Kapitel 30

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POV Mario

Doch diese vorerst angenehme Stille, machte mich letztendlich doch nervös. Ich hatte plötzlich diesen Drang dazu mit Marco zu reden. Über uns zu reden und über das was passiert war.
,,Ich...Es tut mir Leid, dass ich dir nichts von Milan gesagt habe", krächzte ich hervor und traute mich im ersten Moment nicht ihn anzusehen.
,,Ist...ist schon okay", murmelte er nur.
,,Ich hatte meine Gründe dafür. Ich...ich wollte uns beide beschützen", hauchte ich und sah zu ihm auf. Vorsichtig legte sich seine Hand auf meine. ,,Wovor Mario? Glaubst du ich hätte dich im Stich gelassen?"
,,Ich hatte Angst, dass es unsere Karriere beendet und dass du mich hassen könntest", gab ich zu und wurde leicht rot im Gesicht. Es war mir einfach unangenehm über diese Sache zu reden, denn er hatte immer noch Scarlett. Wer brauchte da jetzt schon ein Liebesgeständnis seines eigentlich besten Freundes? Marco ganz sicherlich nicht.
,,Niemals könnte ich dich hassen. Ich fasse es nicht, dass du das von mir gedacht hast.”

Ich konnte den Schmerz in seinen Augen sehen und es war als würde er direkt zu mir übergehen. Tränen bildeten sich in meinen Augen und ein lauter Schluchzer verließ meine Kehle.
,,Ich...ich wusste n-nicht wie du r-reagierst. Wir w-waren beste Freunde und d-die schlafen nicht m-miteinander.”

Jetzt griff er energisch an meine Schultern und drehte mich komplett zu sich.

,,Natürlich wäre es ein Schock gewesen aber wir waren beide betrunken und sind uns einig, dass es eine einmalige Sache war oder etwa nicht?"

Sofort kam ein neuer Schwall Tränen auf aber ich schaffte es zum Glück ihn zu unterdrücken. Es tat weh, dass er diese Nacht anscheinend anders sah als ich.
,,Ja...betrunken", murmelte ich nur und lächelte ihn halbherzig an. Die Kraft dazu ihm die Wahrheit zu sagen hatte ich einfach nicht. Das Ann schon zu der Zeit meine Alibifreundin gewesen war, konnte er natürlich nicht wissen. Selbst damals hatte ich schon Gefühle für ihn gehegt und erst durch sie wurde mir bewusst, dass ich wirklich so fühlte wie ich eben fühlte. Das Marco in meinem Herzen den größten Platz eingenommen und auch immer noch hatte. Auch nach all dem Chaos schlug mein Herz definitiv noch für den Vater meines Kindes.
,,Ich habe eine letzte Frage zu dieser ganzen Geschichte. Als ich dir damals diesen Brief geschickt habe, hast du mir diese niederschmetternde Antwort zukommen lassen. Ich bin ehrlich zu dir. Dieser Brief hat mir damals den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich konnte monatelang keinen an mich heranlassen. Waren diese Worte ernst gemeint von dir?" Alles in mir zog sich zusammen. Diesen schrecklichen Brief hatte ich verdrängt und es tat unglaublich weh wieder daran erinnert zu werden. Langsam schüttelte ich den Kopf: ,,Nein. Nicht eins dieser Worte war die Wahrheit. Ich...ich wusste mir nicht anders zu helfen. Du hättest mich nie in Ruhe gelassen und ich wollte uns beschützen. Vor der Presse und vor den Problemen der Gesellschaft. Was hätten sie zu Fußballern gesagt, die gemeinsam ein Kind haben? Wir hätten gleich auswandern können.”

Beruhigend strich er über meinen Handrücken: ,,Hey...ganz ruhig. Ich...ich verstehe diese Handlung und deine Gründe ebenso. Es...tut nur einfach gut zu wissen, dass du mich nicht ausgenutzt hast und ich mir unsere besondere Bindung nicht eingebildet habe.”
,,Diese Bindung kann man sich nicht einbilden", flüsterte ich lächelnd und schaute ihm fest in die Augen. Diese fesselten mich für einen Augenblick. Als würde die Zeit still stehen und dieser intensive Blick nur für uns bestimmt sein.
,,Kannst...kannst du mir von Milan erzählen?", bat er mich irgendwann und ich stimmte zu: ,,Natürlich.” Um ihm alles noch mehr verdeutlichen zu können, kramte ich unsere Fotoalben aus dem Wohnzimmerschrank und setzte mich zurück zu ihm. Vorsichtig blätterte ich die erste Seite auf. Das erste Bild zeigte wie Milan im Krankenhaus auf meiner Brust lag. Es war kurz nach dem Kaiserschnitt entstanden und es kam mir vor wie gestern, dass ich mein Wunder das erste Mal in den Armen hielt. Erstaunt strich Marco mit seinem Zeigefinger über das Bild.

,,Er...er sah damals schon aus wie ich.” Zustimmend nickte ich: ,,Ja, er sah von der ersten Sekunde an aus wie du.”

Langsam blätterten wir uns durch das erste Album und ich erzählte ihm die Situationen zu den Bildern. Wir lachten viel, denn Milan konnte manchmal wirklich unglaublich süß sein. Irgendwann in der Mitte des zweiten Albums blieben wir an einem Bild kleben, welches es Marco besonders angetan hatte. Milan stand auf dem Rasen der Allianz Arena. Er hatte dabei ein Dortmund-Trikot mit der Nummer Elf an, aufdem das Wort Reus zu lesen war. Mit seinem kleinen Fuß stand er auf einem Fußball und hatte seinen Kopf leicht zum Himmel gestreckt. Dabei lagen seine kleinen Hände auf seinen Ohren.
,,Milan war damals nach einem Spiel von mir mit Felix dort gewesen. Der Kleine hatte auf das Trikot bestanden", kicherte ich und konnte erkennen, dass Marco Tränen der Rührung in den Augen hatte. Sprachlos sah er mich an: ,,Mario...ich...Danke. Danke, dass du ihm von mir erzählt hast.”
,,Er hat es verdient zu wissen, dass er einen Vater hat, der einfach ein wunderbarer Mensch ist", meinte ich nur und löste das Bild aus dem Album. Verdutzt sah Marco auf das Foto: ,,Was?" Grinsend verdrehte ich die Augen.

,,Hier, nimm es. Ich habe es nochmal und so hast du ein Bild von ihm.”
,,Das...das bedeutet mir viel.”

,,Selbstverständlich. Weißt du, Milan liebt Fußball und er guckt fast jedes Spiel von dir", erzählte ich ihm und zeigte dabei noch andere Fotos, auf denen Milan mit einem Ball zu sehen war. In Marco's Augen war sogar so etwas wie Stolz zu erkennen und ich vergaß für eine Zeit dieses schlechte Gefühl was ich hatte, wenn Milan mit Marco zusammen war. Am Ende des zweiten Albums tauchte plötzlich ein Bild von mir auf. Dort schob ich eine riesen Kugel vor mir her. Auf dieser stand ganz groß ,,Kleiner Fußballer". Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt nicht mal gewusst, dass es
überhaupt noch existierte. Eigentlich sollte dies sicher bei Basti verstaut sein. Das ganze war mir doch sehr unangenehm, weshalb ich meinen Blick von Marco löste. Doch dieser nahm mein Gesicht in seine Hände und legte anschließend eine Hand an meinen Bauch.
,,Es gibt nichts für was du dich schämen müsstest. Hier drin", er strich über meinen Bauch, ,,Hier drin ist das Schönste herangewachsen, was die Welt zu bieten hat. Unser Kind.”

Die Art wie er unser Kind sagte, jagte mir einen riesen Schauer über den Rücken. Dankbar machte ich den ersten Schritt und legte meine Arme um seinen Nacken, um ihn dann fest zu umarmen. Diese Umarmung tat uns beiden unglaublich gut, weshalb wir beide eine ganze Weile einfach nur dort saßen und uns in den Armen lagen.

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