POV Mario
“Papa wann da?“, fragte Milan jetzt zum wiederholten mal und auch wenn ich meinen Sohn wirklich liebte, gerade würde ich ihm am liebsten den Hals umdrehen. Seit einer halben Stunde erklang alle paar Minuten, wenn nicht sogar alle paar Sekunden, die Frage wann wir da waren. Und ganz ehrlich, diese Fragerei nervte extremst.
Ich schloss meine Hände fester um das Lenkrad, sodass meine Knöchel schön weiß hervortraten und atmete tief durch. Ich durfte mir bei meiner Antwort nicht anmerken lassen, wie gereizt ich war.
“Wir haben es gleich mein Schatz. Nur noch eine halbe Stunde. Dann sind wir da“, presste ich hervor und Marco neben mir auf dem Beifahrersitz musste sich das Lachen verkneifen.
“Das ist nicht lustig“, zischte ich ihm so leise zu, dass Milan es nicht hören konnte.
“Irgendwie schon“, erwiderte Marco genauso leise und erntete daraufhin einen vernichtenden Blick von mir. Genervt wandte ich mich wieder der Straße zu und beschloss für mich, mit den beiden nicht mehr in den Urlaub zu fahren. Das hielt ja keine Menschenseele aus, vor allem als Marco jetzt auch noch anfing: “Papa, wann sind wir endlich da?“Ich beschloss es zu ignorieren und war wohl noch nie so froh bei meinen Brüdern angekommen zu sein wie heute. In Rekordgeschwindigkeit war ich ausgestiegen, hatte Milan aus seinem Sitz befreit und war zur Tür gegangen um zu klingeln. Während wir warteten, dass sie uns öffneten bemerkte Marco: “Ist das nicht Lewy’s Auto?“
“Doch. Vielleicht haben sie ihm ja gesagt, dass wir heute kommen und er ist deswegen da“, meinte ich und zuckte arglos mit den Schultern.
“Vermutlich hast du recht“, antwortete Marco und dann öffnete Felix uns endlich die Tür.
“Mario! Milan!“, rief er erfreut und ignorierte Marco’s Anwesenheit.
“Hallo kleiner Bruder“, lachte ich, doch der beachtete mich gar nicht und hatte nur Augen für Milan.“Hier, nimm ihn schon“, seufzte ich genervt und reichte Milan an Felix weiter, der strahlte wie ein Honigkuchenpferd. Und auch Milan schien begeistert seinen Onkel wiederzusehen. Aufgeregt plapperte er drauf los und erzählte Felix von allen. Vom Kindergarten, von Nico, von seinem Papa... Milan’s Mundwerk stand einfach nicht still.
“Unser Sohn“, seufzte ich, “So eine kleine Quasselstrippe.“
“Und dabei unglaublich süß. Genau wie sein Vater“, sagte Marco ganz verträumt und brachte damit mein Herz zum rasen. Klar, es war nicht unbedingt mein Highlight als 'süß' bezeichnet zu werden, aber es war mehr als ich von Marco erwartet hätte.
“Kommst du?“, riss mich Marco aus den Gedanken und ich merkte, dass Felix inzwischen mit Milan verschwunden war und Marco auch schon an mir vorbei war und darauf wartete, dass ich ihm in die Wohnung folgte.
“Klar, natürlich“, sagte ich schnell und gemeinsam betraten wir die Wohnung.
“Du Felix, wo ist eigentlich Fabi?“, fragte ich im Wohnzimmer angekommen.
“In seinem Zimmer“, erwiderte mein kleiner Bruder.
“Bleibst du hier? Ich gehe Fabi schnell holen“, fragte ich Marco und der stimmte zu. Gut gelaunt machte ich mich auf den Weg zu Fabi's Zimmer und klopfte an der Tür. Von drinnen erklangen Geräusche und so öffnete ich ganz normal die Tür und erstarrte mitten in der Bewegung.
“In drei Teufels Namen, was ist hier los?“, entfloh es mir.
“Das ist nicht so wie es aussieht!“, kam die Standardantwort. Allerdings sagte die Position in der Fabi sich befand etwas anderes als seine Worte. Er lag gemeinsam mit Lewy im Bett. Unter der Decke, beide oberkörperfrei und es sah ganz so aus, als wäre der Körperkontakt vor wenigen Augenblicken noch länger gewesen als jetzt eh schon.
“Doch, es ist genau so wie es aussieht“, strafte jetzt Lewy Fabi’s Lüge.
“Das...Wann...Wie...“, stammelte ich unzusammenhängend herum und wusste nicht recht, was ich sagen sollte. Einer meiner engsten Freunde lag gemeinsam mit meinem Bruder im Bett. Das war einfach... unglaublich.
“Was hälst du davon, wenn du schon mal ins Wohnzimmer gehst und Lewy und ich kommen gleich nach?“, schlug Fabi vor, der merkte, dass von mir wohl gerade nichts produktives mehr kommen würde. Total durch den Wind nickte ich, drehte mich um und kehrte ins Wohnzimmer zurück. Die Tür ließ ich offen. Sicher war sicher. Allerdings ließ mich das Bild der beiden einfach nicht los und ich setzte mich merklich fassungslos auf das Sofa.
“Mario? Was ist los? Ist was passiert?“, fragte mich Marco sofort bestürzt und auch Milan fragte: “Papa gut?“
“Alles gut mein Schatz“, sagte ich um Milan zu beruhigen, der nickte und dann aber doch zu mir kam, flink auf meinen Schoß kletterte und sich an mich kuschelte. Automatisch schloss ich meine Arme um ihn und antwortete Marco:“Ich hatte gerade eine etwas verwirrende Begegnung mit meinem Bruder und einem guten Freund.“
“Ach du meinst Lewy? Das hätte ich dir gleich sagen können“, erklang es von Felix, der auch munter weiterredete: “Die beiden hingen schon seit deinem Wechsel ständig aufeinander und naja ich glaube seit ihrem letzten Besuch bei dir-“
“Danke Felix, aber das erzählen doch lieber wir“, unterbrach Fabi unseren kleinen Bruder. Felix war natürlich sofort still und Fabi setzte sich gemeinsam mit Lewy zu mir auf’s Sofa. Milan merkte die komische Stimmung und zappelte unruhig auf meinem Schoß herum.
“Milan, willst du mit dem Papa deine Autos holen und dann zusammen spielen?“, fragte ich meinen Junior.
“Jaaa Papa. Autos spielen“, freute er sich und ich ließ ihn von meinem Schoß herunter. Direkt lief er zu Marco, der ihn an die Hand nahm. Schnell gab ich Marco noch die Autoschlüssel und erklärte ihm, dass Milan’s grüne Spieltasche im Kofferraum sein musste. Gemeinsam verließen sie das Wohnzimmer und ich konnte durchatmen.
“So und nun zu euch. Wann hattet ihr bitte vor mir das, was auch immer das sein mag, zu erzählen?“, fragte ich in die Runde.
“Also wir... wir wollten es dir erzählen. Wirklich. Nur irgendwie war nie der richtige Zeitpunkt. Du warst immer so beschäftigt mit Milan und Marco und wir wollten dich da nicht noch zusätzlich belasten...“, erklärte mir Fabi.
“Aha“, war meine einsilbig Antwort.
“Ich liebe ihn und er liebt mich“, schob Fabi hinterher.
“Oh das will ich auch hoffen“, sagte ich und fügte dann direkt an Lewy gewandt hinzu: “Tu ihm weh und du bekommst gewaltige Probleme.“
Lewy kam nicht mehr zu einer Antwort, denn ein weinender Milan kam ins Zimmer gelaufen: “Paaapppaaa. Milan Autos weg.“
Schnell war ich aufgesprungen und hatte den kleinen tröstend in den Arm genommen.
“Aber nein mein Schatz. Die Autos sind ganz bestimmt da“, versicherte ich ihm.
“Ähm Mario, da ist keine grüne Tasche“, sagte Marco vorsichtig.
“Marco, das kann nicht sein. Ich hatte sie zu den Koffern gestellt, die du eingeladen hast, als ich noch die Küche fertig gemacht habe“, klärte ich Marco beruhigend auf.
“Und ich hab sie wohl vergessen einzupacken“, murmelte Marco schuldbewusst. Na toll, was für eine Katastrophe. Zu der Situation hier hatte ich jetzt auch noch ein weinendes Kind und keine Ahnung wie ich die Situation so retten sollte.
“Milan Auto weg“, schniefte mein Schatz erneut.
“Nein, Milan. Der Papa hat die Autos nur zuhause vergessen. Da warten die bis wir wieder heim kommen“, versuchte ich den Kleinen zu beruhigen. Aber Milan hörte einfach nicht auf zu weinen. Verzweifelt blickte ich zu Marco und auch der schien ratlos.
“Hey Milan. Sollen der Onkel Felix, der Papa und du gemeinsam neue Autos kaufen gehen?“, schlug Fabi vor und wie von zauberhand versiegten die Tränen.
“Milan neue Autos?“, fragte er und jetzt schaltete Marco: “Ja mein Kleiner. Neue Autos.“
“Jaaaa, neue Autos“, war Milan hellauf begeistert und so gab ich ihn erneut an Marco, welcher sich auch sogleich mit Felix und Milan auf den Weg machte.
“Warum sollte Marco dein Gepäck in den Kofferraum laden?“, fragte Lewy lauernd.
“Naja, es könnte sein... Also vielleicht wohnen Marco und ich zusammen“, sagte ich zögerlich.
“Uhlala kleiner Bruder. Läuft da wieder was zwischen euch?“, fragte Fabi.
“Nein!“, rief ich, setzte aber wesentlich ruhiger fort: “Nein, wir wohnen nicht zusammen. Also schon, aber nicht so. Jeder hat sein eigenes Schlafzimmer. Es ist wie...wie eine Papa-WG. Ja genau so kann man es beschreiben.“
“Papa-WG. So so“, sagte Lewy und grinste zweideutig.
“Nein, nichts dergleichen. Wir machen das nur für Milan. Es ist so das Beste für ihn. Dabei geht es nicht um ein uns. Wir sind nun mal keine Familie und werden auch keine werden“, erklärte ich und darauf herrschte erstmal bedrücktes Schweigen. Beide wussten, dass mir Marco sehr viel bedeutete, aber beide wussten auch, dass es Marco nicht so ging. Ich musste damit leben und so stand ich jetzt im Schatten ihres Glücks. Fabi hatte seine Liebe gefunden und ich gönnte es den beiden von Herzen und doch tat es weh, wünschte ich mir doch einfach nur das Gleiche. Wünschte ich mir doch einfach nur Marco’s Liebe und dass wir eine ganz normale Familie wären.
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Every Baby
FanfictionGötzeus. Jeder liebt diese beiden. Marco Reus und Mario Götze. Nur dann scheint es auf einmal keinen Ort zu geben, der Mario weit genug von Marco entfernt ist. Die Frage ist warum? Und was hat dieses süße Wesen namens Milan damit zu tun? Partner FF...