Kapitel 28

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POV Mario

Aber auch diese paar Minuten waren irgendwann zu Ende und ich blickte wieder nach draußen. Marco hatte Milan an die Hand genommen und lief geradewegs auf uns zu. Als ich in Marco’s Gesicht sah, konnte ich sofort erkennen, dass die Anwesenheit von Basti und Poldi ihn für einen kurzen Moment in einen Schockzustand versetzte.
,,Hallo Marco", sagte Poldi lächelnd und stand auf, um ihn in eine Umarmung zu ziehen. Auch Basti war aufgestanden und ging ein paar Schritte auf Milan zu. Er kniete sich zu ihm herunter und streckte eine Hand nach ihm aus:,,Hey Knirps.”
,,Geh weg!", sagte Milan energisch und versteckte sich hinter Marco’s Bein. Entsetzt betrachtete ich die Situation.

,,Milan hörst du auf so frech zu sein und sagst Onkel Basti bitte Hallo?"
,,Nein!", entschied er störrisch und presste sich noch näher an Marco's Bein. Dieser sah schuldbewusst zu mir und ich atmete erstmal tief durch, damit ich nicht auf der Stelle in Tränen ausbrechen würde. Milan war völlig von der Rolle und Marco musste immer mehr das Gefühle bekommen, dass ich unseren Sohn nicht richtig erziehen würde. Eine Weile herrschte peinliche Stille und ich merkte, dass es Marco etwas zu viel wurde, denn er bekam Stressflecken am Hals. Diese hatte er früher schon öfters bekommen, doch das wussten nur wenige Menschen.
,,Mario...Ich...ich wollte noch zu André. Ist es okay, wenn wir uns die Tage noch mal treffen? Mit dem Kleinen", fragte er leise nach. Ich nickte sofort.

,,Klar. Natürlich können wir das." Milan hatte uns genauestens beobachtet und ich signalisierte Marco, dass er sich in Ruhe von Milan verabschieden sollte. Er ging leicht in die Hocke.

,,Du Milan. Ich...ich muss jetzt gehen. Ich besuche deinen Onkel André noch." Sofort bildeten sich Tränen in Milan’s Augen und er fing an zu schreien: ,,NEEEEIN...PAAAAAAAAPA.” Es zerriss mir das Herz dieses Bild zu sehen aber gleichzeitig schockierte mich die Reaktion des Kleinen. Er krallte sich an Marco’s Bein fest und reagierte nicht auf Marco’s Worte.
,,Milan... ich muss jetzt gehen", sagte Marco noch mal etwas härter und wollte ihn von sich lösen, doch Milan kreischte dabei noch hysterischer auf: ,,PAPA BEI MILAN BLEIBEN.” Verzweifelt schaute mich Marco an und ich entschied mich nach einigen weiteren Minuten dazu einzugreifen. Mit wenigen Schritten stand ich hinter meinem Sohn und legte meine Arme um seinen Bauch. Das gefiel ihm überhaupt nicht, denn er fing an mit seinen Beinen nach mir zu treten.
,,MILAN!", sagte ich laut, ,,Es reicht jetzt! Der Papa muss jetzt gehen und kommt uns bald wieder besuchen.”
,,PAAAAAPA", schluchzte er weiter und ich sah ein, dass es keinen Zweck mehr hatte weiter zu diskutieren. Mit einem Ruck zog ich Milan von Marco’s Bein. Er schrie wie am Spieß und schlug komplett um sich. Ich musste ein paar Mal ausweichen, weil ich sonst seine Hand im Gesicht gehabt hätte.
,,Marco...geh", hauchte ich. Er nickte und ging Richtung Tür, die Basti schon geöffnet hatte. Ich hatte die Hoffnung gehabt, dass Milan sich jetzt etwas beruhigen würde, doch da hatte ich meinen Sohn schlecht eingeschätzt. Er kniff mich fest in den Arm, woraufhin ich ihn entsetzt herunter ließ.
,,PAAAAAAAPA WARTE", schrie er und rannte auf die Tür zu, doch zum Glück war Poldi schneller und warf sie mit einem lauten Knall zu. Milan warf sich schreiend auf den Boden und haute mit seinen Fäusten auf dem Laminat herum.
,,Jetzt reicht es mir", sagte ich verärgert, ging auf Milan zu und klemmte ihn unter meinen Arm. Ich setzte mich aufs Sofa und bugsierte ihn auf meinen Schoß. Wütend sah ich Milan an.
,,Milan es ist jetzt gut. Der Papa kommt doch wieder und ich möchte nicht, dass du mich kneifst. Ich hoffe wir haben uns da verstanden.”
,,NEIN!", schrie er mich an und verschränkte die Arme vor der Brust, ,,Papa du doof.”
,,Okay Morgen gibt's keinen Nachtisch für dich. So redest du nicht mit mir", meinte ich konsequent und jetzt fing er wieder an zu weinen.
,,Bitte Papa", weinte er und schlang seine Arme um meinen Hals.
,,Nein. Du warst frech zu Onkel Basti und zu mir. Ich habe dich gewarnt aber ich möchte, dass du dich benimmst", wiederholte ich nochmal und jetzt blieb er einfach an meiner Brust hängen. Immer wieder war ein Schluchzen oder ein leises Papa zu hören aber er hatte wenigstens aufgehört zu schreien. Nach einer Weile wurde Milan immer schwerer und seine Arme lösten sich von meinem Hals. Seufzend hob ich ihn hoch und sah unsere Besucher entschuldigend an. Ich trug Milan in sein Bett, denn er war vor Erschöpfung eingeschlafen. Ich deckte ihn zu und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn.
,,Ach Milan. Wieso reagierst du nur so heftig?", flüsterte ich traurig, strich ihm über den Kopf und verließ leise das Zimmer. Zurück im Wohnzimmer saßen Basti und Poldi ebenfalls sprachlos auf dem Sofa und durchbohrten mich quasi mit ihren Blicken.
,,Bitte...Bitte seht mich nicht so an. Ich kann das gerade nicht ertragen", murmelte ich und senkte meinen Blick.
,,Mario...Ich finde das Milan wirklich extrem krass reagiert hat", entwich es Basti und er wirkte besorgt. Schniefend zuckte ich mit den Schultern.

,,Er...er reagiert oft so. Ich habe so v-viel falsch gemacht.”
,,Hast du nicht. Ich bin da mal objektiv. Milan hat seinen Papa immer vermisst. Für mich ist es klar, dass er sich nicht von ihm lösen kann. Er hat Angst, dass Marco ihn wieder alleine lässt", warf Poldi ein und legte einen Arm um Basti’s Schulter.
,,Und ich habe Angst, dass Milan mich nicht mehr will", krächzte ich, ,,Mein Sohn ist verrückt nach seinem Papa und ich bin da egal. Ich fühle mich wie Ballast. Was habe ich schon gutes getan? Ich habe meinem Sohn seinen Vater vorenthalten und meinen besten Freund psychisch auseinander genommen. Ich...ich bin ein schlechter Mensch, denn ich habe nur an mich gedacht.”
Entsetzt sprang Basti auf und funkelte mich an.

,,Höre ich sowas nochmal von dir, dann haue ich dir eins hinter die Löffel, verstanden? Du hast immer zuerst an Milan gedacht und das war gut so. Wir hatten dieses Thema in der Vergangenheit so oft Mario und wir haben gemeinsam diese Entscheidung getroffen.”
,,Schatz, bitte beruhig dich. Bitte denk an unser Kind", meinte Poldi besänftigend und drückte Basti liebevoll auf’s Sofa zurück.
,,Ich habe Angst", stellte ich klar, ,,Milan’s Reaktion macht mir Angst. Ich muss was falsch gemacht haben, denn diese Ausraster sind nicht normal.”
,,Aber er ist doch erst zwei. Mario, er versteht das alles nicht richtig. Für ihn ist es entscheidend, dass Marco jetzt in seinem Leben ist", meinte Poldi nochmal aufmunternd und ich nickte schwach.
,,Was mache ich, wenn er mich für einen schlechten Vater hält?"
,,Dann spinnt er. Du kümmerst dich liebevoll um dieses Kind und Milan ist keine Maschine. Es gibt keine Gebrauchsanweisung für ihn. Er hat seinen Kopf und das ist auch gut so", Basti kam auf mich zu und zog mich in seine Arme, ,,Lu hat Recht und wenn irgendwas ist, dann rufst du mich sofort an. Ich würde sofort für dich von England hier hin fliegen. Ich habe dir damals versprochen für dich da zu sein und das werde ich.”
,,Danke", nuschelte ich und kuschelte mich an meine große Stütze. Basti war schon während der Schwangerschaft mein Ruhepol gewesen und heute wurde mir wieder bewusst, dass dies auch gut so war.

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