POV Mario
Am nächsten Morgen steckten mir die Ereignisse des Vortages noch in den Knochen. Basti und Lukas waren erst spät in der Nacht in ihr Hotel aufgebrochen und ich hatte noch lange wach gelegen und gegrübelt. Dementsprechend müde war ich auch, als mein Wecker mich aus dem Schlaf klingelte und schleppte mich regelrecht in die Küche, wo ich die erste lebensrettende Tasse Kaffee trank. Danach ging es mir schon etwas besser und ich überlegte Milan zu wecken. Eigentlich war es immer schön mit dem Kleinen vor dem Training noch etwas Zeit zu verbringen, aber nach dem Theater gestern, würde das heute morgen nur noch mehr Ärger bedeuten. Ärger, auf den ich getrost verzichten konnte. Meine Mutter würde ihn später schon wecken und bei ihr wäre er dann vermutlich auch etwas ruhiger, als bei mir. Genau das teilte ich ihr auch mit, als sie kurz bevor ich ins Training musste, hier ankam. Sie versprach mir Milan heute etwas auszupowern, sodass ich es heute Abend etwas leichter mit ihm hätte, auch wenn ich bezweifelte, dass das möglich war. Der Kleine hatte manchmal eine unerschöpfliche Energie, um die ich ihn beneidete. Zusammengefasst war das eigentlich ein echt entspannter und ruhiger Morgen und da ich einer der ersten in Brackel war, hatte ich auch beim umziehen meine Ruhe. Naja fast. Marco war auch in der Umkleide und zunächst schwiegen wir, bis er plötzlich in die Stille fragte: “Kann ich Milan heute wiedersehen?“ Ich erstarrte in meiner Bewegung und blickte ihn überrascht an.
“Du...was?“, stammelte ich.
“Ich möchte meinen Sohn wiedersehen. Am liebsten heute, aber wenn es nicht geht, würde auch morgen passen“, wiederholte Marco sein Anliegen ohne einen Hauch Nervosität, sondern eher so, als würden wir über das Wetter reden.
“Das...das geht nicht“, stammelte ich. Er durfte weder heute noch morgen bei Milan und mir aufkreuzen. Das würde doch nur mehr Theater bedeuten und Milan käme gar nicht mehr zur Ruhe. Mein Sohn war doch jetzt schon von der Rolle. Wie sollte das dann sein, wenn er Marco heute oder morgen wiedersehen würde? Nein, das ging nicht. Milan musste sich erstmal wieder beruhigen und runterkommen.
“Und warum nicht?“, fragte Marco jetzt schon eine Spur schärfer.
“Weil das nur weiteres Theater geben würde und Milan sich erstmal wieder beruhigen soll“, versuchte ich es mit der Wahrheit.
“Ach komm hör auf mit dem Mist. Du willst doch einfach nur nicht, dass ich mehr Zeit mit meinem Sohn verbringe!“, warf Marco mir nun schon deutlich lauter an den Kopf.
“Quatsch. Ich will nur nicht nochmal so ein Theater wie gestern Abend!“, erwiderte ich.
“Unsinn. Du willst mir mein Kind weiter vorenthalten. So wie du es schon die ganze Zeit getan hast!“, warf er mir als nächstes schreiend an den Kopf und jetzt platzte auch mir der Kragen: “Sag mal spinnst du?! Würde ich dir dein Kind vorenthalten wollen, dann wüsstest du nichts von ihm, ich hätte ihm nie was von dir erzählt und das Treffen gestern hätte es nie gegeben!“
“Du hast mir doch auch nie was von ihm erzählt! Wäre ich nicht durch Zufall vorbeigekommen, wüsste ich bis heute noch nichts von ihm!“, schrie Marco zurück und traf damit einen wunden Punkt. Er wüsste wahrscheinlich wirklich noch nichts von Milan, weil ich es vor lauter Angst nicht übers Herz gebracht hätte, reinen Tisch zu machen.
“Das ist doch gar nicht wahr!“, leugnete ich und Marco schnaubte verächtlich.
“Ist es wohl und das weißt du ganz genau. Ich will mein Kind sehen. Heute oder morgen, das ist die Wahl die du hast“, schlug er mir um die Ohren. Ich setzte gerade zu einer Erwiderung an, als sich die Tür öffnete und André herein trat.
“Ihr solltet euch wo anders streiten. Außer ihr wollt, dass gleich alle aus der Mannschaft über Milan bescheid wissen“, waren seine Worte zur Begrüßung.
“Halt dich da raus André“, pflaumte ihn Marco an, “Und du entscheide dich Götze“, verlangte er von mir.
“Du wirst Milan weder heute noch morgen sehen. Er soll sich beruhigen. Wir reden dann die Tage nochmal“, machte ich meinen Standpunkt erneut deutlich. Marco setzte schon zu einer Erwiderung an als er von einem mahnenden Blick von André daran gehindert wurde.
“Denk jetzt genau drüber nach, was du sagt Marco. Mario besitzt immer noch das alleinige Sorgerecht. So gesehen hast du da gar nichts zu melden und wenn Mario es nicht möchte, hast du auch keine Chance und kein Recht Milan zu sehen.“ André’s Worte saßen, das merkte man ganz deutlich und Marco entschied sich schließlich: “Na schön. Dieses Mal hast du gewonnen, aber ich will den Kleinen wiedersehen. So schnell es geht.“ Mit diesen Worten verließ Marco dann auch schon die Kabine.
“Danke André“, murmelte ich.
“Keine Ursache aber ihr müsst das in den Griff bekommen. Nicht nur für Milan, sondern auch für euch“, antwortete er und hatte recht. Dieser Streit mit Marco hatte mich schon wieder unwahrscheinlich erschöpft, mehr als es sollte. Ich wollte ja auch gar nicht mit ihm streiten, aber hier ging es um das Wohl meines Kindes, was ihm ja wohl genauso am Herzen liegen sollte wie mir. Nur dem war wohl scheinbar nicht so. Stattdessen dachte er, ich wolle ihm absichtlich seinen Sohn weiter vorenthalten.
Während dem Training herrschte Eiszeit zwischen Marco und mir. Das blieb auch der Mannschaft nicht verborgen aber keiner wagte es uns darauf anzusprechen. Besser so. Wer weiß wie ich reagiert hätte, so geladen und erschöpft wie ich war.
Leider ging der Kampf zuhause genau so weiter. Milan konnte und wollte nicht akzeptieren, dass Marco nicht da war und mehr als einmal musste ich laut werden, damit der Kleine sich wieder einigermaßen beruhigte. Der Abend und die aufsteigende Müdigkeit in Milan waren da wie eine Erlösung. Wir saßen gerade auf dem Sofa und Milan lag eingekuschelt in meinen Armen als er fast am einschlafen war und ich sagte: “Na komm mein Schatz. Wir putzen dir schnell die Zähne und dann ab ins Bett.“
“Papa tragen?“, war die schlichte Frage, die ich als Antwort bekam und ich lächelte sanft.
“Natürlich mein Schatz“, sagte ich liebevoll und trug ihn ins Badezimmer. Dort setzte ich ihn auf der Toilette ab und griff nach seiner Zahnbürste, um meinem Schatz die Zähne zu putzen. Dabei konnte Milan die Augen schon fast nicht mehr offen halten und gerade als ich den Kleinen in sein Zimmer tragen wollte, klingelte es an der Tür. Ich stockte in der Bewegung und Milan’s süßes “Papa klingelt“, veranlasste noch dazu erst schnell die Tür zu öffnen. Vermutlich war es eh André oder Basti, die wissen wollten, wie der Tag mit Milan denn noch so war. Als ich die Tür öffnete stand da jedoch Marco.
“Hallo Mario, ich...uhm...“ setzte er an, wurde aber von Milan unterbrochen. Der musste Marco wohl an der Stimme sofort erkannt haben und war mit einem mal putzmunter. “Papa“, quietschte er und begann in meinen Armen zu strampeln, um zu Marco zu gelangen. Ich hielt Milan jedoch eisern fest und der Kleine fing an zu quengeln: “Milan will Papa. Milan will PAPA!“
“Nein Milan. Schluss jetzt. Du gehst ins Bett“, sah ich mich gezwungen durchzugreifen.
“NEEEIIIINN“, heulte mein Sohn und die ganze Situation war mir vor Marco schon wieder unheimlich unangenehm. Milan schaffte es fabelhaft mich vor ihm bloßzustellen.
“Lass...Lass mich mal versuchen“, mischte sich Marco dann auch noch ein.
“Milan, hey Milan“, sicherte er sich die Aufmerksamkeit des Kleinen. Dann fuhr er fort: “Na komm, der Papa bringt dich ins Bett und dann wird schön geschlafen okay?“
“Papa bringen Milan ins Bett?“, fragte er nach.
“Ja genau, ich bringe dich ins Bett“, wiederholte Marco und nachdem Milan eifrig nickte, blieb mir keine andere Wahl als meinen Sohn seinem Vater zu übergeben und Marco zu Milan’s Zimmer zu lotsen. Ich war für meinen Sohn abgeschrieben und unwichtig in diesem Moment und es tat mir unwahrscheinlich weh. Um mir das nicht weiter zu geben, setzt ich mich ins Wohnzimmer und versuchte die bösen Gedanken zu verdrängen. Ich war auch Milan’s Vater und er hatte mich genauso lieb, wenn nicht gar noch lieber. Das musste ich mir einfach öfters sagen. Ich merkte nicht wie die Zeit verstrich, ehe sich auf einmal Marco neben mich setzte.
“Es tut mir leid Mario. Deswegen bin ich auch eigentlich gekommen. Ich wollte mich für mein Benehmen entschuldigen und dachte Milan schläft schon. Tut mir leid, wegen dem Theater eben. Ich kann jetzt auf jeden Fall verstehen was du meintest“, sagte Marco.
“Ist schon okay. Das wird mit der Zeit besser denke ich. Wir müssen die Sache halt nur langsamer gestalten, damit Milan auch immer mal wieder zur Ruhe kommen kann“, lenkte ich ein.
“Danke“, murmelte Marco und darauf sagte ich nichts mehr. Er wirkte genauso fertig wie ich und ich genoss es einfach mit ihm hier schweigend auf dem Sofa zu sitzen. Warum kann es bei uns nicht einfach so leicht sein, wie bei Basti und Poldi?
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Every Baby
FanfictionGötzeus. Jeder liebt diese beiden. Marco Reus und Mario Götze. Nur dann scheint es auf einmal keinen Ort zu geben, der Mario weit genug von Marco entfernt ist. Die Frage ist warum? Und was hat dieses süße Wesen namens Milan damit zu tun? Partner FF...