Kapitel 49

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POV Marco

"Mario", hauchte ich und starrte die geschlossene Tür traurig an aber an ihr rührte sich nichts mehr. Mario hatte mich rausgeworfen. Zwar nur vorläufig aber er hatte mich rausgeworfen. Was sollte ich denn jetzt tun? Verzweifelt tastete ich nach meinem Handy und wählte die Nummer von Marcel.
"Was willst du?", erklang auch bald dessen verpennte Stimme.
"Mario hat mich rausgeworfen. Darf ich bitte zu dir?", fragte ich und konnte ein Schluchzen nicht unterdrücken. Marcel brummte zunächst unwillig, erlaubte es mir dann aber doch.
"Danke, du bist meine Rettung", beendete ich das Telefonat und legte auf. Ich warf noch einmal einen traurigen Blick auf die Wohnungstür von Mario, Milan und mir aber es hatte keinen Sinn. Sie öffnete sich ja doch nicht weswegen ich mich mit hängendem Kopf und auch die ein oder andere Träne verdrückend auf den Weg zu Marcel machte.
Der erwartete mich schon mit einer Tasse Kaffee und einem gedeckten Frühstückstisch.
"Also, was war bei euch los?", forderte er mich auf zu sprechen und ich musste mich zusammenreißen um die Worte herauszubringen: "Mario hat mich rausgeworfen. Er meinte Milan leidet", jetzt konnte ich das Weinen dann doch nicht mehr unterdrücken, "leidet wegen mir, weil ich mit euch feiern gehe und... und ich soll... ich hab drei Tage, dann ist es endgültig aus."
"Oh Marco. Was machst du nur für Sachen“, seufzte Marcel und ich konnte ihm ja nur recht geben. Ich hatte Mist gebaut. Großen Mist und ich konnte Mario verstehen. Milan durfte nicht leiden und vermutlich hätte ich es auch nicht anders verstanden.
“Was wenn er mir jetzt verbietet Milan zu sehen?“, fragte ich entsetzt.
“Dann musst du es akzeptieren aber ich denke nicht, dass Mario das tun würde. Er liebt Milan und Milan braucht dich also wird er dir kaum den Kontakt verbieten. Außerdem hast du noch drei Tage Zeit es wieder zu richten“, versuchte Marcel mich zu beruhigen.
“Ansonsten hole ich Milan einfach wieder zu mir“, sagte ich, ohne groß darüber nachzudenken. Erst als die Worte meinen Mund verlassen hatten merkte ich überhaupt was ich da in meiner Verzweiflung von mir gegeben hatte.
“Bist du vollkommen bescheuert? Das ist das Letzte was du tun darfst. Dann wird auch Mario mal rechtliche Mittel einschalten um seinen Sohn zurück zu bekommen und du verlierst sie beide. Reiß lieber deinen Hintern zusammen und zeig Mario, dass du es ernst meinst. Der Arme muss ja vollkommen fertig sein“, wies mich Marcel zurecht und mit einem mal schämte ich mich. Ich hatte nur auf mich geachtet, hatte geschaut, dass ich alles vergessen konnte und hatte nicht daran gedacht wie die Situation dadurch für Mario werden würde. Wie es ihm ging, darauf hatte ich nicht mal heute Abend geachtet. Und selbst bis eben hatte mich vorrangig nur Milan interessiert obwohl es Marios Name war, den ich die ganze Zeit auf dem Weg hierher traurig vor mich hin gemurmelt hatte.
“Ich bin ein Idiot“, flüsterte ich.
“Ein ziemlich großer sogar“, bestätigte mir Marcel, “aber genau dafür liebt er dich.“
“Wer liebt mich?“, fragte ich verwirrt.
“Nicht... nicht so wichtig“, stammelte Marcel schnell doch ich wurde nur noch misstrauischer.
“Was hast du gemeint Marcel?“
“Wirklich nicht wichtig. Du solltest dir lieber Gedanken machen wie du Mario umstimmen kannst“, lenkte er geschickt wieder ab.
“Und wie soll ich das anstellen?“, fragte ich genervt, da mir nichts einfiel.
“Zeig ihm, dass Milan und er dir was bedeuten. Dass es ein Ausrutscher war und du ihm helfen willst. Zeig ihm, dass du ihn auch als Mario wahrnimmst und nicht einfach nur als Milans Vater, der praktischerweise alles für seinen Sohn tun würde, auch wenn es nicht gut für ihn selber ist“, schlug er vor.
“Du hast recht“, stimmte ich ihm zu und bekam ein sarkastisches “erzähl mir mal was Neues“, als Antwort.
“Ich werde Mario überzeugen und wenn ich alles dafür tun muss“, verkündete ich und griff nach meinem Handy. Ich wollte Mario anrufen und ihn um ein Gespräch nach dem Training bitten, aber er nahm einfach nicht ab. Auch beim zweiten und dritten mal nicht und ich raufte mir durch die Haare bevor ich es noch ein viertes Mal versuchte.
“Weggedrückt. Er hat mich einfach weggedrückt“, hauchte ich wenige Sekunden später und starrte entgeistert auf mein Handy.
“So was hatte ich befürchtet“, seufzte Marcel, “lass ihn. Er braucht wohl kurz seine Ruhe. Rede lieber nachher beim Training mit ihm.“
“Vielleicht hast du recht. Vielleicht sollte ich das Ganze anders angehen“, überlegte ich.
“Oder ihn einfach mal in Ruhe lassen und das Training abwarten. Außerdem ist es immer besser persönlich miteinander zu sprechen, als am Telefon“, gab Marcel zu bedenken und ich beschloss dem zu folgen. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass Mario gerade vermutlich auch voll mit Milan beschäftigt war. Da konnte er mich jetzt nicht auch noch brauchen. Marcel versuchte mich bis zum Training abzulenken und es gelang ihm eigentlich auch recht gut. Aber halt auch nur eigentlich, denn als ich los musste bekam ich Panik. Wie würde Mario nach unserer Konfrontation heute Morgen reagieren? Oder würde er gar so tun als wäre nichts damit das Team nichts mitbekam? Ich wusste es nicht und dementsprechend zögerlich betrat ich auch die Kabine. Ein Rundumblick zeigte mir, dass Mario noch nicht da war und etwas erleichtert verzog ich mich auf meinen Platz um mich in Ruhe umzuziehen. Es trudelten immer mehr aus dem Team ein aber von Mario fehlte immer noch jede Spur. Meine anfängliche Erleichterung darüber wandelte sich jetzt in Sorge. Was, wenn ihm was passiert war? Oder Milan? Oder noch schlimmer, allen beiden?
“Marco? Hey Marco!“, riss mich Schmelle aus meinen Gedanken. Fragend blickte ich zu ihm auf.
“Weißt du wo Mario ist? Sonst kommt ihr ja auch immer gemeinsam“, fragte er mich.
“Nein, keine Ahnung“, meinte ich und zuckte mit den Schultern.
“Aber ihr wohnt doch zusammen. Da musst du doch wissen ob er kommt oder nicht“, meinte Schmelle und runzelte die Stirn.
“Ja ähm... also weißt du...“, stammelte ich, wurde dann aber von André unterbrochen.
“Die beiden hatten einen kleinen Konflikt und Marco war heute Nacht nicht zuhause“, dabei klang er vorwurfsvoll, obwohl er es doch war, der mit mir feiern war. Toll wie er mir jetzt in den Rücken fiel. Schmelle hatte skeptisch eine Augenbraue nach oben gezogen und betrachtete mich nun prüfend.
“Ist ja jetzt auch egal. Mario wird schon kommen“, meinte ich und ergriff die Flucht raus aus der Kabine und auf den Platz. Dort begann ich meine Runden zu laufen und schaffte es tatsächlich den Kopf frei zu bekommen. Allerdings nur bis das Training begann und Mario immer noch nicht da war. Die Sorgen wurden wieder sehr präsent und ich wollte gerade Thomas bitten Mario anrufen zu dürfen als der dann doch noch auftauchte. Er sah ziemlich gestresst und durcheinander aus. Mein schlechtes Gewissen wurde riesig und sogar noch größer als Mario ein “Sorry, hatte Probleme mit Milan“, von sich gab und sich schnell warm lief. Ich musste etwas tun. Mario hatte das nicht verdient. Er hätte jemanden verdient, der ihn ehrlich liebt und ihn auf Wolken trägt. Das genaue Gegenteil von mir aber bis das soweit war, musste ich halt dafür sorgen, dass es ihm gut ging. Mit diesem Gedanken im Kopf rief ich in der nächsten Pause schnell Marcel an. Er sollte Milan aus der Kita abholen, damit ich einen Tag mit Mario verbringen konnte an dem es nur um ihn ging. Vielleicht würde ich es ja so auch schaffen wieder in die Wohnung zurück zu dürfen.

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