Kapitel 9

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POV Mario

Lieber Sunny,
Oder soll ich dich doch lieber nur Mario nennen? Denn ich habe im Moment nicht das Gefühl, dass du noch mein Sunny bist oder ich dein Woody! Bin ich noch dein Woody? Dein, wie du so oft sagtest, bester Freund? Wenn ja, dann verstehe ich viele Dinge nicht. Was ist bloß passiert? Was habe ich falsch gemacht? Ich denke jede Sekunde darüber nach, wieso du mir nicht einen beschissenen Ton gesagt hast. Ich meine es ist Bayern München! Du hast mir damals im besoffenen Zustand gesagt, dass du mit diesem Verein abgeschlossen hast, seitdem du bei Dortmund spielst. Wieso rennst du dem Geld hinterher? Hast du bei uns nicht genug bekommen oder ist dein Charakter wirklich doch so verkorkst? Ich habe so viele Fragen aber ich bekomme keine Antwort, weil du mir seit Kevins Geburtstag aus dem Weg gehst. Wir haben vorher jede freie Minute zusammen verbracht, hast du geglaubt, dass ich nicht merke, dass du ein Problem mit mir hast? Sag mir einfach was an diesem Abend passiert ist! Mehr verlange ich nicht von dir, Mario aber ich fühle mich schlecht. Du bringst Lewy auf deine Seite aber hast nicht den Mut mir das Problem selbst zu sagen? Ist unsere Freundschaft so beschissen gewesen, dass du denkst, dass ich dich für irgendetwas verurteilen würde? Man Mario, du bist doch mein Sonnenschein. Ich vermisse dich so sehr. Das Training ohne dich ist nicht mehr das selbe. Ich habe weniger zu lachen und denke mehr nach. Ich will dich zurück haben. Hier, in Dortmund. Du hast mich einfach alleine gelassen, obwohl wir so glücklich waren. Weißt du, Tagsüber schaffen es Marcel und Robin mich abzulenken aber sobald ich im Bett liege ist das nicht mehr so. Ich bin alleine und weine. Weine, weil ich meinen besten Freund vermisse. Bitte antworte mir und sag mir wenigstens ob es dir gut geht und wir normal miteinander reden können. Wenn ich dir weh getan habe, dann tut es mir Leid. Ich akzeptiere dann deine Entscheidung, dass du mich nicht mehr in deinem Leben haben willst aber ignorier mich nicht einfach.Du bedeutest mir sehr viel, Mario.
Marco (dein Woody)

Zitternd betrachtete ich den Brief in meiner Hand. Die Schrift verschwomm immer mehr vor meinen Augen. Laute Schluchtzer verließen meine Kehle und Tränen tropften auf das beschriebene Papier. Dieses war zuvor schon mit getrockneten Tränen angekommen, also hatte Marco während des Schreibens geweint. Ich hatte meinen bestem Freund zum weinen gebracht. Mein Leben war ein einziger Scheiterhaufen. Überall hatte ich Baustellen hinterlassen. Die Fans hassten mich für meine Entscheidung, doch sie kannten das Problem ja nicht. Nicht mal mein Problem kannte das eigentliche Problem. Aber was sollte ich denn auch tun? Wie sollte ich denn Kontakt zu Marco halten ohne das er von Milan erfuhr? Ich wollte uns doch nur beschützen. Die Welt war nicht befreit für schwule Spieler und was sollten sie dann erst zu einem schwangeren Spieler sagen? Dieser Gedanke jagte mir einen Schauer über den ganzen Körper, sodass ich garnicht mehr aufhören konnte zu zittern. Gleichzeitig wurde meine Atmung wieder schneller, doch dieses Mal konnte ich diese nicht herunterfahren. Egal wie sehr ich mich bemühte. In meinem Kopf fing langsam an sich alles zu drehen. Immer mehr bis ich nichts mehr wahrnehmen konnte. Dann zog es plötzlich in meinem Bauch. Erst einmal, doch dann wurde es immer mehr. Plötzlich war alles andere egal, es ging um mein Baby.,,B-BASTI...M-MILAN", schrie ich einmal doch dann wurde wieder alles schwarz. Am Rande bekam ich jedoch mit, wie ich in den Krankenwagen bugsiert wurde und Basti dem Sanitäter lautstark zu verstehen gab, dass es sich beeilen sollte. In meinem Bauch zog es derweil immer noch und der Schmerz betäubte meine Sinne. Ich hatte keine Kraft meine Augen zu öffnen, stattdessen brach ich wieder in Panik aus und bekam kaum noch Lust, sodass ich eine Atmenmaske ausgesetzt bekam. Ich glaubte die ganze Zeit über Bastis Hand zu fühlen aber sicher war ich mir nicht. Es ruckelte kurz und dann spürte ich den kalten Stoff der Liege unter mir. Plötzlich war es ganz still. So still, dass ich Angst hatte vielleicht schon tot zu sein. ,,Mario, können Sie mich hören?", fragte eine Männerstimme deutlich und ich versuchte krampfhaft meine Augen zu öffnen aber es gelang mir noch nicht.,,Lassen Sie sich Zeit, Mario", sagte die Stimme wieder und ich fing aus letzter Kraft an zu nicken.Nach einigen weiteren Versuchen schaffte ich es jedoch endlich, auch wenn es erst richtig hell war und meine Augen sehr empfindlich darauf reagierten.,,Schön das du wieder bei uns bist, Mario", sagte Dr. Stoll lächelnd.,,M-Milan?", krächzte ich leise und deutete mit meinen Augen auf das kleine Wesen in meinem Bauch.,,Milan geht es sehr gut. Es war nur der erste Schreck und er hat gemerkt, dass es seinem Papa sehr schlecht geht. Trotzdem sollten Sie sich nicht mehr so aufregen. Das ist nicht gut für Sie beide, Mario", mahnte er und ich nickte stumm.,,Gut. Dann lasse ich Sie jetzt erstmal alleine. Sie bleiben noch drei Stunden zur Beobachtung hier. Draußen stehen zwei Freunde für Sie. Darf ich Sie zu ihnen lassen?".,,Natürlich", murmelte ich und dann verließ der Doktor auch schon schreibend das Zimmer. Sofort kam Basti zu mir gerannt und sah mich panisch an.,,Wie geht's dir? Ist mit Milan alles in Ordnung? Du hast mir so einen Schrecken eingejagt, verdammt", brach es aus ihm heraus, doch eine andere mir bekannte Stimme antwortete ihm vor mir.,,Basti, jetzt lass meinen kleinen Bruder doch erstmal Luft holen".,,Du hast Recht, tut mir Leid", meinte er an mich gewandt.,,Schon okay. Milan geht es gut aber Doktor Stoll hat mir deutlich zu verstehen gewesen, dass es nicht gerade ein Optimalzustand war".Traurig ließ sich Bastian neben mir nieder und strich mir über den Kopf. Jedoch nur ganz leicht, denn seit ich Schwanger war reagierte ich auf zuviel Körperkontakt mit Heulattacken.,,Mario...Ich will im Moment gar nicht wissen, wie das alles hier zusammenhängt aber ich kenne dich so gut und weiß, dass Marco damit was zutun hat, richtig?", fragte mein Bruder und kam auf uns zu.Schweren Herzens nickte ich:,,Ja. I-ich erkläre es dir ein anderes Mal. Das ist alles nicht so einfach".,,Ich kanns mir denken, Brüderchen. Habe mich schon gewundert, wieso du so schnell nach Bayern gekommen bist", schmunzelte er nur und griff nach meiner Hand:,,Ich bin immer für dich da und bevor du fragst, nein ich werde Mama und Papa nichts sagen".,,Basti...Marco hat mir diesen B-brief geschrieben. Was soll ich nur tun? Egal was ich mache, ich kann nur verlieren", hauchte ich verzweifelt. Entweder würde ich Marco verlieren oder unsere Karriere zerstören. Unsere Freundschaft wäre nach dem Geständnis sowieso im Arsch.,,Wir überlegen das später in Ruhe okay? Du und Milan, ihr braucht jetzt absolute Ruhe".Das Klopfen an der Tür unterbrach dieses schreckliche Thema zum Glück und schon stand Doktor Stoll wieder vor uns und kam auf mich zu.,,Also Mario, ich habe gerade nochmal alles nachgeguckt und es geht Ihrem Baby zum Glück gut. Wenn ich ihre Werte so sehe, grenzt das schon fast ans nächste Wunder. Sie können von Glück reden, dass Bastian den Krankenwagen so schnell gerufen hat".Erschrocken zuckte ich zusammen:,,W-was heißt das?".Sein Gesicht wurde plötzlich ganz ernst:,,Ich bin der Meinung, dass sie nicht alleine wohnen sollten, Mario. Sie sind besonders empfindlich in ihrem Umstand und wie ich sehe, haben sie einfach viel Stress. Mir wäre es deutlich lieber, wenn jemand durchgehend bei Ihnen wäre".Sein Blick glitt sofort zu Basti, der nur nervös auf seiner Lippe kaute:,,Mario...ich kann nicht bei dir wohnen, denn ich weiß ehrlich nicht wie lange ich noch in München bin".
,,Das.. ist okay".,,Ich ziehe bei dir ein!", hörte ich Fabian sagen und sofort schoss mein Kopf in seine Richtung.
,,Du...du...was?".,,Ich ziehe bei dir ein. Wir verstehen uns super und so können Mama und Papa uns nicht ständig auf den Geist gehen", erklärte er mir die Vorteile und je länger ich sie mir durch den Kopf gingen ließ, desto einleuchtender wurden sie mir.
“Das klingt wirklich gut. Danke.“
“Mario du bist mein Bruder! Ich liebe dich“, sagte er und umarmte mich fest, woraufhin sofort Tränen meine Wangen herunterliefen.
“Gut, dann schreibe ich jetzt die Entlassungspapiere und dann können sie gehen.“ Damit verließ der Doktor wieder den Raum und ich wurde immer noch von Fabi in den Armen gehalten.
“Ich rufe kurz Robert an und sage ihm bescheid, dass alles gut ist. Ihr kommt alleine zurecht.“ Basti strich mir nochmal liebevoll über den Kopf, bevor er ebenfalls das Zimmer verließ. Jetzt war ich endlich allein mit meinem Bruder und er küsste meinen Bauch: “Hallo Milan, hier ist dein Onkel und ich will dir schon mal sagen, dass du zwei ganz verrückte Papas hast, die aber ganz tolle Menschen sind. Du wirst sehr geliebt Milan, auch, wenn dein Papa im Moment viel Stress hat.“

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