POV Mario
Am nächsten Morgen wurde ich durch leise Geräusche geweckt.
“Milan, lass den Papa bitte schlafen“, hörte ich Marcos Stimme deutlich sagen.
“Aber Papa mit Milan spielen“, giftete Milan und innerlich musste ich sofort schmunzeln. Das war Milans typischer Trotzmoment.
“Aber der Papa schläft noch“, versuchte es Marco erneut, doch natürlich gab sich mein kleiner Sohn nicht mit der Antwort zufrieden, weshalb ich beschloss Marco kurze Zeit später zu erlösen.
Vorsichtig öffnete ich meine Augen und sah direkt in das Gesicht meines Sohnes, der sich jetzt auf mich fallen ließ und ganz laut: “Paaaaaapaaaa“, rief.
“Ich bin ja schon wach mein Schatz“, kicherte ich, verteilte ein paar Küsse in seinem Gesicht und drückte den Kleinen fest an meine Brust.
Dieser schien nun sichtlich zufrieden, denn er kuschelte sich enger an mich, sodass ich mit ihm zusammen aufstehen musste. Zu meiner Überraschung hatte Marco bereits das Frühstück vorbereitet und ich musste mich nur noch an den gedeckten Tisch setzen. Zwischendurch versuchte ich noch Milan von mir zu lösen, doch dieser hatte darauf absolut keine Lust, weshalb ich ihn einfach auf meinem Schoß ließ.
“Wie war es mit André?“, fragte Marco irgendwann und sofort kam das schlechte Gewissen in mir wieder auf.
“Ganz gut. Wegen gestern-“, setzte ich an, doch Marco winkte sofort ab: “Alles gut, Sunny.”
“Wer Sunny?“, unterbrach Milan uns und sah uns neugierig an.
Marco lächelte Milan sanft an: “Weißt du Milan, dein Papa ist Sunny. Manchmal nennt man Leute die man gerne hat anders. Papa nennt dich manchmal Schatz und ich nenne deinen Papa Sunny.”
Milan schien kurz zu überlegen, nickte dann aber doch: “Papa, du mein Sunny.”
Berührt musste ich mir die Tränen verkneifen und widmete mich deshalb erstmal wieder dem Frühstück. Während Marco freiwillig alles abräumte, hatte ich Milan sein neues Kuscheltier gezeigt. Dieser war natürlich sofort hin und weg und saß jetzt mit Kuscheltier Sven in seinem Kinderzimmer. Ich beschloss daher Marcos Geschenk zu holen und stand kurze Zeit später vor dem Mann, den ich immer noch so furchtbar liebte.
“Ich...Ich habe noch ein Geschenk für dich“, riss ich ihn aus seiner Tätigkeit und er drehte sich erstaunt zu mir um.
“Für mich? Womit habe ich das denn verdient?“, fragte er vorsichtig und ich zog unwissend die Schultern hoch.
“Einfach so. Ich wollte dir etwas schenken“, damit drückte ich ihm den Pullover in die Hand.
Langsam öffnete er diesen und als er das Bild sah, entglitten ihm alle Gesichtszüge. Tränen sammelten sich in seinen Augen und er warf sich mir förmlich in die Arme.
“Mein Gott Sunny, der ist wunderschön. Ich weiß gar nicht was ich sagen soll“, schniefte er völlig fertig und presste den Pullover eng an seinen Körper, “er ist einfach perfekt.”
“Ich habe gedacht das ist mal etwas anderes. André hat mich beraten“, sagte ich nur und genoss es einfach Marco in meinen Armen zu halten. Eine ganze Weile standen wir einfach so dort und alles in meinem Körper begann zu kribbeln.
“Papa, will Nico gehen“, hörte ich irgendwann Milans Stimme und wir fuhren abrupt auseinander.
“Was möchtest du denn bei Nico?“, fragte Marco sanft und Milan berichtete, dass Nico unbedingt Sven sehen musste.
Da Milan sowieso keine Ruhe geben würde, waren wir eine halbe Stunde später auch schon auf dem Weg zu Marcos Schwester. Diese war natürlich leicht irritiert als wir plötzlich vor ihr standen, doch sie hatte zum Glück auch Zeit für uns. Sie bot uns sogar an Milan noch bei sich zu lassen. Dieser war von der Idee natürlich absolut begeistert und lief gleich mit Nico in dessen Zimmer.
“Was machen wir jetzt mit dem abgebrochenen Tag?“, fragte ich, als wir wieder im Auto saßen und sah unsicher zu Marco. Irgendwie hatte ich Angst, dass er den Tag lieber mit jemanden anderes verbringen wollte und eben nicht mit mir.
“Ich habe schon eine Idee. Lass dich überraschen“, meinte er nur, strich vorsichtig über meine Hand und fuhr einfach los.
Während der Fahrt redeten wir kaum. Ich hatte einfach ein komisches Gefühl wieder Zeit mit Marco alleine zu verbringen. Natürlich war das meine Bedingung gewesen, doch es war anders, weil es mal nichts mit Milan zutun hatte. Es ging wirklich nur um uns. Irgendwann bog Marco rechts ab und wir standen auf einem riesigen Parkplatz. Dieser musste zu dem Wald vor uns gehören und ich war wirklich erstaunt. Ich hatte mit allem gerechnet aber nicht damit, dass wir in den Wald gehen würden.
“Willst du etwa wandern gehen?“, harkte ich nach, doch Marco schüttelte nur lachend den Kopf: “Nicht ganz.”
Damit stieg er aus dem Auto aus, kam zu mir herum und hielt mir, nach dem Öffnen der Tür, die Hand entgegen. Nervös griff ich nach dieser und ließ mich einfach von ihm führen. Kurze Zeit später waren wir schon mitten im Wald und Marco ließ vorsichtig meine Hand los.
“Was genau soll das jetzt werden?“, fragte ich beiläufig und musterte Marco kritisch. Dieser Junge war schon früher auf ziemlich bekloppte und manchmal auch dumme Ideen gekommen.
“Naja“, fing er leise an, “als du gestern so reagiert hast ist mir bewusst geworden, dass unsere Freundschaft ziemlich gelitten hat. Die Vertrauensbasis hat einen mächtigen Riss bekommen. Wir haben beide unglaublich viele Fehler gemacht und bei dir ist eine Angst da, die ich gerne verringern möchte. Ich für meinen Teil weiß jetzt, dass ich dir komplett vertraue und ich würde mir wünschen, dass du am Ende des Tages auch wieder mehr Vertrauen in mich hast.”
Erstaunt nickte ich einfach nur und beschloss mich darauf einzulassen. Ich ging als Beweis ein Stück näher auf Marco zu und griff nach seinen Händen. Diese drückte ich fest und sah ihm tief in die Augen.
“Okay. Bitte dreh dich um. Ich möchte, dass du gleich die Augen schließt und dich einfach fallen lässt“, sagte er und ich nickte kurz. Ich drehte mich anschließend um und schloss die Augen. Marco gab mir kurze Zeit später ein Signal, doch ich konnte mich einfach nicht fallen lassen.
“Ich...ich kann nicht“, hauchte ich mit brüchiger Stimme und traute mich nicht Marco anzusehen.
“Wir sind hier damit wir daran arbeiten. Mario, ich weiß, dass ich in letzter Zeit viel kaputt gemacht habe. Ich habe dir deinen Sohn weggenommen und dich nicht gut behandelt. Aber du bist einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben. Du bist der Vater meines Sohnes und ich bin so froh, dass du wieder in meinem Leben bist. Du gehörst zu mir. Du bist mein Seelenverwandter und das wusste ich damals schon, deshalb war es so schwer, als du weg warst. Aber jetzt bist du wieder hier und du bist irgendwie meine Familie.” Ich hatte ihm genau zugehört und bei dem Wort Familie zog sich alles in mir zusammen. Sah er mich wirklich als Familie an?
“Familie?“, fragte ich deshalb noch mal nach aber Marco lächelte nur.
“Ja. Du bist meine Familie. Du und Milan. Natürlich sind wir kein Paar aber wir sind trotzdem eine Familie. Wir leben zusammen und wir werden durch Milan immer miteinander verbunden sein“, erwiderte er und ich musste die Worte erst mal sacken lassen.
Nachdem das geschehen war, drehte ich mich wieder um und nahm all meinen Mut zusammen. Ich ließ mich einfach nach hinten fallen und kurz vor dem Aufschlag spürte ich, wie mich zwei starke Arme hielten. Marco hatte mich tatsächlich nicht fallen lassen und irgendwie erleichterte mich das doch ein ganzes Stück. Marco und ich machten noch einige weitere Vertrauensübungen, unter anderem, dass er mich durch den Wald navigierte, während ich meine Augen geschlossen hatte. Am Anfang war mir das gar nicht so leicht gefallen, doch irgendwie hatte die erste Übung und Marcos Worte so viel in mir ausgelöst, dass ich es einfach versuchte.
“Das machst du super. Jetzt einen Schritt geradeaus“, hörte ich seine raue Stimme. Diese lenkte mich in diesem Moment jedoch so ab, dass ich ausversehen zwei Schritte lief und über eine Wurzel stolperte.
Sofort riss ich panisch meine Augen auf, doch anstatt zu fallen, war Marco so schnell er konnte zu mir gelaufen und ich fiel genau in seine Arme. Dabei trafen meine weichen Lippen auf seinen Mundwinkel. Wie in Trance blieben wir so stehen und keiner von uns konnte sich bewegen. Irgendwann war es jedoch Marco, der sich etwas aus seiner Starre löste. Doch das sorgte dafür, dass Marcos Lippen nun komplett auf meinen Lagen. Ich konnte nicht anders als die Augen zu schließen und Marco schien es ähnlich zu gehen. Wir küssten uns kurz, doch dann lösten wir uns wieder. Keiner von uns sagte auch nur ein Wort. Wir sahen uns nur an, bis Marcos Handy bald darauf klingelte. Milan wollte abgeholt werden und so griff Marco nur nach meiner Hand. Ich wusste, dass wir über diesen Kuss nicht reden würden. Doch für mich würde er immer präsent sein, denn er war einfach perfekt gewesen. Er war dieses Mal nicht gestellt gewesen, sondern irgendwie echt und ich würde ihn gut in Erinnerung behalten. Wenn ich Marco schon nicht für mich haben konnte, dann sollte wenigstens der Kuss tief in meinen Erinnerungen bleiben.

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Every Baby
Fiksi PenggemarGötzeus. Jeder liebt diese beiden. Marco Reus und Mario Götze. Nur dann scheint es auf einmal keinen Ort zu geben, der Mario weit genug von Marco entfernt ist. Die Frage ist warum? Und was hat dieses süße Wesen namens Milan damit zu tun? Partner FF...