Kapitel 91

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POV Mario

Sofort sammelten sich Tränen in meinen Augen.

“M-Marco, du bist hier.”
Liebevoll hauchte er mir einen Kuss auf die Stirn.

“Natürlich bin ich hier. Es wird alles gut und wir schaffen das. Gemeinsam.”
Ich fing an seine Hand fester zu drücken und hoffte, dass es endlich losgehen würde.
“Spürst du das Mario?”, fragte Dr. Stoll nach und ich versuchte mich einen Moment auf mich zu konzentrieren.
“N-nein”, murmelte ich ängstlich und Marco strich immer wieder durch meine feuchten Haare.
“Gut”, sagte Dr. Stoll, “dann holen wir eure Kleine jetzt.”
Ich brummte einfach nur irgendwas, denn ich war viel zu aufgeregt, um einen klaren Gedanken zu fassen.
“Ich… ich bin so froh, dass du hier bist”, schniefte ich an Marco gewand, “es tut mir so Leid.”
“Hey, ganz ruhig”, flüsterte er lächelnd, “dir braucht nichts Leid zu tun. Ich liebe dich und ich werde immer für dich da sein.”
“Ich liebe dich ja auch”, hauchte ich und schloss kurz meine Augen, da ich endlich das Rütteln an meinen Bauch spürte. Sie waren jetzt wohl wirklich dabei unser kleines Wunder herauszuholen.
“Wir haben immer noch keinen Namen für unsere Maus. Ich dachte an Almut”, redete er drauf los und mir entwich ein kleiner Aufschrei.
“Bist du von allen guten Geistern verlassen?”, kicherte ich, “unsere Tochter soll in der Schule nicht gemobbt werden.”
“War doch nur ein Spaß”, gluckste er und plötzlich spürte ich, wie das Gewicht aus mir herausgenommen wurde.
Die Ärzte redeten irgendwas, was ich nicht verstand und plötzlich bekam ich es wieder mit der Angst zutun. Was wäre, wenn meine Tochter bleibende Schäden behalten würde? Oder sie gar nicht überleben würde.
“Marco… Marco, bitte geh mit. Ich will wissen, was mit ihr ist”, murmelte ich den Tränen nahe, doch Marco schüttelte nur bestimmend den Kopf.
“Nein, Mario”, hauchte er leise, “Dr. Stoll hat alles unter Kontrolle. Das hat er schon so oft bewiesen und ich würde dort jetzt nur stören. Außerdem ist mein Platz hier bei dir.”
Ich kam nicht dazu weiter mit ihm darüber zu diskutieren, weil Dr. Stoll hinter dem Tuch hervor kam und mich anlächelte.

“Mario, eure Tochter wurde jetzt von meinem Assistenten mitgenommen. Ich werde jetzt bei dir wieder alles zunähen und dann sprechen wir später auf deinem Zimmer weiter.”
Ich nickte einfach nur, denn ich spürte plötzlich, dass ich ganz schön schlapp geworden war. Gähnend schaute ich Marco in die Augen, der mir wieder liebevoll einen Kuss auf die Wange hauchte.
Ich merkte, wie Dr. Stoll anfing an meinem Bauch herum zu fummeln. Es war ein doch leicht unangenehmes Gefühl, doch das war es bei Milan schon gewesen. Deshalb war ich mehr als froh, als ich eine knappe halbe Stunde später endlich in einem Zimmer lag und Marco bei mir auf der Bettkante saß.
“Soll ich Milan, Lewy und Fabi reinholen?“, fragte er mich vorsichtig, aber ich stimmte natürlich sofort zu.

Ich wollte nichts lieber als meinen süßen Sohn wieder sehen.
Das letzte Mal war es auf seinem Geburtstag gewesen und das war meiner Meinung nach schon wieder viel zu lange her. Marco verschwand also nach draußen und ich richtete meinen Blick zum Fenster. Die Sonne schien inzwischen und man hörte die Vögel draußen ihre Lieder singen.
“Papa!”, hörte ich die Stimme von meinen Sohn, der gleich auf mich zugerannt kam.
“Milan, sei bitte vorsichtig, der Papa hat noch Aua am Bauch”, setzte ihm Marco direkt eine Grenze und Milan nickte brav.
“Ich bin vorsichtig”, versprach er und versuchte ganz langsam auf mein Bett zu gelangen. Als das nicht so ganz klappte, schob Marco ihn an seinem Po zu mir nach oben.
Sofort kuschelte sich Milan an mich heran und ich konnte nicht anders, als ihm viele Küsse ins Gesicht zu hauchen. Das fand er natürlich total witzig und versuchte sein Gesicht vor mir zu verstecken.
Lewy und Fabi setzten sich auf die vorhandenen Stühle und versuchten uns den Moment zu lassen.

Marco saß wieder bei mir auf dem Bett und ich hielt Milan in meinen Armen. Etwas schöneres gab es auf der Welt einfach nicht.
Mit einem Mal klopfte es an der Tür und Dr. Stoll betrat mit seiner Mappe mein Zimmer. Sofort fing mein Herz an zu schlagen und ich hatte unglaubliche Angst, dass es meinem Kind an etwas fehlen könnte. Marco schien meine Angst zu spüren, den er drückte meine Hand wieder fest.
Dr. Stoll kam zu uns herüber, schnappte sich einen Stuhl und setzte sich zu uns herüber. Ängstlich blickte ich in seine Richtung.
“Also Mario, eurer Prinzessin geht es gut. Sie hat durch den ganzen Stress einen unregelmäßigen Herzschlag bekommen, doch wir konnten sie stabilisieren”, erzählte er drauf los und sowohl Marco, wie auch mir fiel ein riesiger Stein vom Herzen.
“Das… heißt ihr geht es gut? Wann kann sie mit uns nach Hause kommen?”, fragte Marco weiter und Dr. Stoll blickte schmunzelnd in seine Unterlagen.
“Ja, ihr geht es gut. Mario muss noch zwei Wochen bei uns bleiben, da es bei ihm besonders wichtig ist, dass er sich ausruht. Solange würden wir die Kleine gerne auch noch zur Beobachtung hier behalten”, erzählte er weiter und bei dem Gedanken, dass ich noch zwei Wochen hier bleiben sollte, bekam ich das kotzen. Ich hasste Krankenhäuser.
“Okay und wo können wir sie sehen? Wir dürfen sie doch sehen oder?”, fragte ich schnell weiter und spürte, dass Milan in meinem Arm wieder eingenickt war.

Für ihn war es definitiv auch besser, dass er den ganzen Trubel nicht mitbekam.
“Natürlich könnt ihr eure Tochter sehen. Sie liegt auf der Frühchenstation im Brutkasten. Sie muss noch ein bisschen an Gewicht zulegen und wir beobachten noch ihre Herz- und Lungentöne. Ich denke in einer Woche, kann sie zu Mario ins Zimmer verlegt werden”, erwiderte unser Arzt, “aber ruhen sie sich jetzt erstmal aus. Die Kleine können sie heute Nachmittag in Ruhe besuchen gehen. Milan möchte bei diesem besonderen Moment sicher auch dabei sein.”
Zuerst war ich von der Idee nicht wirklich angetan, doch er hatte Recht. Milan sollte mit dabei sein, denn er fragte ständig nach seiner kleinen Schwester. Lächelnd drückte ich Milan an mich und Dr. Stoll erhob sich zufrieden von seinem Stuhl.
“Du hast das hervorragend gemacht, Mario. Ich bin stolz auf dich. Wir sehen uns heute Abend zum Check”, meinte er nur noch und verließ dann mit einem leichten Türknallen das Zimmer.
Auch Fabi und Lewy hatten sich inzwischen von ihren Stühlen erhoben. Sie gratulierten Marco und mir zu unserer Prinzessin und knuddelten uns erstmal durch. Ich bedankte mich dann schnell bei Lewy dafür, dass er Marco so schnell hier hin bekommen hatte. Dieser winkte jedoch ab und verließ händchenhaltend mit seinem Verlobten das Zimmer.
“Mario, ich bin stolz auf dich. Ich wäre wahrscheinlich durchgedreht, aber du warst so stark. Danke, dass du mir wieder ein Kind geschenkt hast”, murmelte er und setzte sich näher an mich heran.
“Danke, dass du trotz Milans Flugangst direkt hierhin gekommen bist. Das bedeutet mir wirklich unglaublich viel. Ohne dich wäre ich durchgedreht. Die Kleine wird es gut haben, das spüre ich”, erwiderte ich glücklich, “kannst… du dich zu mir legen und bleiben?”
“Natürlich”, flüsterte er und kuschelte sich an mich heran, nachdem er sich neben mich gelegt hatte, “wir wollen doch später unser Wunder kennenlernen.”
Plötzlich hatte ich diesen Drang dazu Marco einen Kuss auf den Mund zu geben. Ich wusste nicht, woher der Drang kam aber ich riskierte es einfach und legte meine Lippen auf seine.

Er erwiderte den Kuss kurz und löste sich dann von mir. Wir sahen uns einfach nur lächelnd in die Augen und ich war der glücklichste Mensch auf der Welt.

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