Kapitel 58

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POV Mario

Als ich am nächsten Morgen geplagt von meiner Übelkeit aufwachte, war ich allein Zuhause. Ein Blick auf die Uhr verriet mir auch warum. Marco war schon beim Training und Milan schon lange in der Kita. Ich fand es eigentlich ziemlich süß, dass sie mich hatten schlafen lassen, aber gleichzeitig hätte ich besonders Milan heute morgen gern gesehen und vielleicht selbst in den Kindergarten gefahren. Mir tat es leid, dass ich Milan gestern abgewiesen hatte. Mein kleines Wunder war unglücklich gewesen und ich hatte das mit der Schwangerschaft nicht auf seine Kosten ausleben dürfen. Milan durfte nicht leiden, weil seine beiden Väter zu blöd waren zu verhüten. Ich beschloss, dass ich ihn heute abholen würde und danach vielleicht noch ein Eis mit ihm essen gehen würde. Er liebte es und konnte es auch im tiefsten Winter essen. Eine Eigenschaft, die er definitiv von mir geerbt hatte. Schnell schickte ich Marco eine Whatsapp, dass er nach dem Training gleich heim konnte oder noch mit Freunden weg. Eine Antwort erwartete ich gar nicht und machte mich ohne Handy auf den Weg in die Küche um mir einen Tee und einen Toast zum Frühstück zu machen. Dann überlegte ich fieberhaft, was ich mit meiner Zeit anstellen sollte. Was hatte ich damals bei Milan nochmal gemacht? Ach ja, ich hatte Basti und Lewy, die mit mir Zeit verbracht hatten, mich abgelenkt und beschäftigt hatten. Ob ich es ihnen wohl sagen sollte? Nein, bei Basti wollte ich nicht stören. Das waren seine Momente mit seiner kleinen Familie. Da wollte ich mich nicht reinquetschen. Und Lewy? Der wäre entweder im Training oder mit meinem Bruder beschäftigt. Also auch keine Option. Blieben nur noch André und Marco, wobei letzterer noch nichts von dem Ganzen erfahren sollte. Und André war gemeinsam mit Marco beim Training. Das wäre schön etwas ag auffällig, wenn ich den jetzt anrufen und herbitten würde. Meine Eltern waren auch keine Option. Ich wollte es erst Marco sagen. Kurz gesagt, ich hatte niemanden um mir die Zeit zu vertreiben. Kurz überlegte ich mir, einfach zum Training zu fahren und den Jungs zuzuschauen. Aber das wäre vielleicht keine so gute Idee. Thomas wusste bestimmt schon über die Schwangerschaft Bescheid und würde reden wollen und das wiederum würde auffallen. Nein, ich musste mich hier irgendwie beschäftigen aber dann kam mir die rettende Idee. In einem ungenutzten Zimmer standen noch Milans Babysachen rum und ich beschloss zu schauen, was man davon wohl noch verwenden konnte. Letztendlich leider nicht viel und da ich auch noch nicht wusste, ob mein Baby wieder ein Junge werden würde, vielleicht auch gar nichts. Außerdem hatte ich kein einziges Möbelstück für ein Babyzimmer mehr zur Verfügung. Das hieß dann wohl shoppen und da ich eh nichts besseres zu tun hatte, beschloss ich mich jetzt mal ein bisschen im Internet umzusehen. Ganz in meinen Laptop vertieft vergaß ich die Zeit und blickte erst wieder von dem Bildschirm auf, als ein wütender Marco vor mir im Wohnzimmer erschien.
“Was soll der Scheiß Mario?!“, polterte er los und ich verstand erstmal gar nicht, was er von mir wollte.
“Was-“, setzte ich zur Frage an, wurde aber von Marco unterbrochen: “Frag jetzt ja nicht, was du getan hast. Besser was du nicht getan hast! Du wolltest Milan aus der Kita abholen!“
“Scheiße“, hauchte ich entsetzt. Ich hatte tatsächlich mein Kind vergessen, wegen einem anderen das noch nicht mal auf der Welt war.
“Kannst du laut sagen. Anna hat mich angerufen, weil niemand Milan abholen kam und ich bin natürlich sofort von Marcel los zur Kita“, stauchte er mich weiter zusammen und ich wurde unter seinem wütenden Blick und seinen Gesten immer kleiner.
“Es tut mir leid“, murmelte ich, während er Luft holen musste.
“Das sollte es auch! Milan hat geweint, weil er dachte, dass wir ihn nicht mehr wollen und nicht mehr lieben. Dass wir ihn beide verlassen haben!“, schrie Marco mich an und jetzt kamen mir die Tränen. Ich war schuld, dass mein Sohn geweint hatte. Ich war so ein Arschloch. Wieder hatte Milan leiden müssen, weil ich für sein Geschwisterchen nach Kleidung und Möbeln geschaut hatte.
“Das wollte ich nicht“, stammelte ich, “ich hab einfach nur die Zeit vergessen.“

Zu meinem Leidwesen hatte das Marco neugierig gemacht und ehe ich es verhindern konnte hatte er einen Blick auf den Bildschirm geworfen.
“Sag mal hast du sie nicht mehr alle?! Du schaffst es nicht an Milan zu denken und weil du im Internet shoppst?! Das ist das Letzte! Ist dir saß wirklich wichtiger als Milan? Willst du ihn loswerden und von dir stoßen? Arbeitest du daraufhin?!“, warf er mir wütend vor. Dass er dachte ich könnte Milan verstoßen verletzte mich ungemein. Was dachte er denn bitte von mir? Und eigentlich konnte ich froh sein, dass we nicht gesehen hatte, nach was ich geschaut hatte. Dann wäre wohl die Hölle los.
“So ist das aber nicht“, protestierte ich. Marco jedoch wiegelte ab: “Mach doch was du willst. Aber das ist echt das Letzte Götze. Ich bringe UNSEREN erschöpften Sohn jetzt ins Bett.“ Und schon war er aus dem Zimmer gestampft. Mich ließ er mit Tränen in den Augen und von Vorwürfen geplagt hier sitzen. Ich hatte das wirklich nicht gewollt. Milan sollte doch nicht leiden. Aber er tat es. Wie würde das dann mit noch einem Kind sein? Würden wir, besser würde ich das packen und hatte Marco mit seiner Ankündigung recht. Würde ich, auch wenn ich es nicht wollte, Milan verstoßen? Hatte ich Platz für zwei Kinder in meinem Leben. Ich wusste es nicht, aber irgendwie sprach alles für Nein. Ich wollte nicht, dass Milan litt und wenn da noch ein Baby wäre, würde das doch automatisch auch leiden weil ich es nicht hinbekam oder? Sollte ich das Baby dann überhaupt behalten? Wäre es dann nicht in einer Adoptivfamilie besser aufgehoben? Aber würde ich es schaffen es nach der Geburt abzugeben? Und was wenn es wieder so extreme Ähnlichkeiten mit Marco oder dieses Mal mit mir hatte? Nein, das wäre keine Option. Da blieb mir nur noch eins. Abtreibung. Bei Milan wollte ich erst und tat es nicht, aber dieses Mal blieb mir keine andere Wahl. Ich würde das ungeborenen Leben in mir abtreiben, unser  Familienleben, besonders Milan beschützen vor einer katastrophalen Belastung. Der Gedanke brachte mich unglaublich zum weinen und ich flüchtete regelrecht in mein Zimmer, um Marco nicht zu begegnen. Das konnte ich jetzt nicht auch noch.

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