Kapitel 66

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POV Mario

"Und was machen wir jetzt?", fragte Marco in die Runde und blickte besonders Milan fragend an.
"Fußball", rief unser kleiner Schatz sofort und war ganz schnell aufgesprungen.
"Warte Milan, wir müssen erst den Tisch abräumen", ermahnte Marco ihn sanft und Milan nickte verstehend. Damit er nicht allzu lange warten musste, beeilten wir uns schließlich auch mit dem Abräumen und sogar Milan half freiwillig mit.
Ganz hibbelig brachte er seinen Plastikteller zur Spüle und war dabei so nervös, dass er ihn fast noch fallen ließ. Ich betrachtete das lächelnd und nachdem er mir noch das Nutellaglas vom Tisch gebracht hatte, war sein Teil der Arbeit erledigt. Um das Besteck und die anderen Sachen kümmerten Marco und ich mich lieber.
"Jetzt kannst du deinen Ball holen", erlaubte ich Milan schließlich und schon war der kleine Wirbelwind aus der Küche verschwunden.
"Willst du zuerst?", fragte ich großzügig an Marco gewandt.
"Er darf gerne mit dir anfangen. Dann hatte er einen leichten Sieg, bevor ich es ihm schwer mache", meinte Marco großspurig.
"Willst du damit etwas behaupten, ich sei nicht gut genug um gegen meinen Sohn zu bestehen? Ich brauche kein Mini-Abbild von mir, damit ich gut Fußball spielen kann", meinte ich herausfordernd nach. Ich war mir bewusst, dass Marco es als Spaß meinte, aber so ein bisschen den anderen aufziehen schadete uns ja nicht.
"Das ist nicht wahr, ich spiele besser als der Kleine auch wenn er sehr viel Talent hat", murrte Marco.
"Wir sollten darüber nachdenken, ob wir ihn bei einem Fußballverein anmelden", gab ich auf einmal wieder ernst zu bedenken. Ich wollte natürlich Milans Talent fördern.
"Da gibt es ja glaube ich keine Diskussion. Wenn er alt genug ist wird er beim BVB angemeldet", bekam ich von Marco als Antwort.
"Ich weiß nicht Marco. Auffälliger geht es ja wohl nicht wenn da eine Mini-Version von dir bei den Kindern kickt und das große Vorbild, der Profi, der Papa bringt ihn dann auch noch hin oder holt ihn mal ab. Nicht gerade die Wunschvorstellung für meinen Sohn. Er soll frei von unseren Positionen sein Talent entfalten können", machte ich meinen Standpunkt klar, “außerdem ist er für die BVB Teams noch deutlich zu klein und ich will nicht so lange mit seiner Förderung warten.“
“Aber er spielt doch mit uns und außerdem-“, setzte Marco an etwas zu unserer Diskussion beizutragen, als er von Milan unterbrochen wurde: “Papa spielen!“
Und schon war er an uns vorbei in den Garten des Ferienhauses gerannt.
"Ich geh dann mal", murmelte Marco und wandte sich um.
"Danke", warf ich noch schnell in den Raum und Marco drehte sich nochmal um.
"Er ist auch mein Sohn und ich würde alles für euch drei tun", meinte er und ich liebte ihn für diese Aussage. "Euch beiden geht es gut?"
"Ja, im Moment passt noch alles", meinte ich unbekümmert.
"Okay, falls du dich entspannen möchtest, ist unten im Keller noch ein Pool...", informierte Marco mich noch und schon war er Milan hinterher in den Garten gefolgt. Ein Pool im Keller war wirklich eine gute Neuigkeit und noch viel besser war, dass er es Milan vermutlich noch nicht gesagt hatte. Das Einzige was ihn mehr interessierte als Fußball war Wasser. Er konnte stundenlang darin spielen. Aber jetzt sollte ich das Wasser vielleicht noch für mich alleine beanspruchen. Gut gelaunt machte ich mich also auf den Weg ins Schlafzimmer und zog mich um. Mit einem großen Handtuch bewaffnet ging es von dort aus dann weiter in den Keller, wo tatsächlich ein schöner, großer Pool auf mich wartete. Marco hatte einfach an alles gedacht um uns einen wundervollen Urlaub zu bereiten. Auf der anderen Seite entdeckte ich dann auch noch eine Sauna und fühlte mich wie im siebten Himmel. Aber zunächst wollte ich erstmal ein paar Bahnen schwimmen. Etwas Fitness tat mir nicht schlecht und außerdem war es mir auch damals schon während meiner Schwangerschaft mit Milan empfohlen worden. Angeblich sollte es fit halten, den Körper weiter trainieren und eine Erholung für den doch recht stark beanspruchten Körper bieten. Ich wollte da nicht so recht dran glauben und nachher waren es Basti und Lewy, die mich regelrecht ins Schwimmbad geschleppt hatten. Aber Rückblickend war es eine wahre Wohltat sich besonders in der fortgeschrittenen Schwangerschaft mal wieder schwerelos zu fühlen und kein Gewicht auf einem lasten zu spüren. Außerdem konnte man sich beim schwimmen fast nicht verletzen. Vielleicht kam Milans jetzige Liebe zu Wasser auch daher, dass ich damals dann doch so viel schwimmen war während meiner Schwangerschaft mit ihm. Ein Umstand, den ich bei meiner jetzigen Schwangerschaft unbedingt wiederholen sollte. Ich genoss das Gefühl durchs Wasser zu gleiten und dachte an so viele Momente während Milans Schwangerschaft zurück, dass mir gar nicht bewusst war, wie viel Zeit eigentlich verging.
“Wenn du da noch länger drin bleibst wachsen dir vielleicht Schwimmhäute und Kiemen“, riss mich Marco lachend aus meinen Gedanken und etwas irritiert blickte ich zu ihm hoch.
“Seid ihr etwa schon fertig? So lange bin ich doch noch gar nicht im Wasser“, meinte ich irritiert und hielt in meinen Bewegungen inne.
“Doch Sunny, das bist du“, meinte er und hielt mir einladend mein Handtuch hin. “Na, komm raus.“
Schnell befolgte ich seine Aufforderung und kuschelte mich in das dargebotenen Handtuch.
“Wo ist eigentlich Milan?“, fragte ich Marco.
“Der spielt mit seinen Autos. Papa besiegen war langweilig“, meinte Marco und schaute gespielt traurig auf den Boden.
“Naw, nicht enttäuscht sein. Er hat dich trotzdem lieb“, versuchte ich ihn aufzumuntern und legte sanft meine Hand an seine Wange. Für einen Moment schauten wir uns tief in die Augen, ehe wir beide errötet zu Boden schauten und ich meine Hand blitzschnell von seiner Wange nahm. Irgendwie war der Moment komisch und als wir später gemeinsam mit Milan auf dem Sofa kuschelten, unser Sohn natürlich in der Mitte, ließ es mich immer noch nicht ganz los. Was war da zwischen Marco und mir gewesen? Hatte ich meine Hoffnung vielleicht wirklich zu früh begraben?  Konnte aus uns noch etwas werden? Waren wir nicht auf dem besten Weg eine richtige Familie zu werden?

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