Kapitel 69

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POV Mario

"Papa wann gibts Geschenke?", fragte Milan jetzt schon zum gefühlt hundertsten Mal nach.
"Milan, die Geschenke gibt es erst nach dem Abendessen. Das Christkind war noch nicht da", erklärte ich Milan erneut. Ich wusste, dass Marco darüber den Kopf schüttelte, aber ich war mit dem Christkind zu Weihnachten groß geworden und so würden es auch meine Kinder werden. Wir hatten tatsächlich einen riesigen Streit gehabt, weil Marco einen Weihnachtsmann kommen lassen wollte. Letztendlich hatte ich mich durchgesetzt, was aber auch daran gelegen haben könnte, dass ich Marco einfach den restlichen Tag ignoriert hatte und der das am Abend einfach nicht mehr ausgehalten hatten. Aber egal, Hauptsache bei uns kommt das Christkind zu Weihnachten.

Wie es sich gehörte, waren wir gemeinsam mit unseren Familien zu einem Krippenspiel gegangen und ich war mächtig stolz gewesen, als Milan uns verkündet hatte, dass er da später auch mal mitspielen wollte.
"Aber ich bekomme schon Geschenke, oder?", fragte der Kleine unsicher nach und ich lächelte ihn liebevoll an.
"Natürlich bekommst du Geschenke", versicherte ich ihm und sofort breitete sich ein Strahlen auf Milans Gesicht aus.

"Aber jetzt lass uns dem Papa mal helfen Tisch decken."

Davon war Milan jetzt nicht so ganz begeistert, aber trotzdem machte er sich hilfsbereit mit ans Werk und recht schnell war der Tisch gedeckt. Ganz traditionell gab es bei uns Kartoffelsalat und Rollschinken und zum Nachtisch gab es ein kleines Eis. Nebenher lief die ganze Zeit eine Weihnachtsplaylist mit Weihnachtsliedern, hauptsächlich von Rolf Zuckowski für Milan.

Wir waren uns einig, dass unser Sohn diese Weihnachtslieder kennen lernen sollte und auch Lieder wie "Stille Nacht, heilige Nacht" und "Oh du Fröhliche" ließen wir laufen.
"Papa war das Christkind jetzt endlich da?", fragte Milan erneut, aber dieses mal Marco.
"Warte mein Schatz, ich gehe mal nachschauen", erklärte Marco und machte sich auf den Weg ins Wohnzimmer um zu schauen, ob dort die Geschenke lagen.

In Wirklichkeit war es jetzt seine Aufgabe die Päckchen unbemerkt unter den Baum zu legen. Milan hingegen plapperte mich ganz aufgeregt voll, ob er auch alles bekommen würde, was er sich gewünscht hat und ob das Christkind auch zu Marco und mir kommt.

Bei der letzten Frage war ich mir nicht so sicher. Natürlich hatte ich ein Geschenk für Marco besorgt aber ob er auch eins für mich hatte? Immerhin hatten wir ja eigentlich ausgemacht, dass wir uns nichts schenken würden. Bevor ich Milan darauf antworten musste, kam zum Glück Marco zurück.
"Und und und?", fragte Milan ganz aufgeregt.
"Da liegen ganz viele Geschenke unterm Baum", erzählte Marco und mit einem lauten "Jaaaa", war Milan schon an uns vorbei in Richtung Wohnzimmer gerannt.
"Na da hat es aber einer eilig", lachte ich und auch Marco konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
"Er ist halt genauso ungeduldig und neugierig wie sein Papa", meinte Marco und ich schaute ihn gespielt empört an. "Na komm Sunny, es ist so. Aber jetzt sollten wir ihm mal hinterher sonst sind alle Geschenke ausgepackt, bevor wir da sind und ich will doch ein paar Bilder von euch machen."

Schnell folgten wir also Milan, der sich schon ganz begeistert das erste Geschenk geschnappt hatte.
“Papa, Papa schaut mal“, jubelte unser Sohn begeistert.
“Wir sehen es mein Schatz, aber willst du nicht auspacken?“, meinte Marco sanft und ging zu Milan. Mal wieder fiel mir auf, wie fantastisch er mit Milan umging. Besonders wenn man beachtete, dass er noch nicht allzu lange Papa war. Milan ließ sich nicht zweimal bitten und schon flog das Geschenkpapier in Fetzen davon.
“Ich hatte mir so viel Mühe gegeben“, murmelte ich resigniert und bedacht leise. Aber Milan interessierte es nicht, wie die Geschenke eingepackt wurden und eigentlich hätte mir das auch klar sein sollen.
“Torwarthandschuhe“, quietschte er glücklich.
“Die hattest du dir doch gewünscht oder?“, fragte ich schmunzelnd nach und setzte mich jetzt auch neben Milan auf den Boden.
“Jaaaa. Dann kann ich wie Onkel Roman ganz viele Bälle halten und nur die von Papa dürfen durch“, erklärte unser Sohn ganz stolz. Ich wollte noch etwas darauf erwidern, als die Handschuhe schon wieder Nebensache waren.

Milan hatte sich nämlich schon das nächste Paket geschnappt und riss es auf. Dieses enthielt ein neues Lego Duplo Set, dass natürlich erstmal genauestens auf den Inhalt inspiziert werden musste.

Zuletzt kam dann das größte Geschenk dran und Milan war ganz ungeduldig. Er hatte sich ein neues Parkhaus für seine Autos gewünscht. Es war sein wichtigster Wunsch gewesen und bisher war es nicht bei unseren Geschenken dabei. Jetzt sah ich ganz genau die Hoffnung in Milans Augen aufflammen und wusste, dass er sich gleich freuen würde. Wie hätten Marco und ich ihm diesen Wunsch auch nicht erfüllen können?

Tatsächlich kam also unter dem Geschenkpapier das gewünschte Parkhaus hervor und Milan strahlte endgültig vor Glück.

Sofort musste es mit seinen Autos eingeweiht werden. Da unser Sohn beschäftigt war, sah ich jetzt meine Chance gekommen, um Marco mein Geschenk zu überreichen. Ganz versteckt zog ich es hinterm Baum hervor und gab es ihm schüchtern.
“Ich weiß, wir haben gesagt wir schenken uns nichts, aber ich konnte einfach nicht anders, da Milan vor ein paar Tagen deine alte kaputt gemacht hat“, entschuldigte ich mich, während Marco überrascht seine neue PS4 Pro auspackte.
“Das... Danke Mario“, hauchte er und ich hätte schwören können, dass da ein paar Tränen in seinen Augen glitzerten.

Jetzt aber stand auch Marco auf und holte etwas unterm Baum hervor.
“Ich hab die Abmachung auch gebrochen und hab ein kleines Geschenk für dich“, erklärte er mir und überreichte mir zwei dünne Geschenke. Neugierig versuchte ich zu analysieren, was es sein könnte.
“Mach schon auf“, forderte er und vorsichtig öffnete ich das kunstvoll verwendete Geschenkpapier. Zum Vorschein kamen je ein Gutschein.
“Babybauch Shooting“, las ich den ersten vor und Marco nickte.
“Du weißt wie sehr ich das eine Bild von dir liebe und ich würde gerne noch mehr haben. Aber welche, die dir auch gefallen“, erklärte er sich und ich nickte einfach nur. Vielleicht war es ja wirklich eine schöne Erfahrung.

Beim zweiten Gutschein zog ich dann aber doch die Augenbrauen nach oben. “Ein Spa Gutschein für eine Schwangerschaftsmassage?“, vergewisserte ich mich.
“Jaaaa“, druckste Marco,“ich hätte es ja selbst gemacht, aber nach dem letzten Mal sollten wir vielleicht bis nach der Schwangerschaft warten und die Massage einem Profi überlassen.“ Ich fand es niedlich, wie er bei den Worten rot wurde.
“Danke“, lächelte ich ihn an und umarmte ihn.
“Für dich doch immer Sunny“, war seine Antwort. Dann wandten wir beide uns Milan zu und beobachteten unseren Sohn stolz dabei, wie er mit seinen Autos und dem neuen Parkhaus spielte.
“Und Morgen gehen wir zu meinen Eltern und übermorgen zu deinen“, ging ich nochmal den Plan für die nächsten Tage durch.
“Ganz genau. Das wird bestimmt schön werden. Unsere Eltern freuen sich schon richtig darauf, ihr Enkelkind verwöhnen zu dürfen“, schmunzelte Marco.
“Wie kann man den kleinen Schatz auch nicht verwöhnen wollen? Man muss ihn einfach lieb haben“, seufzte ich und lehnte mich, verträumt zu Milan schauend, mit dem Rücken an Marcos Brust, der sofort seine Arme um mich schlang.
"Mein erstes richtiges Weihnachten mit meiner Familie und es ist wunderschön", murmelte Marco.
"Aber du hast doch davor auch schon Weihnachten gefeiert?", fragte ich nach und wollte mich bestürzt zu ihm umdrehen, aber Marco hielt mich auf.
"Schon, aber noch nie mit euch. Meiner Familie. Erst jetzt ist es für mich ein richtiges Weihnachten", erklärte er mir und strich mir liebevoll über den Bauch, "mit meiner kleinen, perfekten Familie und ich freue mich schon, wenn wir zu viert sind."
"Ich mich auch", murmelte ich und kuschelte mich noch näher an Marco.

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