Kapitel 24

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POV Marco

Gut gelaunt betrat ich den Trainingsplatz und gesellte mich zu Marcel, der bereits lockere Runden lief.
,,Hey Marco. Alles gut?", fragte er ebenfalls gut gelaunt und ich stieg mit zum Laufen ein.
,,Klar. Die Sonne scheint, es ist warm und ich darf trainieren. Ein Traumtag für mich", lachte ich und zwinkerte ihm zu. Wir liefen uns noch eine Weile warm, bevor nach und nach die Anderen den Platz betraten. Ich ließ meinen Blick über das ganze Feld gleiten, denn unser Trainer war noch nicht anwesend. Mein Blick blieb irgendwann bei Mario hängen, der ziemlich wütend zu sein schien, denn er gestikulierte wild mit seinen Armen. Schü legte deshalb eine Hand auf seine Schulter, um ihn zu beruhigen, doch es schien nicht zu helfen.
,,Worüber die wohl reden?", fragte mich Auba, der inzwischen neben mir aufgetaucht war. Seufzend zuckte ich mit den Schultern.

,,Keine Ahnung. Mit mir will er ja wenn’s ernst wird nicht mehr reden".
Mitleidig musterte Auba mich.

,,Marco, vielleicht muss er sich erst wieder daran gewöhnen, dass ihr miteinander redet. Zumal ich mit meinen Aktionen ja auch viel zwischen euch verbockt habe".
,,Da habe ich beim letzten Kaffee aber schon mit ihm drüber gesprochen. Das ist jetzt geklärt und er gibt dir noch eine Chance", stellte ich sofort klar. Mario und ich trafen uns seit unserem Gespräch regelmäßig und tranken Kaffee. Es war schon teilweise ein bisschen wie vor seinem Wechsel in den Süden. Er wirkte sichtlich glücklicher als noch vor einigen Wochen. Er hatte sein Sunnylachen wiedergefunden und irgendwie machte mich das zum Teil auch glücklich. Aber manchmal, da wirkte er noch völlig fertig. Ausgelaugt und kraftlos. Er erzählte mir nicht viel über den Kleinen, nur das er nicht gerne bei fremden Leuten war und sich nicht gut von Mario lösen konnte. Das machte es ihm schwer auch Zeit für sich zu haben. Zum Glück hatte ich jedoch die Sache mit Auba einigermaßen richten können, denn ich hatte ihm gesagt, dass ich nicht wollte,dass Mario litt. Er hatte mir zwar unglaublich weh getan aber ich hatte das Gefühl, dass es dafür einen Grund gab und er mir die ganze Wahrheit immer noch nicht gesagt hatte.
,,Guck mal. Ich glaube er hat Tränen in den Augen", flüsterte Auba und tatsächlich wischte Mario sich ein paar Mal über die Augen. André zog ihn in eine feste Umarmung, doch die schien ihm nicht zu helfen.
,,Ich werde ihn jetzt fragen was los ist", beschloss ich und bevor Auba etwas sagen konnte war ich auch schon auf dem Weg zu dem Duo.
,,Ich...ich gehe dann mal", sagte André sofort und lief zu den anderen herüber. Besorgt sah ich Mario an.

,,Hey sieh mich an. Was ist los?"
,,Ach die n-nächste Kita hat abgesagt. I-ich weiß nicht wo ich noch fragen soll", schniefte er traurig und ich konnte seine Verzweiflung förmlich spüren. Und ich musste wirklich zugeben, dass er mir leid tat. Das erste Mal seit er hier war tat er mir zu hundert Prozent leid.
,,Wie viele Kiten hast du jetzt schon besucht?", harkte ich nach.
,,Um die 15", nuschelte er:,,Es sind entweder alle voll oder sie wollen kein Kind einer berühmten Person aufnehmen.”
,,Das ist doch nicht deren Ernst oder? Die spinnen doch total. Es geht hier um ein Kind", sagte ich fassungslos.
,,Tja so ist das eben. Naja ich werde dann mal trainieren gehen", nuschelte er und ging mit gesenktem Kopf an mir vorbei. Es tat mir irgendwie weh ihn so zu sehen und ich beschloss binnen Sekunden mein eigentliches Vorhaben über Bord zu werfen und ihm doch zu helfen. Zu meinem Glück kam Thomas gerade auf den Platz, sodass ich ihn abpassen konnte.
,,Marco was kann ich für dich tun?", fragte er und sah von seinen Unterlagen auf.
,,Mir geht's nicht so gut. Kann ich schon nach Hause fahren?", trat ich mit meiner eher ungewöhnlichen Bitte an ihn heran und hoffte, dass er zustimmen würde.
,,Eigentlich passt mir das nicht", sagte er ehrlich, ,,Aber wenn es dir nicht gut geht bringt das nichts. Bitte ruh dich aus, denn wir brauchen dich am Samstag.”
,,Versprochen Trainer!", sagte ich und lief direkt in Windeseile zu meinem Auto, nachdem ich meinen Beutel von der Ersatzbank geschnappt hatte. Ich war aus irgendeinem Grund schon umgezogen zum Training gekommen und das half mir jetzt unglaublich weiter. Ich fuhr zur ersten Kita und erkundigte mich dort nach einem Platz, doch diese Kita hatte leider nichts mehr frei. Genauso lief es bei den nächsten sechzehn Stück. Die meisten wollten mir nicht mal zuhören und langsam aber sicher wurde auch ich wütend. Es konnte doch nicht so schwer sein ein kleines harmloses Kind in eine Kita zu bekommen. Völlig verzweifelt rief ich meine Schwester an und fragte nochmal nach der genauen Adresse von Nico’s Kita. Diese gab mir die Adresse sofort durch und fragte mich zum Glück nicht weiter wofür ich die überhaupt brauchte. Einigermaßen ausgeglichen stieg ich bei der Kita aus und betrat selbstsicher das Gebäude. Gleich strömten zehn Kinder auf mich zu, die mich anscheinend erkannt hatten. Doch wer wusste schon was mein kleiner Neffe so über mich erzählte.
,,Onkel Marco", rief Nico mich und kam direkt auf mich zugelaufen.
,,Hallo Großer", erwiderte ich und beugte mich zu ihm herunter.
,,Holst du mich heute ab?", fragte er neugierig aber ich schüttelte gleich den Kopf.

,,Nein deine Mama kommt später. Ich möchte gerne zum Büro. Zeigst du mir wo das ist?" Begeistert nickte er, nahm mich an der Hand und zog mich direkt durch einige Gänge, bevor wir vor einer großen Tür stehen blieben.

,,Danke Krümel. Du darfst weiter spielen und ich sage dir später nochmal Tschüss, okay?"
Nico machte sich sofort auf den Weg zu den anderen Kindern und ich klopfte einmal laut an der Tür.

,,Herein."
,,Hallo, ich bin Marco Reus und ich muss dringend mit Ihnen sprechen", brach es aus mir heraus.
,,Sie haben Glück. Ich habe gerade Zeit. Setzen sie sich bitte”, lächelnd bot Sie mir einen Platz an und ich ließ mich dankbar fallen.
,,Vielen Dank. Sie sind quasi meine letzte Hoffnung.”
,,Was kann ich denn überhaupt für Sie tun?", fragte sie neugierig.
,,Ein guter Freund von mir, Mario Götze, hat einen kleinen Sohn. Wie Sie vielleicht mitbekommen haben ist er von Bayern wieder zurückgewechselt und er sucht verzweifelt einen Kitaplatz für den kleinen Wurm", erzählte ich drauf los und sie nickte zwischendurch.
,,Wie alt ist der Kleine denn?"
,,Er ist vor kurzem zwei geworden und Mario braucht dringend einen Platz, weil er oft zum Training muss".
,,Sie haben Glück. Zum nächsten Monat haben wir einen Platz frei. Das sind sogar Fünfundvierzig Stunden, was bedeutet, dass Herr Götze den Kleinen bis kurz nach Sechzehn Uhr bei uns lassen könnte, falls Sie Training haben." Freude breitete sich in mir aus und ich fiel ihr dankbar um den Hals. Sie druckte mir alle notwendigen Papiere aus und Sie erklärte mir noch genau was Mario auszufüllen hatte. Er sollte die Tage noch mal vorbei kommen und alles abklären. Ich verabschiedete mich von ihr und bedankte mich nochmal herzlich. Anschließend sagte ich meinen Neffen Tschüss und lief mit den Papieren in der Hand zum Auto.
Ich überlegte erst Mario ein Bild zu schicken, doch das schien mir zu unpersönlich, weshalb ich beschloss direkt zu ihm zu fahren. Bis jetzt hatte er es unterbunden aber es würde so schnell keine bessere Möglichkeit geben das letzte bisschen Unangenehme zu ersticken. Mir meiner Sache völlig sicher fuhr ich geradewegs zu ihm auch wenn etwas nervös war. Ich klemmte die Unterlagen fest an meine Brust und drückte auf die Klingel. Erst passiert nichts doch dann wurde mir geöffnet, sodass ich den Hausflur betreten konnte. Sogleich hörte ich ein: ,,MILAN WARTE BITTE DU WEIßT NICHT WER KLINGELT!" Neugierig ging ich um die Ecke und sah zu der bereits geöffneten Tür. Hinter der einen Tür sah ich zwei kleine Augen die mich musterten, doch schon wenig später hing etwas an meinem Bein und sah mich mit strahlenden Augen an. ,,Papa", nuschelte der Kleine und ich wich perplex einen Schritt zurück.
,,Milan?", fragte Mario der mit einem Geschirrtuch aus der Küche kam und mich entsetzt anblickte.
,,Papa, da ist Papa!”, rief der Kleine freudig und rannte zu Mario zurück. Völlig neben mir sah ich den kleinen blonden Jungen, der genauso aussah wie ich und mich vor wenigen Sekunden Papa genannt hatte an. Kurz schüttelte ich den Kopf, weil ich das Gefühl hatte zu träumen, doch Mario riss mich aus diesen Gedanken.
,,I-ich glaube ich muss dir was erklären", flüsterte er und nahm Milan auf den Arm, bevor er mich herein bat und ins Wohnzimmer lief.

Every BabyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt