Kapitel 80

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POV Marco

“Hey Marco, was machst du denn hier?”, begrüßte mich ein überraschter Lewy, als er mir die Tür öffnete.
“Hey Lewy, wir wollen zu Mario”, erklärte ich.
“Wir?”, fragte Lewy und schaute sich suchend um.
“Ja, wir. Milan sitzt noch im Auto, weil ich mir nicht sicher war, ob Mario überhaupt hier ist”, erklärte ich und deutete Richtung Auto.
“Glück gehabt, Mario ist da. Gestern oder morgen hättet ihr ihn verpasst. Er muss alle zwei Tage in die Klinik für die Spritzen und bleibt über mehrere Stunden dort”, meinte Lewy.
“Dann hol ich mal den Kleinen. Er freut sich schon sehr darauf seinen Papa wieder zu sehen”, meinte ich und kehrte zu meinem Auto zurück.
“Ist Papa da?”, fragte mich Milan, als ich die Tür zu seinem Platz auf der Rückbank öffnete.
“Ja, der Papa ist drinnen”, bestätigte ich ihm und sofort strahlte Milan über beide Ohren. Er sah unglaublich süß aus, wie er da so strahlte und sah Mario unglaublich ähnlich. Er konnte ganz genau so lächeln und ich liebte das Lächeln meines Sunnys. Schnell half ich ihm aus dem Auto und wie der Blitz rannte er Richtung Tür. Lachend sprintete ich hinterher, wollte nicht, dass Milan Mario einfach überfiel. Aber darum musste ich mir keine Sorgen machen, denn Milan war bereits bei Lewy kleben geblieben.
“Milan, du musst mit dem Papa ganz vorsichtig sein, verstehst du?”, meinte er sanft und Milan nickte.
“Ich werde ganz vorsichtig sein!”, erklärte er stolz und von sich überzeugt. Ich musste einfach grinsen. Es war so süß.
“Na dann bringen wir dich mal zum Papa”, lachte Lewy und deutete mir an, ihm zu folgen während er mit Milan an der Hand voraus lief.

Vor einer geschlossenen Tür blieb er stehen. Zaghaft klopfte er an die Tür und ich war fast schon erleichtert, dass Mario mit einem leisen “Herein” antwortete.

Lewy öffnete die Tür und schon war Milan mit einem lauten “Papa!”, im Zimmer verschwunden.
Ich wollte ihm gerade folgen, als Lewy mich aufhielt:

“Es geht ihm in letzter Zeit nicht so gut. Das viele Liegen macht ihm zu schaffen und die Hormone tragen nicht gerade positiv zu der Situation bei. Er will nicht wirklich aus dem Zimmer raus und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen er ist am Rande zu einer Depression. Aber Fabi, Felix und ich tun alles, damit es nicht so weit kommt.”
“Ich werde für ihn da sein. Ich passe auf”, versprach ich ihm, auch wenn ich von der Info etwas geschockt war.

Klar, Marcel und ich waren uns einig gewesen, dass es Mario bestimmt nicht gut ging, aber dass es gleich so schlecht um ihn stand?
“Gut, vielleicht kannst du ja etwas mehr bewirken, als wir”, meinte Lewy und klopfte mir kameradschaftlich auf die Schulter, ehe er mit einem “Wenn du uns suchst, wir sind im Wohnzimmer” in besagtes verschwand.
“Dann mal auf in die Schlacht”, murmelte ich leise und betrat vorsichtig Marios Zimmer.

Es war etwas abgedunkelt, der Fernseher war an und auf dem Bett lag beziehungsweise saß Mario aufgerichtet. An ihn gekuschelt war Milan und eigentlich wäre es ein friedliches Bild gewesen, wären da nicht die giftigen Blicke, die er mir über Milan hinweg aus seinem wundervollen Teddyaugen zuwarf.

Es machte mich traurig, dass er mich nicht einfach wie Milan in den Arm nehmen konnte, aber ich verstand es. Redete ich mir zumindest ein.
“Hey Sunny”, begrüßte ich ihn stattdessen.
“Hallo Marco”, antwortete er mir.
“Wie geht's euch denn so?”, fragte ich vorsichtig.
“Den Umständen entsprechend. Aber was macht ihr hier?”, fragte er jetzt scharf.
“Papa bist du böse?”, fragte Milan in diesem Moment ängstlich und hatte seinen Kopf von Mario gelöst.
“Aber nein mein Schatz. Ich bin nur überrascht”, beruhigte Mario ihn schnell.
“Gut. Ich muss dir meine neuen Autos zeigen”, erklärte Milan und strahlte Mario an.
“Dafür musst du sie aber aus dem Auto holen”, erinnerte ich unseren Sohn, der sofort begeistert nickte, sich von Mario löste und auf mich zukam.
“Hier, nimm den und geh zu Onkel Fabi. Der holt die Autos mit dir”, erklärte ich Milan und gab ihm meinen Autoschlüssel mit.

Begeistert hüpfte dieser aus dem Zimmer und ich schloss schnell die Tür, ehe ich mich wieder Mario zu wandte.
“Was fällt dir eigentlich ein, hier einfach so mir nichts dir nichts aufzutauchen?!”, blaffte er mich sofort an.
“Es tut mir leid, aber-”
“Nichts aber! Ich will dich nicht hier haben und das habe ich dir schon oft genug gesagt! Und Milan soll mich so auch nicht sehen!”, ignorierte er meinen Einwand und seine Augen sprühten Funken vor Wut.
“Mario, hör mir bitte zu”, redete ich beschwichtigend auf ihn ein und kam mit erhobenen Händen langsam auf ihn zu.
“Ganz sicher nicht! Du sollst mich so nicht sehen! Niemand sollte das! Ich bin hässlich und widerwärtig wegen diesen dämlichen Hormonen!”, regte er sich auf.
“Mario, bitte hör auf. Du sollst dich doch nicht aufregen. Und du bist nicht hässlich und auch nicht widerwärtig. Du bist wundervoll. Einfach perfekt”, versuchte ich ihn zu beruhigen, aber er hörte mir einfach nicht zu.
“Hör auf zu lügen! Du findest mich abstoßend! Jeder findet mich abstoßend, sonst würden mich nicht immer alle verlassen!”
“Das stimmt nicht Mario. Ich bin hier. Ich bin da für dich und ich finde dich NICHT abstoßend”, machte ich meinen Standpunkt klar. Inzwischen hatte ich auch das Bett erreicht und setzte mich vorsichtig auf die Bettkante neben ihn.
“Du hast doch-”, setzte er erneut an, aber mir wurde das zu blöd.

Wenn er es nicht durch Worte kapierte, dann vielleicht durch Taten. Ich ergriff einfach die Initiative um ihn ruhig zu bekommen und küsste ihn.

Ganz sanft und liebevoll und zu meiner Freude ging Mario auch auf den Kuss ein. Wie ein ausgehungerter verstärkte er ihn. Automatisch begann meine Hand über seinen Körper zu wandern. Ein Fehler, wie sich herausstellte, denn kaum dass ich seine Brust berührt hatte, löste er sich abrupt aus dem Kuss.
“Lass das, bitte”, hauchte er und seine Stimme war tränenerstickt, “ich bin hässlich und abstoßend.”
“Bist du nicht”, murmelte ich sanft und strich ihm über die tränennasse Wange, “du bist wunderschön.”
Leider trieb ich Mario damit die Tränen nur noch mehr in die Augen und er schluchzte richtig los.

Schnell setzte ich mich anders hin und zog Mario so an mich, dass er sein Gesicht an meiner Brust vergraben konnte.
“Ich bin hier und für dich da”, murmelte ich beruhigend.
“Und dann haust du wieder ab und stößt mich davon, weil ich so widerwärtig bin”, heulte Mario sich von der Seele.
“Nein”, war meine schlichte Antwort, “es wird nicht einfach, aber ich bin für dich da. Für dich und meine Familie. Unsere Familie.”
“Warum kann es nicht ein mal einfach sein? Warum muss das immer mir passieren?”, weinte er und ich strich ihm sanft durch die Haare, während ich ihn noch fester an mich drückte.
“Ich weiß es nicht Mario. Ich weiß es nicht”, flüsterte ich und küsste ihn sanft auf den Kopf, “aber ich bin da. Ich lass dich nicht mehr los.”
Mario weinte weiter und schluchzte immer wieder meinen Namen.
“Pscht, ganz ruhig. Ich bin da. Ich bin ja da”, wiederholte ich wie ein Mantra und strich ihm weiter sanft über den Kopf. Irgendwann wurde das Schluchzen weniger, Mario entspannte sich in meinen Armen immer mehr und war schließlich eingeschlafen.
“Ich bleibe immer da, weil ich dich liebe”, murmelte ich in die Stille des Raumes.

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