Kapitel 38

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POV Marco

Doch anstatt, dass sie ein Wort sagten, betraten sie einfach wie selbstverständlich meine Wohnung.

“Okay ich lade mich auch immer selbst ein", murmelte ich genervt und schloss die Tür wieder. Mir war schon klar, weshalb sie gekommen waren aber das würde ich nicht zulassen. Ich trottete ins Wohnzimmer, wo es sich die beiden schon auf dem Sofa bequem gemacht hatten. Ich ließ mich in den Sessel sinken und schaute die beiden mit einer kühlen Mine an, denn sie taten das Selbe bei mir. Ein paar Minuten lang herrschte tiefes Schweigen, bis Lewy schließlich das Wort ergriff.

“Sag mal hast du noch alle Latten am Zaun?", fragte er entrüstet, “Wie kannst du Mario einfach sein Kind wegnehmen?"

Gelassen antwortete ich: “Mario war nicht in der Lage sich um ihn zu kümmern. Er hält es ja nicht mal für nötig zum Training zu erscheinen.”

Basti’s Gesichtszüge verhärteten sich.

“Und woran liegt das? Weil er ein Wrack ist und daran bist allein du Schuld. Einem Vater sein Kind wegzunehmen. Ich habe dir viel zugetraut aber das schlägt wirklich dem Fass den Boden aus."

“Komm mal runter”, konterte ich wütend, “Hätte er sich um Milan gekümmert, dann hätte ich zu dieser Maßnahme nicht greifen müssen.”

“Was heißt hier nicht gekümmert? Mein Gott Marco hörst du dir selbst eigentlich zu? Mario hat Milan neun Monate in seinem Bauch gehabt und ich kenne keinen besseren Vater als ihn. Er hat alles für Milan getan und das du sowas behauptest kann ich einfach nicht fassen", brach es aus Lewy heraus und er schüttelte verächtlich den Kopf. Genervt verdrehte ich die Augen.

“Schön und gut aber er hat ihn mit in die Öffentlichkeit genommen. Jeder denkt, dass Ann die Mutter ist.”

“Da kommen wir dem Problem ja schon näher", murrte Basti, “Du bist eifersüchtig!"

Entsetzt riss ich die Augen auf. Er merkte ja wohl nichts mehr. Auf wen oder was sollte ich denn bitte eifersüchtig sein?

“Du spinnst ja, Schweinsteiger!"

“Du hast Angst, dass Mario wieder mit Ann zusammen kommt und sie dich ersetzt. Du kannst mir nichts vormachen aber so einfach geht das nicht. Milan gehört zu Mario", redete Basti weiter auf mich ein und langsam gingen mir beide auf die Nerven. Hatten sie eigentlich keine eigenen Probleme? Musste sich alle Welt in meine einmischen?

“Papa?", hörte ich eine weinerliche Stimme murmeln und ich drehte mich entsetzt um. Dort stand Milan mit seiner Emma im Arm und sah mich verängstigt an. Besorgt stand ich auf und nahm ihn auf den Arm, um mich mit ihm zusammen auf den Sessel zu setzen.

“Was ist denn passiert Milan?", fragte ich vorsichtig.

“Milan Alptraum. Milan will Papa", murmelte er und sah mich durch seine großen braunen Augen an.

“Wir können nicht zum Papa. Der hat viel zutun", war meine knappe Antwort und genau wie einige Stunden zuvor fing er sofort an zu weinen.

“P-paaaapaaa. Milan Paaaapaaa", schrie er und fing an um sich zu schlagen. Im Gegensatz zu heute Nachmittag beruhigte er sich jedoch nicht und ich war maßlos mit der Situation überfordert. Plötzlich stand Basti neben mir und streckte die Arme nach dem Kleinen aus. Zu meiner Verwunderung warf sich mein Sohn mehr oder weniger in diese und Basti drückte ihn fest an sich.

“Ist ja gut mein Kleiner. Onkel Basti ist ja da.”

Damit verschwand er aus dem Zimmer und ich sah ihm leicht ratlos hinterher. Was war, wenn Milan wirklich jeden Tag weiter nach Mario fragen würde? Auf Dauer würde das kein Mensch aushalten und Marcel würde mir über kurz oder lang einen erzählen. Milan ging ihm jetzt schon mit seiner Fragerei auf die Nerven.
“Na zufrieden?", riss mich Lewy aus den Gedanken und sah mich wissend an.

“Milan vermisst Mario und daran wirst du nichts ändern können."

“Er ist mein Sohn!", stellte ich meinen Standpunkt klar und funkelte meinen engen Freund wütend an. Wieso um alles in der Welt stellte er sich jetzt gegen mich?

“Ja, er ist dein Sohn aber nicht auf dem Papier. Dort steht nur Mario."

“Was willst du mir damit sagen?", knurrte ich außer mir.

“Das du keine Chance hast. Wenn Mario zum Jugendamt geht bist du am Arsch. Dann wirst du Milan nicht mehr sehen dürfen, denn ich kenne Mario. Er wird sich einigeln und dann hast du verloren.”

“Du denkst er geht zum Jugendamt?", harkte ich verblüfft nach aber Lewy nickte nur.

“Aber ganz bestimmt. Du kannst froh sein, dass ich Fabi davon abhalten konnte hier aufzutauchen. Er würde sich in seinem aktuellen Gemütszustand nicht scheuen dir voll eine rein zu hauen. Er würde alles für Mario tun und deshalb solltest du vielleicht wissen, dass eine Anzeige erstellt werden kann. Dann bist du wegen Kindesentführung dran und kannst dir im Knast überlegen was du getan hast. Mario hast du dann für immer verloren", sagte er und bei jedem Wort breitete sich mehr Panik in mir aus.

Ich konnte Milan nicht zurück geben. Lewy hatte Recht. Mario würde mir Milan wieder unterschlagen und mir nie verzeihen. Dabei wollte ich Mario nicht verlieren. Er gehörte doch zu mir, genau wie mein Sohn.

“So, dein Sohn schläft", meinte Basti und betrat das Wohnzimmer erneut. Seine Haare waren leicht zerzaust und er hatte einen riesigen Sabberfleck auf dem T-shirt.

“Danke", murmelte ich nur und würdigte ihn sonst keines Blickes.

“Milan hat nach Mario gefragt. Er versteht nicht weshalb er ihn nicht sehen kann. Marco, du tust Milan damit keinen gefallen. Du solltest mal überlegen wer von euch beiden der schlechte Vater ist, denn im Moment sehe ich nur einen", giftete er und jetzt konnte ich nicht anders als ihn anzusehen.

“Mario hat mir Milan zwei Jahre vorenthalten.”
Schnaubend lachte er auf: “Du vergleichst hier Äpfel mit Birnen. Mario hat Milan auf die Welt gebracht und war immer für ihn da. Milan hatte immer riesen Probleme ohne Mario zurecht zu kommen. Es mag sein, dass er dir Milan vorenthalten hat aber er hat ihm von Anfang an erzählt das es dich gibt. Glaubst du Mario hätte das getan, wenn er nicht tief im Inneren gehofft hätte, dass du ihn eines Tages kennenlernen darfst? Mario hat so sehr gelitten deswegen aber er hat alles nur für Milan getan aber du handelst nur für dich.”

“Bastian, ich werde nicht weiter mit euch darüber diskutieren. Milan bleibt bei mir und damit ist das Gespräch beendet", knallte ich ihnen an den Kopf und zeigte Richtung Ausgang. Lewy stand nur kopfschüttelnd auf.

“Das wirst du noch bereuen. Bitte denk nochmal nach Marco. Du hast keine Chance, wenn Mario sich ans Jugendamt wendet.”

“Ich sagte das Gespräch ist beendet", zischte ich kühl und lief auf die Haustür zu, um diese zu öffnen. Während Lewy die Wohnung bereits verlassen hatte, blieb Basti nochmal in der Tür stehen.

“Nur damit du es weißt! Ich hätte Milan auf der Stelle mitgenommen aber ich will deinen Sohn nicht noch mehr verwirren. Das ist der einzige Grund, weshalb ich hier nicht mit ihm herausspaziert bin.” Er ließ mich in der Tür stehen und ich ließ diese ins Schloss fallen. Wütend aber auch nachdenklich ließ ich mich ins Bett fallen. Sie hatten irgendwo Recht. Ich hatte eventuell übertrieben, doch ich wollte Milan nicht verlieren. Ich hatte plötzlich wahnsinnige Angst, dass Mario mir Milan ganz wegnehmen würde. Lieber würde ich Milan bei mir behalten, bevor ich ihn nicht mehr sehen durfte. Ich konnte mir kein Leben mehr ohne den Kleinen vorstellen aber vor allem konnte ich den Gedanken nicht ertragen von Mario für immer verstoßen zu werden. Dazu war der Platz den er in meinem Herzen belegte eindeutig zu groß.

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