Kapitel 54

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POV Mario

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war die Betthälfte neben mir verlassen und kühl. Sofort kamen mir die Bilder von letzter Nacht wieder in den Kopf und ich ließ mich verzweifelt zurück ins Bett fallen. Das ganze war eine völlige Katastrophe. Mir war klar, dass Marco es als Ausrutscher ansehen würde. Wäre es anders, dann hätte er heute morgen neben mir im Bett gelegen.
Ich war absolut verwirrt und durcheinander aber ich wusste, dass ich mich zusammenreißen musste, damit meine Gefühle nicht durchdringen konnten. Seufzend schwang ich mich aus Marcos Bett, zog meine Boxer über und tappste leicht ängstlich in die Küche. Als ich dort ankam, saß Marco bereits mit einer Tasse Kaffee am Tisch und starrte vor sich hin. Mir hatte er auch schon eine Tasse hingestellt und ich ließ mich einfach auf den anderen Stuhl sinken.
“Wir...wir sollten reden“, sagte er nach einigen Minuten des Schweigens und ich nickte kurz.
“Vielleicht sollten wir das“, hauchte ich und klammerte mich fest an meine Kaffeetasse.
Marcos Blick ging endlich in meine Richtung und er zog seine Beine an seinen Oberkörper.

“Das heute Nacht war ein riesen Fehler. Wir stehen beide auf Frauen und ich habe keine Ahnung wie das passieren konnte. Bevor es wieder komisch zwischen uns wird würde ich sagen, dass wir das ganze einfach vergessen.”
Innerlich brach eine Welt für mich zusammen, doch äußerlich schenkte ich Marco ein leichtes Lächeln.

“Ja, das ist wahrscheinlich das Beste.”
Erleichtert atmete mein Gegenüber aus.

“Gott sei Dank bist du derselben Meinung. Also ist alles gut zwischen uns?“
Schüchtern nickte ich.

“Ja, alles super.”
Marco strich einmal lächelnd über meine Hand, bevor er sich erhob und die Küche abrupt verließ. Darüber war ich in diesem Moment auch mehr als froh, sonst wäre ich wahrscheinlich vor ihm in Tränen ausgebrochen. Diese Blöße wollte ich mir jedoch auf keinen Fall geben. Völlig in Gedanken trank ich meinen Kaffee aus und hoffte, dass dieser Tag schnell enden würde. Dabei war es gerade Mal früh am Morgen. Hunger hatte ich auch nicht, weshalb ich kurze Zeit später auf dem Sofa saß und mir irgendwas komisches im Fernsehen anguckte. Darauf konzentrieren konnte ich mich allerdings nicht, doch um diese Uhrzeit lief sowieso nur Müll.
Irgendwelche Bekloppten auf RTL, die zu dämlich waren irgendwas auf die Kette zu bekommen. Doch je länger ich darüber nachdachte, desto bewusster wurde mir, dass ich mich eigentlich mit in die Serie einklinken konnte. Ich hatte ein Kind auf die Welt gebracht und mich wieder auf meinen besten Freund eingelassen. So bescheuert musste man auch erst Mal sein.
“Sunny, ich bin jetzt bei Marcel. Ich hole Milan heute Nachmittag wie vereinbart ab, okay?“, hörte ich es aus dem Flur.
“Ja...Ja okay. Grüß Marcel und bis später“, rief ich mit möglichst fester Stimme zurück.
Einige Sekunden später fiel endlich die Tür ins Schloss und ich war alleine. Spätestens jetzt konnte ich meine Emotionen nicht mehr bei mit behalten und fing hemmungslos an zu weinen. Es fiel mir unglaublich schwer mich zu beruhigen, denn ich war völlig überfordert. Am liebsten hätte ich Basti bei mir gehabt, doch der war in England mit sich selbst beschäftigt. Deshalb schickte ich André eine SMS und dieser erklärte sich zum Glück bereit sofort zu mir zu fahren.
Um mich abzulenken, versuchte ich die Wohnung auf Vordermann zu bringen. Doch wirklich lange war ich auch damit nicht beschäftigt, sodass ich mehr als dankbar war, dass es kurze Zeit später an der Tür klingelte.
André musterte mich besorgt, sagte jedoch erstmal nichts. Ich bat ihn in unser Wohnzimmer und er machte es sich neben mir auf der Couch gemütlich.
“Also, wieso musste ich so schnell herkommen?“, fragte er interessiert und sofort bildeten sich wieder Tränen in meinen Augen, die langsam meine Wangen herunter liefen.
André zog mich sofort in eine feste Umarmung und ich vergrub mein Gesicht an seiner Halsbeuge. Beruhigend strich er über meinen Rücken und fragte mich zum Glück erstmal nicht weiter. Das war ein Grund, wieso André einer meiner besten Freunde war. Er wusste immer direkt was ich gerade brauchte. Nach einer halben Stunde hatte ich mich ein wenig beruhigt und schaffte es, mich etwas von André zu lösen.
“Bist du jetzt bereit mir zu sagen was los ist?“, harkte er sanft nach und ich nickte vorsichtig.
“Ich...ich habe Scheiße gebaut“, hauchte ich und traute mich jetzt schon nicht mehr ihn anzusehen.
“Inwiefern?“, entgegnete er skeptisch und ich wusste, dass es jetzt keinen Weg zurück mehr gab.
Tief holte ich Luft und starrte nervös auf meine Hände.

Every BabyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt