Kapitel 86

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POV Marco

“Alles Gute zum Geburtstag mein kleiner Schatz”, empfing ich meinen Sohn, der sich sofort strahlend in meine Arme warf. Ganz feste kuschelte er sich an mich und ich hielt ihn fest. Ich wusste, dass es schwer für ihn war. Er vermisste Mario. Ganz besonders heute.
“Na komm Milan, der Kuchen und deine Kerzen warten”, erklang es von Scarlett, die lächelnd auf uns herabblickte.
“Au ja! Kuchen!”, freute sich Milan und schon war ich wieder uninteressant.

Statt weiter mit mir zu kuscheln stürmte er zurück zu Scarlett und ließ sich von ihr auf seinen Platz am Tisch setzen. Ich holte den Kuchen und zündete die drei kleinen Kerzen darauf an. Dann brachte ich ihn zu Milan, der die Freude strahlenden Augen auf die Kerzen gerichtet hatte. Der Anblick war schon ziemlich niedlich.
“So und jetzt schön auspusten. Alle drei auf einmal”, wies ich ihn an und sofort tat Milan wie geheißen. Ganz stolz blickte er dann zu uns auf und sagt: “Alle drei auf einmal!”
“Das hast du wunderbar gemacht”, lobte ich ihn. Er strahlte, doch dann wurde sein Blick etwas trauriger: “Kommt Papa auch?”
Ich schluckte. Wie sollte ich Milan erklären, dass sein Papa nicht kommen würde? Und das an seinem Geburtstag. Wegen mir. Ich konnte es ihm nicht sagen. Wollte ihn nicht enttäuschen. Nicht an seinem Geburtstag. An diesem Tag sollte er doch glücklich sein und vor Freude strahlen, aber ganz sicher nicht wegen meiner und Marios Dummheit weinen.
“Dein Papa wird noch kommen. Aber jetzt gehst du erstmal mit dem Papa zum Training”, schaltete sich Scarlett ein, während ich noch überlegte, was ich Milan sagen sollte. Etwas entgeistert schaute ich sie an, aber das schien ihr egal zu sein. Sie lächelte Milan einfach weiter an und der freute sich natürlich sehr. Training und sein Papa würde wieder her kommen, ich verstand ihn.
“Los Papa! Wir müssen zum Training!”, forderte er begeistert und der Kuchen war vergessen.
“Gleich Milan. Wir haben noch Zeit. Möchtest du nicht noch ein Stückchen Kuchen vorher essen?”, versuchte ich Zeit zu schinden, da ich nicht mit Milan vor den Jungs beim Training aufschlagen wollte. Man sah richtig, wie Milan überlegte und letztendlich entschied er sich doch dafür ein Stück Kuchen zu essen.

Lächelnd gab ich ihm eines und er begann es grinsend zu verspeisen. Es war schön, seinen Geburtstag so miterleben zu können. Das erste Mal bei meinem eigenen Kind machte mich froh und stolz, auch wenn ein leichter Hauch Wehmut dabei war. Es hieß nämlich auch, dass ich schon zwei Geburtstage und seine Geburt an sich verpasst hatte und gerade auch auf dem besten weg war, die Geburt meiner Tochter zu verpassen.
“Wir sollten los”, forderte ich Milan schließlich auf, nachdem er aufgegessen hatte und auch seine Geschenke von mir bekommen hatte.

Für mich war es eine ordentliche Herausforderung gewesen Geschenke für meinen Sohn zu finden, vor allem, da ich es allein schaffen wollte. Letztendlich hatte mir dann doch eine netter Verkäuferin geholfen.
Sofort nach meinen Worten war der kleine Wirbelwind auf und davon.
“Ganz wie seine Väter. Gib ihm einen Fußball und er ist das glücklichste Kind auf Erden”, lächelte Scarlett.
“Ja, das stimmt wohl zum Teil”, räumte ich ein, “Danke Scarlett. Danke für alles was du für Mario, den Kleinen und mich tust.”
“Gerne. Sehr gerne sogar und das mit Mario bekommen wir auch noch hin. Versprochen”, war ihre Antwort und sie legte mir sanft eine Hand auf den Arm, “und jetzt geht endlich los.”
Natürlich tat ich wie befohlen und fuhr mit Milan zusammen zum Trainingsgelände.
“Na komm”, forderte ich Milan auf und hielt ihm meine Hand hin, da er wie immer die ersten paar Minuten sehr schüchtern war. Ich hatte mich daran gewöhnt und das Team auch. Kam ja eh nicht allzu oft vor, dass ich den Kleinen mitnahm und so wurde es für das Training auch zu keiner Belastung. Aber heute war etwas besonderes und ich fragte mich schon, wie er auf sein Geschenk reagieren würde. Langsam ging ich mit ihm Richtung Rasen und kaum waren wir in Sichtweite, erklangen die zugegebenermaßen etwas schiefen Töne von “Zum Geburtstag viel Glück”. Ich musste ein Lachen unterdrücken. Es war schon gut, dass wir Fußballer und keine Sänger geworden waren.

Milan blieb überrascht stehen und blickte scheu zu mir hoch. Ich jedoch nickte ihm nur aufmunternd zu und führte ihn sanft weiter Richtung Mannschaft. Mit jedem Schritt wurde Milan neben mir mutiger und strahlte immer mehr als er realisierte, dass hier für ihn gesungen wurde.

Bei der Mannschaft angekommen kniete ich mich hin und legte ihm einen Arm um.
“Alles Gute zum Geburtstag Milan”, erklang es im Chor und André trat vor. Er ging vor Milan in die Hocke und schaute ihn liebevoll an.
“Wir haben auch ein Geschenk für dich”, erklärte er und holte ein Päckchen hinter seinem Rücken hervor. Milan nahm es entgegen und nach einem abklärendem Blick zu mir, begann er es aufzureißen. Hervor kam ein neues Trikot. Allerdings kein gewöhnliches sondern eines für die Einlaufkinder. Milan konnte es natürlich nicht so gut zuordnen wie ich und so klärte ich ihn auf.
“Du kennst doch die Kinder, die beim Papa und Onkel André und all den anderen Fußballern an der Hand auf’s Spielfeld laufen oder?”, fragte ich ihn und Milan nickte.
“Diese Kinder tragen so ein Trikot und du wirst bei einem Spiel beim Onkel André an der Hand mit einlaufen”, erklärte ich weiter und Milan begann sofort zu strahlen. Quietschend und schreiend freute er sich und auch ich lächelte glücklich, da er glücklich war.

Es würde schon nichts passieren. Er würde ja nicht mit mir einlaufen und auch nicht, wenn ich in der Startelf stand. Dann konnte ja eigentlich auch nichts passieren. Leider unterbrach Thomas unsere Geburtstagsrunde, indem er uns zum Warmlaufen schickte und selbst begann, mit Milan etwas zu kicken.

Der Kleine war schon unglaublich geschickt mit dem Ball für sein Alter. Beim Trainingsspiel am Ende durfte er sogar mitspielen und alle machten natürlich extra vorsichtig. Roman war der Beste von allen. Als Milan mit dem Ball vor seinem Tor stand und abschoss sprang Roman. Und zwar ganz theatralisch in die falsche Ecke des Tores. Milan verstand natürlich nicht, dass Roman den Ball als Geschenk mit Absicht reingelassen hatte, aber das war ja auch nicht wichtig. Er hatte Spaß und freute sich über sein Tor. Das war die Hauptsache. Vermutlich würde er seinen Großeltern heute Mittag noch stundenlang davon erzählen.
Leider war das Training dann auch schon wieder vorbei und Milan und ich fuhren wieder nach Hause.
“Hat das Training Spaß gemacht?”, empfing uns Scarlett lächelnd und wir beide nickten.
“Dann ist gut und jetzt rein mit euch. Da drin wartete eine Überraschung auf Milan”, meinte sie und brav zogen wir unsere Schuhe und Jacken bei der Garderobe aus.
“Wo ist die Überraschung?”, fragte Milan mir großen Augen.
“Im Wohnzimmer”, erklärte Scarlett und Milan ging vor. Ich wollte gerade folgen, als Scarlett mich aufhielt.
“Gönn den beiden einen Augenblick alleine.”
Ich verstand nicht ganz was sie meinte, bis ich einen lauten und eindeutig glücklichen Aufruf von Milan hörte: “Papa, du bist da!“

Noch eine kleine Info an euch. Aus privaten Gründen wird das nächste Update erst am Montag den 23.04 erfolgen.

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