Kapitel 64

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POV Mario

"Papa Milan Angst", jammerte der Kleine und kuschelte sich noch fester an mich, während er auf meinen Schoß saß.
"Wir sind gleich da. Dir passiert nichts. Papa passt auf", redete ich beruhigend auf ihn ein und streichelte ihm sanft über den Rücken.
"Flugzeug böse", schniefte Milan trotzdem und ich schaute Marco etwas verzweifelt an. So ging das jetzt schon den ganzen Flug über. Am Anfang war eigentlich alles super. Milan war total fasziniert vom Flugzeug, aber jetzt wo wir in der Luft waren, hatte der Kleine total Schiss und weinte schon die ganze Zeit. Marco hatte auch schon seinen Teil davon abbekommen, aber da Milan bei mir etwas ruhiger war als bei ihm, verbrachte der Kleine den Hauptteil des Flugs jetzt schon auf meinem Schoß.
"In zehn Minuten haben wir es geschafft", versicherte mir Marco und ich nickte dankbar. Unser nächster Urlaub würde an der Nordsee oder sonst wo stattfinden, wo man mit dem Auto hinfahren konnte. So eine Tortur war kein Urlaubsziel wert. Sanft kümmerte ich mich weiter um Milan und hoffte, dass er auf dem Rückflug schlafen würde. Wie schlimm der Flug für Milan war beziehungsweise wie anstrengend merkten wir direkt darauf im Leihwagen. Kaum hatten wir ihn dort in den Kindersitz gesetzt, war er erschöpft eingeschlafen.
"Das war etwas viel für ihn", seufzte Marco und strich unserem Sohn durch die Haare, bevor er die Hintertür schloss und sich hinters Steuer setzte.
"War es wohl. Ich hoffe es ist es aber trotzdem wert?", antwortete ich und versuchte damit gleichzeitig etwas über unser Urlaubsziel herauszufinden. Marco hatte alles als eine große Überraschung geplant und sich auch darum gekümmert, dass unser Trainer uns ein paar Tage gehen ließ.
"Es wird euch gefallen. Da bin ich mir sicher", antwortete er kryptisch, "wir haben die ganze Zeit nur für uns alleine."
"Okay, ich vertraue dir mal", meinte ich und zuckte mit den schultern. Marco würde schon das Richtige für uns herausgesucht haben. Die letzten Tage hatte er immerhin bewiesen, wie gut er uns kannte. Wir hatten stundenlang geredet und Marco hatte mir immer wieder versichert, dass er für mich und unsere Kinder da wäre. Er hatte mir meine Tropfen gegeben, wenn mir wieder übel war und hatte gemeinsam mit mir, mit Milan getobt. Er hatte mich in den Arm genommen, wenn ich mal wieder Zweifel und Schuldgefühle hatte und hatte mich nicht unter Druck gesetzt, jemanden über die Schwangerschaft zu informieren. Außer uns beiden, dem Arzt, André und unserem Trainer wusste noch niemand was davon. Ich war so in Gedanken, dass ich die ganze Autofahrt verpasste und aufschreckte, als Marco das Auto anhielt und eine Hand auf meinen Oberschenkel legte.
"Denk nicht so viel nach Sunny. Lass uns einfach den Urlaub genießen", meinte er sanft.
"Du hast ja recht", seufzte ich, "es fällt mir nur einfach so schwer die Gedanken abzuschalten."
"Deswegen sind wir ja jetzt hier. Eine andere Umgebung um nochmal komplett abschalten zu können", meinte Marco und lächelte mich aufmunternd an, "allerdings gibt es einen Hacken."
Sofort horchte ich auf.

"Und der wäre?", fragte ich skeptisch.
Etwas verlegen kratzte er sich im Nacken: "Naja, also es gibt nur ein Schlafzimmer für uns beide zusammen."
"Oh", war meine fantastische Reaktion.
"Sonst kann ich auch auf dem Sofa schlafen", sagte Marco schnell.
"Nein...", meinte ich und atmete durch, "nein, das brauchst du nicht. Es ist schon okay. Haben das ja schon öfters gemacht. Also in einem Bett übernachtet meine ich."
"Gut", meinte Marco und lächelte mich scheu an, "dann wollen wir rein?"
"Ja, bringen wir Milan ins Bett", stimmte ich zu und stieg aus dem Auto. Marco holte unseren kleinen Sohn aus seinem Sitz und lächelnd beobachtete ich, wie sanft er dabei war. Marco war ein perfekter Vater und die beiden waren einfach mega süß zusammen. In diesem Moment war ich mal wieder unglaublich dankbar, dass ich zurück nach Dortmund gekommen und Marco in unsere Familie reingestolpert war.
Gemeinsam betraten wir das Ferienhaus, das uns mit offenen und sanft erleuchteten Räumen empfing. Hier würde ich mich die nächsten Tage definitiv wohlfühlen können. Während ich das Wohnzimmer, die Küche und das Schlafzimmer erkundete, brachte Marco Milan ins Bett.
“Gefällt es dir?“, erklang Marcos Stimme hinter mir.
“Sehr“, antwortete ich ihm und konnte ein Gähnen nicht unterdrücken.
“Da ist wohl noch jemand müde“, schmunzelte er, “na komm, lass uns ins Bett gehen. Milan wird uns morgen bestimmt wieder ordentlich auf Trapp halten.“
“Das wird er“, bestätigte ich und wir begannen uns bettfertig zu machen. Jeder legte sich dann auf seine Seite des Doppelbettes, ganz darauf bedacht dem anderen nicht zu nahe zu kommen. Aber es war komisch. Diese Nähe und gleichzeitige Distanz fühlte sich irgendwie falsch an und am liebsten würde ich mich einfach nur an ihn kuscheln. Aber das wäre Marco vermutlich nicht recht, weswegen ich es bleiben ließ und krampfhaft versuchte einzuschlafen. Mit wenig Erfolg. Ich wälzte mich von einer Seite auf die andere bis es Marco dann mal reichte.
“Jetzt komm schon her und hör auf dich da noch ewig herumzuwälzen“, brummte er und legte seine Arme um mich, damit er mich an seine Brust ziehen konnte.

Ich verspannte mich und blieb stocksteif liegen.
“Sicher, dass das okay ist?“, fragte ich ängstlich nach, wollte aber eigentlich am liebsten genau so liegen bleiben.
“Ja und jetzt schlaf endlich“, bekam ich als Antwort.
“Danke Woody“, nuschelte ich und entspannte mich in seinen Armen.
“Für dich doch immer Sunny“, bekam ich als Antwort und schnell fanden wir beide ins Reich der Träume. So könnte es doch wirklich öfters sein.

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