Kapitel 14

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POV Mario

Das Treffen mit meinen Eltern hatte mir gut getan. Sie hatten Milan sofort ins Herz geschlossen und ich war erleichtert, keine Geheimnis mehr vor meiner Familie haben zu müssen. Nur die Sache mit Marco und das Statement vor der Presse lagen mir noch schwer im Magen. Lewy hatte mir an dem Abend nicht mehr geantwortet und auch am nächsten Tag erst spät Abends. Es war, als würde mein Herz ernteut brechen, als er mir berichtete, wie dreckig es Marco gerade ging. Wegen mir ging. Besonders Milan zu sehen. So in echt und die endgültige Gewissheit zu haben, dass ich ihm auch mein Kind verschwiegen hatte, musste ihn sehr schwer getroffen haben. Und apropos Milan. Heute würde die offizielle Bekanntmachung in mehreren Zeitungen stehen, dass er mein Sohn war und ich aber zu seiner Mutter keine Stellung beziehen werde. Er wächst ganz allein bei mir, einen Alleinerziehenden Vater auf. Fabi war bereits unterwegs, um uns den Großteil an Zeitungen von heute zu kaufen, während ich gerade Milan fertig gemacht hatte und es genoss, wie wohl sich mein Baby auf meinen Arm zu fühlen schien. Am liebsten würde ich ihn nie aus der Hand geben, aber ich wusste, dass das unrealistisch war. Es ging einfach nicht und ich würde mich auch damit abfinden müssen, dass er wohl nicht immer so süß, klein und brav blieb. Liebevoll legte ich meinen kleinen in den Kinderwagen.
"Bin wieder da", verkündete mir mein Bruder das Offensichtliche.
"Das kann ich sehen", erwiderte ich trocken.
"Mensch kleiner Bruder. Stell dich nicht so an", moserte Fabi.
"Ist ja jetzt auch egal. Ich muss mich gleich für's Training richten", wechselte ich das Thema. Dann schenke ich mir noch eine Tasse Kaffee ein, ehe ich mit dem Rücken zu Fabi noch hinzufügte: "Danke übrigens nochmal, dass du auf Milan aufpasst."
"Ja, was das angeht. Mario ich kann das heute nicht", stammelte Fabi zusammen und ich drehte mich um.
"Das ist jetzt nicht dein Ernst oder?", herrschte ich ihn an.
"Doch Mario, das ist es. Ich kann heute nicht. Aber du hast doch die Zusage vom Verein, dass du Milan mit zum Training nehmen kannst", hielt Fabi dagegen. Angesäuert erwiderte ich: "Ja, ich habe die Zusage Milan zum Training mitnehmen zu dürfen. Jedoch nur ab und zu mal und nicht gleich beim ersten Training. Das geht einfach nicht."
"Tut mir leid Mario, aber es geht nicht", beharrte Fabi. Dabei sah er nur leider so überhaupt nicht zerknirscht aus.
"Das kann einfach nicht dein Ernst sein!"
"Doch, es tut mir leid", schloss Fabi die Diskussion und ließ mich einfach stehen. Sprachlos blickte ich ihm hinterher. Mir blieb also keine andere Möglichkeit. Milan musste mit zum Training.

“Danke nochmal, dass du während dem Training auf den kleinen aufpasst“, bedankte ich mich zum gefühlt hundertsten Mal bei Bastian. Dieser war eigentlich verletzt und konnte beim Training eh nur zusehen. Also hatte er sich bereit erklärt, sich während dem Training um Milan zu kümmern.
“Aber klar doch. Onkel Basti ist zur Stelle“, grinste Basti mich an und übernahm es den Kinderwagen vom Parkplatz zum Trainingsplatz zu schieben. Lächelnd blickte ich den beiden hinterher und machte mich selber auf den Weg in die Kabine zum umziehen. Zu meiner großen Erleichterung wurde ich von allen wirklich sehr freundlich empfangen. Nur Pep konnte ich nicht in die Karten schauen. Er wirkte kühl und distanziert, gar nicht so, wie ich ihn erwartet hatte. Fast direkt nach der Begrüßung jagte er uns auf's Feld und schweigend lief ich mit den anderen meine Runden, während mein Blick immer wieder zu Bastian und dem Kinderwagen glitt.
“Konzentrier dich lieber aufs Training. Pep hat heute nicht besonders gute Laune und so wie er dich anschaut, könnte er es an dir auslassen“, gab mir Phips den guten Rat.
“Ich weiß, es ist nur Milan...“, seufzte ich und er lächelte mich sanft an.
“Ich weiß was du meinst. Mir ging es damals so ähnlich. Nur nicht so stark, wie bei dir“, erzählte er mir und irgendwie gab mir das einen Funken von Sicherheit. Nicht nur mir ging es so und ich musste mich dafür nicht schämen.
“Danke Kapitän“, murmelte ich.
“Nichts zu danken“, erwiderte Phips und half mir mich weiter im Training zurecht zu finden. Er lenkte mich erfolgreich ab und erst einige Zeit später wanderte mein Blick wieder zu Milan. Was ich da sah, ließ mich eilig zu den beiden laufen. Bastian hatte Milan auf den Arm genommen und versuchte ihn wohl verzweifelt zu beruhigen.
“Er hört einfach nicht auf zu weinen. Ich hab alles probiert“, flüsterte Bastian traurig und entschuldigend.
“Ist okay, danke Basti. Du hast nichts falsch gemacht“, erwiderte ich und nahm ihm Milan sanft ab: “Hey mein Kleiner, ist doch alles gut. Der Papa ist ja da.“ Ganz langsam schien Milan zu merken, dass ich wieder da war und beruhigte sich ganz langsam wieder.
“Faszinierend“, kommentierte Basti das ganze, doch ich lächelte nur ein wenig: “Eigentlich nicht. Er ist immerhin mein Baby.“ Stolz schwang in meiner Stimme doch auch mit. Ja, ich war stolz auf mein kleines Wunder und auch sehr erleichtert, dass er so gut in dieser Welt aufgenommen wurde. Alles andere hätte ich mir vermutlich nie verziehen. Nur die Geschichte mit Marco hing noch wie ein Damoklesschwert über uns.
“Götze! Weitertrainieren! Sofort!“, brüllte da auf einmal Pep und riss Milan damit direkt aus seiner Beruhigung. Der kleine, der sehr empfindlich auf laute Stimmen reagierte ging sofort wieder an zu weinen.
“Milan bitte beruhige dich. Papa muss kurz trainieren, aber der Onkel Basti ist ja da“, redete ich verzweifelt auf mein Kind ein, aber Milan wollte sich einfach nicht beruhigen.
“Götze!!!“, schrie Pep erneut und verzweifelt drückte ich Milan in Bastians Arme. Der weinte darauf natürlich noch mehr und es tat mir im Herzen weh mein kleines Wunder so zu sehen. Aber es ging nicht anders. Ich musste zurück zum Training bevor ich mir am ersten Tag alles versaute.
“Los geh schon. Ich komme hier schon klar. Irgendwie zumindest“, versichtete mir Basti und zögerlich begann ich rückwärts zu laufen. Mit jeden Schritt wuchs zwar mein schlechtes Gewissen, aber da musste ich wohl durch.
“Nächstes mal geht das gefälligst schneller. Wir sind hier kein Kindergarten“, herrschte mich Pep an und geknickt machte ich mit dem Training weiter. Milans Weinen immer noch in den Ohren blickte ich immer wieder zu ihm und einem auch deutlich verzweifelten Basti und konzentrierte mich nicht mehr wirklich auf das Training. Irgendwann schien es Pep dann zu reichen. Ich konnte beobachten, wie er auf Basti zustapfte und so lange auf den einsprach, bis Basti sich sichtlich geknickt mit Milan auf den Weg machte und die Sichtweite des Trainingsplatztes verließ. In dem Moment, als ich Peps zufriedenes und triumphierendes Lächeln darüber in meine Richtung sah, wusste ich, dass ich diesen Mann hassen würde und er es mir nie leicht machen würde.

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