Kapitel 25

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POV Mario

Ich saß mit Milan auf dem Schoß auf dem Sofa und beobachtete Marco, der uns gegenüber in einem Sessel saß. Sein Blick hing wie gebannt an Milan und auch dieser beobachtete seinen Papa ganz genau. Irgendwie erstaunte es mich ja schon, dass er so ganz brav auf meinem Schoß saß und nicht irgendwie versuchte auf Marco's zu gelangen. Vor allem erstaunte es mich, nach dem ganzen Ärger, den ich in letzter Zeit mit Milan wegen Marco hatte. Ich wollte ihre gegenseitige Musterung nicht unterbrechen, aber irgendwann reichte es mir dann auch und ich räusperte mich. Sofort lag Marco's Blick auf mir und er schien mich zu durchbohren.
"Ich...also...ich denke ich sollte dir da wohl was erklären", stammelte ich. Marco nickte nur stumm und irgendwie war das nicht gerade ermutigend, dass er so eiskalt schweigt.
"Milan, wie vermutlich unschwer zu erkennen", fing ich an und bekam einen leicht hysterisch lachenden Unterton, "ist dein Sohn." So, jetzt war es raus und eigentlich hatte ich erwartet, dass ich mich jetzt erleichtert fühlen würde, aber dem war nicht so. Im Gegenteil, ich fühlte mich als würde eine noch größere Last mich zu Boden drücken.
"Ist es das? Warst du deswegen so kühl nach Kevin’s Geburtstag, weil ich mit deiner Freundin geschlafen habe?", fragte er mich etwas, was ich nun überhaupt nicht erwartet hätte.
"Was?! Nein, natürlich nicht. Ich... Es ist nicht so, wie du denkst", würgte ich heraus.
"Ach ja und wie denn dann?!", fragte er und ohne es zu merken, wurden unsere Stimmen lauter. Erst durch Milan merkte ich es, denn er fragte weinerlich: "Papa, warum Papa schreien?"
Entsetzt blickte ich von Marco zu Milan herab. Dieses Gespräch in seiner Anwesenheit zu beginnen, war ein Fehler gewesen.
"Es ist nichts Milan. Alles ist gut mein Schatz. Na komm, wir rufen schnell den Onkel André an, damit er mit dir spielen kann, während Papa noch was klären muss", versuchte ich auf meinen Junior einzureden und setzte ihn auf den Boden, um aufstehen zu können. Vorsorglich, damit er nicht zu Marco rennen konnte und die Sache noch schlimmer machen konnte, nahm ich ihn an der Hand und zog ihn mit leichtem Druck nach draußen in den Flur.
"Nein Papa", quengelte er und wollte zurück ins Wohnzimmer, aber ich hielt ihn eisern fest.
"Doch Milan", sagte ich hart und griff zum Telefon. Während ich André anrief, bockte Milan ein wenig rum und setzte sich letztendlich mit Tränen in den Augen auf den Boden. Seufzend blickte ich auf meinen Sohn hinunter. Zum Glück hatte André versprochen jeden Moment da zu sein. Uneinsichtig ohne auf Milan's Theater einzugehen, blieb ich also neben meinem inzwischen schmollenden Kind stehen und wartete auf André, der tatsächlich nur wenige Minuten später auftauchte.
"Ein Glück, dass du da bist", seufzte ich und war mal wieder sehr erleichtert, dass André für den Fall der Fälle einen Schlüssel zu meiner Wohnung hatte.
"Aber natürlich. Wenn ihr euch schon mal endlich aussprechen wollt", sagte er zu mir und wandte sich dann zu Milan: "Und wir beide gehen jetzt spielen."
Milan sah ihn mit seinem besten Trotzblick an aber André ließ sich davon zum Glück nicht beeindrucken, schnappte sich den Kleinen und trug ihn in dessen Zimmer davon.
"Tut mir leid für die Unterbrechung", entschuldigte ich mich bei Marco, als ich ins Wohnzimmer zurückkam und mich auf’s Sofa setzte.
"Natürlich. Also...", sagte er auffordernd und blickte mich auch so an.
"Achso, ja. Also nein, du hast damals nicht mit meiner Freundin geschlafen. Du musst wissen, es gibt Männer, die die, nennen wir es mal Fähigkeit haben, ein Kind bekommen zu können", fing ich möglichst unverfänglich an.

POV Marco

Das war ja wohl ein schlechter Scherz. Männer und schwanger werden. Dass ich nicht lache.
"Ist das dein Ernst? Willst du mich verarschen?", fragte ich Mario, welcher unter meinen Worten merklich zusammen zuckte.
"N-Nein. Das ist die Wahrheit. Ich...Ich konnte es selbst nicht glauben bis...", ließ er den Satz in der Luft hängen.
"Bis was?", fragte ich scharf nach. Ich hatte keine Nerven für dieses rumgestammle. Vor allem nicht bei einer derart heiklen Angelegenheit.
"Bis ich selbst schwanger wurde", ließ er die Bombe platzen.
"Was?", fragte ich ungläubig.
"Ich selbst wurde schwanger. Mit Milan. Du hast in der Nacht von Kevin’s Geburtstag nicht mit meiner Freundin geschlafen, sondern mit mir." Ungläubig starrte ich ihn an. Wartete immer noch auf ein "kleiner Scherz" von ihm aber das blieb aus, weswegen ich nachfragte: "Du verarschst mich oder?"
"Nein. Ich wünschte es wäre so, aber nein. Es ist mein voller ernst. Ich habe Milan auf die Welt gebracht und bin damit genauso sein Vater, wie du. Was ja unschwer zu erkennen ist", antwortete er hysterisch und irgendwie konnte ich diese Hysterie sehr gut verstehen. Immerhin ging es mir gerade selbst nicht besser und ich würde gerne ebenfalls in Hysterie ausbrechen aber hielt mich zurück. Es würde mir nichts nützen. Aber glauben konnte ich es immer noch nicht. Sagte er es einfach nur, weil er Milan nicht verlieren wollte? Ich meine wenn ich der rechtmäßige Vater war, würde der Kleine ja eigentlich bei mir... Nein, so durfte ich nicht denken. Milan war Mario’s Sohn und ich hatte gesehen, wie sehr er den Kleinen liebt. Mehr als ich. Für mich war das doch nur irgendein Kind, was in einer Nacht gezeugt wurde, an die ich mich noch nicht mal erinnern konnte.
"Marco?", sprach Mario mich unsicher an, weil ich vermutlich zu lange nicht reagiert hatte.
"Ich...Das... Das ist ziemlich heftig und ich weiß nicht so recht ob ich es dir glauben kann", würgte ich heraus.
"Ich schwöre, es ist die Wahrheit. Wenn du mir nicht glaubst, kannst du auch mit Fabi telefonieren. Oder mit Lewy, oder noch besser Basti. Sie alle werden es dir bestätigen können", versicherte Mario mir flehend. Und irgendwie musste ich ihn in diesem Moment einfach glauben, auch wenn es gegen jede Logik war.
"Ich denke, dass ich dir glaube. Aber gib mir bitte etwas Zeit", bat ich ihn.
"Selbstverständlich. Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst. Und wenn du irgendwelche Fragen hast, kannst du jederzeit fragen. Auch Basti, Lewy, André oder Fabi werden dir denke ich alle Fragen beantworten", erläuterte er mir sofort. Das waren ja ganz schön viele Menschen, die vor mir von meinem Sohn wussten. Irgendwie verärgerte es mich.
"Wer weiß sonst noch bescheid?", fragte ich vielleicht etwas ruppig.
"Niemand, denke ich. Auch wenn ich mir bei Poldi nicht ganz sicher bin", gab Mario zu und blickte traurig und vielleicht auch beschämt auf den Boden. Wahrscheinlich war meine jetzige Reaktion genau die Falsche, aber ich konnte es nicht verhindern.
"Dann belasse es bitte bei der Anzahl an Menschen", gab ich als Auflage und Mario stimmte zu: "Aber natürlich. Ich habe Milan, seit seine Ähnlichkeit mit dir zu offensichtlich ist, auch nicht mehr zum Training oder so mitgenommen. Das werde ich nicht ändern." Glücklich wirkte er darüber nicht, aber das kümmerte mich im Moment nicht wirklich. Ich wollte einfach nicht, dass noch jemand von Milan und mir erfuhr, bevor ich selbst wusste, wie ich damit umgehen konnte.
"Gut, ach ja. Du solltest dich mal bei Nico’s Kita melden. Könnte sein, dass sie Milan aufnehmen", sagte ich, stand auf und machte mich auf den Weg zur Tür, während Mario noch merklich überfordert auf dem Sofa saß.
"Ich melde mich", waren meine letzten Worte und dann verließ ich die Wohnung. Ich hatte jetzt erstmal einiges zu verdauen.

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