Kapitel 84

2.5K 153 12
                                    

POV Mario

Gedankenverloren saß ich bei André auf dem Sofa. Dick in eine Decke eingewickelt und mit einer dampfenden Tasse Schokolade auf dem Schoß. Ich hatte die Nacht durch fast nicht geschlafen. Immer wenn mir gerade die Augen zufielen, tauchte wieder diese eine Szene vor mir auf.

"Man Mario, ich liebe dich", waren Marcos Worte gewesen, die ich immer und immer wieder hörte. Seinem Blick, den ich immer wieder vor mir sah und die auf uns ruhenden Blicke unserer Teamkameraden. Ich wurde es einfach nicht los und es hielt mich wach.
"Willst du jetzt für immer hier so sitzen bleiben?", durchbrach André meine Gedanken.
"Nein, ich werde zurück nach München gehen", murmelte ich. Das war in meinen Augen die einzige Möglichkeit. Marco hatte mich vor der Mannschaft bloßgestellt indem er meine Schwangerschaft offenbarte. Und dann hatte er vor allen gesagt, er würde mich lieben. Hatte mir vor ihnen eine glatte Lüge aufgetischt. Er konnte mich gar nicht lieben. Das war doch nur ein Trick, um Milan und das Baby nicht zu verlieren.
"Mario, das ist doch keine Lösung. Warum willst du dich, warum willst du euch unnötig unglücklich machen?", redete André mir sanft zu.
"Es ist die einzige Chance. Ich ertrage es nicht mehr in Marcos Nähe zu sein und zu wissen, dass er nicht die gleichen Gefühle für mich hat", schniefte ich.
"Aber Marco liebt dich doch auch. Das hat er doch sogar vor versammelter Mannschaft zugegeben", widersprach er mir.
"Lüge. Alles nur Lügen", schniefte ich und es mischte sich noch ein Hauch meiner Verzweiflung in meinen Tonfall.

Wie auch sollte ich Marco nur noch ein Wort glauben? Er hatte mich doch die ganze Zeit wegen der Sache mit Scarlett belogen. Da sollte ich ihm solche Gefühle abkaufen, wenn er seine Kinder verlieren könnte?

Ich war nicht dumm. Ich wusste, was Marco für ein Spielchen spielte. Mario schön bei Laune halten und dann ist alles so, wie er es will. Aber nicht mit mir, so weh es mir auch tat.
"Nein Mario, es ist die Wahrheit. Und wenn du mir nicht glaubst, dann glaub bitte Marcel!", redete André weiter auf mich ein.
"Marcel?", fragte ich skeptisch.
"Ja, Marcel. Ich habe ihn angerufen und ihn gebeten vorbei zu kommen. Er ist Marcos bester Freund. Vielleicht glaubst du ja wenigstens ihm", erklärte mir André. Ich wollte gerade protestieren, denn ich hatte keinen Bock auf Marcos besten Freund, als es schon an der Tür klingelte.
"Ach das muss er sein. Sehr gut, wie schnell das ging", meinte André erfreut und machte sich auf, um Marcel herein zu lassen.
Genervt blickte ich in meine Tasse, als dieser mit einem "Hallo Mario, schön dich zu sehen" den Raum betrat.

Ich beschloss ihn vorerst zu ignorieren. Er wollte zwar mit mir reden, aber ich sicher nicht mit ihm.
"Ich weiß, du bist gerade nicht gut auf die ganze Sache zu sprechen, aber bitte hör mir zu", begann Marcel seinen Monolog, "Marco liebt dich. Er liebt dich wirklich. Die Erkenntnis hat damals langsam angefangen, als er dir Milan zurück gebracht hat. Er hatte Angst, Milan und vor allem auch dich zu verlieren. Aber er hat nicht erkannt, dass seine Gefühle tiefer gehen als nur der Verlust eines Freundes. Die ganze Sache spitzte sich immer mehr zu. Der Kuss, dann habt ihr miteinander geschlafen und er dich wieder verloren und da ist ihm dann endlich klar geworden, dass er dich liebt. Und zwar nur dich.“
“Aber er hat doch Scarlett”, brach ich dann doch mein Schweigen.
“Die beiden sind befreundet, ja. Sie hat ihm geholfen als er kapiert hat, dass er dich liebt. Sie war für ihn da und auch für Milan, wenn er seinen Papa mal wieder vermisst hat. Dann hat sie ihm von dir erzählt. Sie will nicht deinen Platz Mario, denn sie weiß ganz genau, dass er nur dir gehört. Aber sie möchte Marco, Milan und auch dir helfen”, teilte er mir seine Sicht der Dinge mit. Ich schnaubte nur verächtlich.

Klar, Scarlett konnte nichts für meine Abneigung, aber in meinen Augen war sie es, die mir meine Familie klaute.
“Mario, glaub mir bitte. Du musst es nur wollen und eure kleine Familie kann endlich richtig Wirklichkeit werden”, meinte er.
“So wie im Urlaub? Bis ich ihm dann doch nicht mehr reiche und er mit einer Frau ankommt?”, fragte ich verbittert nach.
“Das wird er nicht. Du kannst ihm vertrauen. Steht euch beiden doch bitte nicht so im Weg. Ich weiß, dass du ihn doch auch liebst”, flehte er mich jetzt schon fast an.
“Geht jetzt”, forderte ich, da ich es einfach nicht weiter ertragen konnte.
“Nein, erst wenn du einsiehst, dass du ihm, dass du euch eine Chance geben musst”, beharrte Marcel.
“Dann hol dir schon mal Kissen und Decke. Das mit mir und Marco kann nichts werden”, knallte ich ihm verbittert an den Kopf, denn eigentlich wünschte ich mir nichts mehr als das.
“Du bist genauso stur wie Marco. Ihr kapiert es erst, wenn fast alles verloren ist”, seufzte Marcel.
“Ich bin nicht stur”, fauchte ich ihn an.
“Dann beweg deinen süßen Hintern und mach einen Schritt auf Marco zu. Gib ihm die Hand, denn er hat sich für dich schon ganz schön weit über die Klippe gewagt”, herrschte er mich an und ich schwieg.

Er hatte recht. Marco hatte mit seinem Geständnis heute wirklich viel riskiert. Wenn ich wollte, könnte ich meinen Kopf noch retten, aber Marco hatte sich unweigerlich geoutet.
“Okay, aber nur ein Treffen”, gab ich schließlich nach und hoffte, es nicht zu bereuen.
“Sehr gut. Ich rede mit Marco wann und gebe euch dann bescheid”, meinte Marcel und klatschte begeistert in die Hände. “Aber nun mal eine andere Frage. Wie soll die Kleine denn heißen?”
“Ich weiß es noch nicht”, antwortete ich ihm und strich liebevoll über meine kleine Kugel.
“Na also, dann hast du ja gleich noch ein Thema über das du super mit Marco reden kannst”, meinte er begeistert und ich nickte abwesend.

Mir wurde bewusst, dass Marco Rechte an unseren Kindern hatte und diese an ihm. Ich sollte es wohl wirklich hinbekommen mit ihm, wenn ich nicht irgendwann meine Kinder verlieren wollte. Ihn jetzt beim Namen mitentscheiden zu lassen, machte mir das Ganze nochmal deutlich bewusster. Ich war nicht alleine. Da gab es noch einen anderen Papa.

Every BabyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt