Kapitel 4

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POV Mario

Prustend stellte ich die letzte Kiste auf den Umzugswagen und wischte mir die verschwitzte Stirn mit dem Handrücken ab.
,,Mensch Mario, du sollst doch nicht so schwer heben", sagte Basti und warf mir einen mahnenden Blick zu.Lächelnd schüttelte ich den Kopf:,,Ich bin nicht krank, Basti. Ich bin einfach nur schwanger". Er kam auf mich zu und legte eine Hand auf meine Schulter: ,,Ich weiß aber ich möchte einfach, dass dem Baby nichts passiert".
,,Ich weiß aber mir geht es gut und ihm auch", erwiderte ich und legte eine Hand auf meinen mittlerweile etwas dickeren Bauch. Seit Basti vor zwei Monaten bei mir auf der Matte stand, war viel passiert. Ich hatte mit Aki und Michael gesprochen und ihnen das Problem erklärt. Sie waren von meiner Idee am Anfang zwar nicht begeistert gewesen, wollten aber auf keinen Fall einen Skandal riskieren. Bayern hatte einem Vertrag ebenfalls zugestimmt und deshalb war ich nun seit genau dreizehn Stunden offizieller Spieler des FC Bayern München. Wir hatten nach und nach meine Möbel nach München gebracht und bei Bastian in der Garage geparkt, da ich erst seit gestern die neue Wohnung beziehen durfte. Mein Gefühl hatte mich nicht getäuscht, weshalb ich die Erdgeschosswohnung mit Garten genommen hatte. Nebenan wohnte eine nette alte Dame, die sich schon auf etwas Leben im Haus freute.,,Ich bin dafür, dass wir später noch ein paar Möbel aufbauen und bis hier alles fertig ist, übernachtest du einfach bei mir", schlug Basti vor und machte den Kofferraum zu.
,,Gehe ich dir nicht langsam auf den Sack?", fragte ich, während ich mich auf der Beifahrerseite fallen ließ und Basti auf der Fahrerseite einstieg. Lächelnd schüttelte er jedoch den Kopf: ,,Nein ich bin froh, dass ich Gesellschaft habe. Seit Lu in England spielt bin ich oft alleine und einsam."
,,Telefoniert ihr denn manchmal?"
,,Ja sicher, fast jeden Tag aber es ist nicht das selbe, wie sich jeden Tag sehen zu können. Du hörst die Stimme aber du kannst deinen Freund weder anfassen, noch küssen", seufzte er und setzte den Blinker so, dass wir geradewegs zu der Straße fuhren, inder ich ab nun wohnen sollte.
,,Das kann ich verstehen aber eure Liebe hat soviel ausgehalten, dass ihr auch das schafft", meinte ich aufmunternd und schaute gleichzeitig aus dem Fenster. Es war ein schöner Sommertag und der Himmel war strahlend blau. Ich liebte diese Stadt jetzt schon. Es war einfach eine komplett andere Umgebung, wie in Dortmund. Dortmund. Meine Stadt und Zuhause. Nirgendwo fühlte ich mich wohler, auch wenn ich mich in München bereits wohl fühlte. Dortmund würde auf ewig mit mir verbunden sein. Dort hatte meine ganze Karriere gestartet und dort gehörte ich eigentlich hin.
,,Du bist so nachdenklich. Ist alles in Ordnung?", riss mich Bastians besorgte Stimme aus meinen Gedanken.
,,Ja, ja alles gut. Ich vermisse Dortmund nur ein bisschen. München ist eine tolle Stadt und ich liebe es hier aber Dortmund ist mein Zuhause. Dort habe ich mich immer zuhause gefühlt".
,,Dortmund wird immer dein Zuhause bleiben, Mario. Was hat Marco eigentlich zu deinem Wechsel gesagt? Du meintest ihr hattet letztens Streit".
,,Ehrlich gesagt...weiß Marco nichts von meinem Wechsel. Wir haben uns vor sechs Wochen das letzte Mal gesehen, weil ich noch mal zum Mannschaftsarzt musste auch wegen der Überweisung zur Klinik hier".
,,Du hast es ihm nicht gesagt?".
,,Nein", erwiderte ich: ,,Wir hatten an diesem Tag einen heftigen Streit, weil ich ihn angeblich vernachlässige und ihm nicht vertraue. Dabei habe ich ihm gesagt, dass ich zur Zeit kein Training machen darf, weil ich Beschwerden habe. Er wollte mir das nicht glauben und bevor es zur absoluten Eskalation gekommen wäre, habe ich mein Maul gehalten, damit dem Baby nichts passiert".
,,Das war bestimmt nicht leicht für dich aber die bessere Entscheidung. Je weniger er weiß, desto weniger kann euch oder dir jemand etwas anhaben".
,,Ich vermisse ihn einfach nur. Es hätte alles so bleiben sollen wie damals", murmelte ich, als Basti in meine Einfahrt einbog und den Motor ausstellte.
,,Das Leben geht nicht immer den einfachen Weg und jetzt lass uns ein paar Dinge reinbringen, bis dein Bruder gleich kommt und hilft. Später lade ich dich auf einen Salat ein".
,,Klingt gut aber ich will saure Gurken dazu", murmelte ich und hoffte, dass Bastian welche im Haus hatte. Seit Wochen fraß ich nur noch Gurken und musste fast jeden Morgen brechen. War das ein Leben aber dafür kümmerte sich immer jemand um mich, daran könnte ich mich aufjedenfall gewöhnen.
,,Hab ich natürlich im Kühlschrank, Pummelchen", kicherte er und wuschelte mir einmal durch die Haare. Empört schlug ich seine Hand weg:,,Weg von meinen Haaren!!! Sonst esse ich dich", knurrte ich und schnappte gespielt nach seiner Hand. Daraufhin rannte dieser nur belustigt in den Garten. Ich ihm natürlich sofort hinterher und als ich völlig aus der Puste ankam brach es einfach aus mir heraus:,,Danke. Danke Basti, für alles was du mich und das Baby tust. Das werde ich dir nie vergessen".
,,Dafür sind Freunde da", flüsterte er liebevoll und knuddelte mich eine Runde durch. Ja, mit Basti an meiner Seite würde ich auch das schaffen.

POV Marco

Müde joggte ich auf den Trainingsplatz, auf dem bereits die meisten Spieler im Kreis standen und auf die Anweisungen von Kloppo warteten. Gähnend stellte ich mich dazu und ließ mein Blick schweifen. Eigentlich dachte ich, dass Mario heute wieder kommen würde aber er war, mal wieder, nirgendwo zu sehen. Schlagartig wurde meine Laune schlechter, denn ich verstand einfach nicht, weshalb dieser Sturkopf nicht mit mir redete. Er hatte immer gesagt, dass wir über alles reden konnten aber davon merkte ich nicht viel.
,,Mal wieder mit dem falschen Fuß aufgestanden, Marco", fragte Kuba amüsiert, weshalb ich ihn einfach nur mit meinem Blick erdolchte.Kichernd gesellte sich Schmelle zu uns:,,Ne der Junge ist einfach chronisch untervögelt".
,,Haha", murmelte ich biestig:,,Ich muss gleich lachen".
,,HERHÖREN", rief Kloppo laut und klatschte einmal in die Hände:,,Bevor wir gleich mit einer lockeren Laufeinheit anfangen, muss ich euch leider eine unschöne Neuigkeit verkünden".
,,Sind etwa die neuen Trainingsanzüge immer noch nicht da?", fragte Kevin genervt, was uns alle nur schmunzeln lief.
,,Nein, lieber Kevin. Die gebe ich euch später aber ich muss euch mitteilen, dass uns Mario verlassen hat. Er ist seit gestern offiziell Spieler des FC Bayern München", sagte er und sofort fing alles in meinem Kopf an zu verschwimmen.
,,H-hast...du...B-bayern...gesagt?", fragte ich völlig geschockt nach und sah ihn ungläubig an, doch leider nickte er:,,Ja Marco. Es tut mir Leid".
,,D-DAS...IST....E-EIN...S-SCHERZ", kreischte völlig außer mir und ballte die Hände zu Fäusten:,,D-DAHIN...WÜRDE...MARIO...NIE-NIEMALS...GEHEN".
,,Bitte beruhige dich, Marco. Ich weiß, dass es ein Schock für dich ist aber er hat sich nun mal für diesen Schritt entschieden und das müssen wir akzeptieren", versuchte Kloppo mich zu beruhigen, doch stattdessen wurde ich noch wütender.
,,ICH WILL DAS NICHT AKZEPTIEREN. WIR WAREN WIE BRÜDER. ER...ER LÄSST MICH IM STICH WEGEN DEM GELD", brach es wieder aus mir heraus und ich spürte wie mein Magen anfing zu rebellieren. Würgereize verließen meinen zitternden Körper und Tränen liefen unaufhaltsam meine Wangen herunter.
,,Schmelle, kannst du bitte mit ihm zum Doc gehen und ihn anschließend nach Hause fahren? Das hier ist gerade etwas viel für ihn und ich will ihm das hier nicht zumuten", sagte Kloppo an Schmelle gewandt.
,,Ich...ich brauche keinen Arzt", japste ich leise und Kloppo verpasste mir einen Schlag auf den Hinterkopf: ,,Aua".
,,Du wirst dir jetzt etwas zur Beruhigung geben lassen und dann wirst du dich Zuhause ausruhen. Sollte ich mitbekommen, dass du meine Anweisungen nicht befolgst, kannst du die nächste Woche von der Bank zugucken. Comprende?"
,,Na gut", murmelte ich und merkte nur wie Schmelle sich bei mir einharkte.
,,Wir kriegen das hin, Marco."
,,Ja. Ja natürlich tun wir das", antwortete ich geistesabwesend, denn eins war klar. Marios Wechsel hatte etwas mit mir zutun und der Gedanke daran machte mich kaputt. Doch Mario war weg und wollte nichts mehr mit mir zutun haben. Puff. Einfach weg. Aus den Augen, aus dem Sinn. Wer hatte diesen doofen Spruch bloß erfunden? Denn seit Mario und ich uns nicht mehr regelmäßig sahen, vermisste ich ihn noch mehr.




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