Kapitel 5

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POV Mario

Schon ganz aufgeregt saß ich auf meinem Sofa und wartete auf Basti. Heute war es endlich so weit. Ich würde das Geschlecht meines Kindes erfahren. Letzte Nacht konnte ich schon fast nicht schlafen, weil ich so nervös war. Würde ich einen kleinen Fußballer oder eine kleine Prinzessin bekommen? Das klackern der Tür ließ mich aufspringen und zur Tür eilen. Bastian hatte einen eigenen Schlüssel, damit er im Notfall hier reinkommen kann.
"Du bist endlich da" freute ich mich. Bastian lachte. Er hatte sich schon an meine Überschwänlichkeit in letzter Zeit gewöhnt.
"Ja und du gehst nicht an dein Handy" antwortete er. Schuldbewusst blickte ich ihn an: "Sry ich hab einfach alles weggedrückt. Die anderen versuchen seit einer gefühlten Ewigkeit mich zu erreichen und kapieren einfach nicht, dass ich keinen Bock habe mit ihnen zu reden."
"Ach Mario, sie machen sich halt Sorgen um dich" versuchte Bastian mich zu besänftigen.
"Ja genau. Wollen wohl eher ne Rechtfertigung. Alle nur einer nicht." bei den letzten Worten wurde meine Stimme bitter. Denn es war so. Sie alle wollten doch nur eine Rechtfertigung und die einzige Person bei der ich es mir wünschen würde, dass sie sich meldet, tut es nicht. Meinem besten Freund Marco, dem Vater meines Kindes, war mein Wechsel egal. Er meldete sich nicht bei mir.
"Mario" setzte Bastian an, doch ich winkte ab.
"Lass gut sein Basti. Lass uns lieber los, ich will nicht zu spät kommen."

"Na schön, dann komm" froderte er mich auf und in Rekordgeschwindigkeit stand ich an seinem Auto. Bastian kam langsamer hinterher.
"Also so schnell brauchst du jetzt auch nicht machen. Alter Mann ist kein Dezug" sagte Basti gespielt erschöpft.
"Jaja, stell dich nicht so an. Ich will endlich los" quengelte ich. Ergeben öffnete Basti das Auto und wir stiegen beide ein. Basti fuhr dann zum Glück auch gleich los und erst als wir vor der Klinik standen ergriff ich wieder das Wort.
"Basti ich hab Angst."
"Brauchst du nicht Mario. Es ist alles gut und ich bin ja bei dir" versuchte er mich zu beruhigen.
"Aber was ist, wenn mit dem Kind etwas nicht stimmt, wenn es ihm nicht gut geht, es nicht mehr gesund ist?" fragte ich verzwiefelt.
"Mario, deinem Kind geht es ganz bestimmt gut und nachher wissen wir dann auch, welches Geschlecht es hat. Dann können wir endlich einkaufen gehen und das Kinderzimmer einrichten" versuchte es Basti erneut. Ich war nicht überzeugt, aber ich wollte hier auch nicht weiter irgendein Theater veranstalten, wenn ich stattdessen in wenigen Minuten Gewissheit darüber haben könnte.
"Lass...lass uns bitte einfach hochgehen" stammelte ich, konnte mich aber nicht von der Stelle rühren. Sanft legte Basti seine Hand um meinen Arm führte mich ins Innere der Klinik. Dort weiter auf die richtige Station und schließlich saßen wir im Wartezimmer. Der ganze Weg war irgendwie in Trance an mir vorbeigezogen und mit jedem Schritt war meine Angst und Nervosität gewachsen.
"Herr Götze, kommen sie bitte mit" erklang die Stimme von Doktor Stoll, dem behandelnden Arzt. Zaghaft erhob ich mich, genau wie Basti neben mir und klammerte mich fast panisch an seinen Arm. Doktor Stoll betrachtete mich nachsichtig lächelnd. Er hatte damals schon Bastian betreut und kannte auch meine Geschichte.
“Keine Sorge, wir machen alles wie immer“ versicherte er mir und wir folgten ihm in den Untersuchungsraum. Wie gewöhnlich legte ich mich auf die Liege und Basti setzte sich auf den Stuhl am Fenster.
“Also nicht erschrecken, jetzt wird es wieder kühl“ warnte mich Doktor Stoll und begann dann vorsichtig mit den Ultraschall. Je länger er schwieg, umso nervöser wurde ich.
“Stimmt...stimmt irgendwas nicht?“ fragte ich nach.
“Nein nein Mario. Ihrem Kind geht es gut. Ich will nur sicher gehen, was das Geschlecht angeht“ erklärte er mir und ich atmete erleichtert aus. Er hatte mir im Vorraus schon erklärt, was das Geschlecht für Konsequenzen für mich haben würde. Wäre es ein Junge, würde die Behandlung genau so bleiben, wie sie jetzt ist. Wäre es jedoch ein Mädchen müssten mir zusätzlich weibliche Hormone gespritzt werden, damit das Mädchen sich normal entwickeln könnte.
“Und was...Was wird es?“ fragte ich.
Doktor Stoll warf nochmals einen Blick auf seinen Bildschirm bevor er sagte: “Ich darf ihnen zu einem kleinen Jungen gratulieren.“ Ein seliges Grinsen schlich sich auf mein Gesicht. Natürlich hätte ich auch ein Mädchen geliebt, aber ein kleiner Fußballer war schon immer mein Traum gewesen, der jetzt wahr wird.
“Ein kleiner Fußballer“ hörte ich jetzt auch Bastian hauchen und blickte zu ihm. Ich sah die aufrichtige Freude in seinen Augen.
“Jetzt können wir endlich einkaufen gehen“ murmelte ich und Basti nickte begeistert.
“Aber bitte lassen sie es langsam und in Ruhe angehen. Sie sind zwar aus dem gefährlichsten Monat draußen, aber dennoch birgt ihre Schwangerschaft höhere Risiken als eine normale“ schaltete sich die Stimme der Vernunft, Doktor Stoll ein.
“Aber selbstverständlich“ versicherten wir ihm beide. Besonders Bastian, in dessen Augen kurz der Schmerz wiederaufgeflammt war.
Doktor Stoll schickte mich dann mit einem ausgedruckten Bild nach Hause. Eigentlich wollte ich direkt einkaufen fahren, aber Basti überredete mich dazu, zuhause erst noch etwas zu essen. Während er also in der Küche stand, saß ich auf dem Sofa und wartete. Wenn Bastian hier war durfte ich nie kochen. Es sei zu anstrengend und damit zu gefährlich für mich und meinen kleinen Fußballer. Ich beklagte mich nicht, war es doch ganz angenehm bekocht zu werden. Nur die Tatsache, dass erneut ununterbrochen Anrufe auf meinem Handy eingehen verhinderte, dass ich diesen Augenblick genießen konnte.
“Geh wenigstens bei einem ran“ erklang Bastis Stimme hinter mir und ich seufzte.
“Warum sollte ich?“
“Weil sie deine Freunde sind. Ich verlange ja auch nicht, dass du mit allen redest. Aber wenigstens mit Robert könntest du reden“ schlug Bastian vor und ich wunderte mich, warum er bei diesem Thema so drängend war.
“Warum willst du das unbedingt?“
“Mensch Mario...Ich...also...das ist alles nicht so einfach wie du denkst und ich weiß nicht, ob du es verstehen würdest“ murmelte Bastian und strich die verlegen durch die Haare.
“Versuch es“ antwortete ich. Bastian zögerte und setzte sich erst neben mich auf das Sofa bevor er anfing: “Das alles hier, München, es fällt mir unglaublich schwer. Es gibt hier fast nichts, was mich nicht an Lukas, unsere gemeinsame Zeit und mein Baby erinnert. Ich weiß nicht, wie lange ich das noch kann. Aber ich habe dir auch versprochen dich nicht im Stich zu lassen...“ Dann erstarben seine Worte und ich verstand den Konflikt bzw auch warum er mich drängte mich noch jemandem meiner alten Freunde anzuvertrauen. Er wollte, dass ich noch jemandem hatte, wenn es mir zu viel wurde.
“Ich versteh dich Basti und es ist okay. Ich werde mit Lewy telefonieren. Er wird uns schon helfen“ sagte ich und versuchte Bastian zu vermitteln, dass ich es ehrlich meinte und nicht böse war, indem ich eine Hand sanft auf seinen Arm legte.
“Danke Mario“ hauchte er und ich sah die Tränen in seinen Augen glitzern. Schnell umarmte ich ihn bis dann mein Handy erneut klingelte.
“Wenn man vom Teufel spricht. Du solltest ran gehen. Es ist Robert. Ich kümmere mich dann mal weiter um das Essen“ sagte Basti und war aus dem Wohnzimmer verschwunden ehe ich etwas erwidern konnte. Unsicher und auch ängstlich blickte ich das Handy an, nahm den Anruf dann aber doch an.
“Hallo Lewy“ murmelte ich.
“Verdammt nochmal Mario. Endlich gehst du auch mal an dein Handy!“ erwiderte er schon fast schreiend.

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