieder. Zwar noch traurig, aber er lächelte.
„Na komm, lass uns mal nach einer Wohnung für dich schauen und wenn wir die gefunden haben, kläre ich mit dem Vorstand ab, ab wann du offiziell wechseln kannst. So lange bleibe ich hier bei dir" meinte Basti und froh um die Ablenkung aus dieser Situation raus stimmte ich zu. Wir kehrten ins Wohnzimmer zurück und ich startete mein Laptop. Nach mehreren Stunden des Suchens hatten wir zwei Wohnungen in der engeren Auswahl. Eine war die Dachwohnung in einem Neubau mit Dachterrasse. Sie war hell und offen, hatte ein Schlafzimmer für mich, ein Kinderzimmer, ein Gästezimmer, zwei Bäder, Küche, Wohnzimmer, Esszimmer und einen Hausflur. Die Andere Wohnung war eine Erdgeschosswohnung mit riesigem Garten. Sie war schnuckelig und klein, hatte aber kein Gästezimmer und auch nur ein Bad. Für beide vereinbarten wir einen Besichtigungstermin, auch wenn ich aktuell die zweite Wohnung bevorzugte. Sie war in ruhiger Lage und vor allem der Garten machte sie in meinem Augen kindergerechter, als die Dachwohnung in der Stadt.