POV Mario
Völlig am Ende saß ich an diesem Abend auf dem Sofa. Das Gespräch mit Lewy hatte mich nicht wirklich voran gebracht, denn auch er wusste mir nicht so recht zu helfen. Immerhin hat er von seinem "Ich hab es dir ja gesagt", abgesehen. Ansonsten hätte ich ihn wahrscheinlich durch den Hörer geköpft. Stattdessen hatte er mir geraten mit Marco zu reden und mich an André verwiesen. Der war Vorort und könnte mir vermutlich besser helfen. Auf jeden Fall hatte ich beschlossen, dass es an der Zeit war, etwas zu ändern und aus diesem Beschluss heraus war es auch dazu gekommen, dass ich am nächsten Tag auf Marco's Einladung eingegangen war. Jetzt saß ich also hier mit ihm in einem der Kaffees nahe dem Trainingsgelände und wartete darauf, dass er endlich zu reden begann.
"Das gestern, also...", setzte Marco dann endlich an, beendete seinen Satz aber nicht.
"Da war nichts. Es ist alles in Ordnung", versuchte ich das Gespräch von dem Thema weg zu lenken.
"Nach nichts sah das aber gar nicht aus. Ganz im Gegenteil. Du warst vollkommen am Ende", klärte mich Marco unnötigerweise über meinen gestrigen Zustand auf.
"Vielleicht", räumte ich ein.
"Mario, bitte rede mit mir", seufzte Marco.
"Was willst du hören? Dass es mir nicht gut geht? Außer André vermeiden alle den direkten Kontakt zu mir. Dein bester Freund Auba macht mir das Leben zur Hölle und du...Du hast mich bis gestern komplett ignoriert. Glaubst du das ist schön? Glaubst du ich habe mir das so gewünscht?", brach es aus mir raus.
"Nein, dass- Also mit Auba-", stammelte Marco rum, doch ich brachte ihn mit einer Geste zum Schweigen: "Ich kann es verstehen. Habe es vermutlich nicht anders verdient, aber es ist trotzdem nicht leicht."
"Wenn ich sagen würde, dass du es nicht verdient hast, würde ich lügen", gab Marco zu, "Ich weiß auch nicht, ob ich dir da groß helfen kann, außer Auba ein wenig aus zu bremsen."
"Ich weiß. Ist schon gut, irgendwie stehe ich das schon durch", versuchte ich das Thema zu beenden, denn es hatte eine gewisse Spannung zwischen uns erzeugt.
"Okay, gut", meinte Marco und mal wieder herrschte Schweigen. Zunächst fand ich das nicht allzu schlimm, denn so konnte er mir nicht weiter auf den Zahn fühlen, aber dann nervte es mich doch.
"Wie..wie läuft es bei dir denn so?", fragte ich Marco.
"Ganz...ganz gut. Die Mannschaft, Auba, alles stimmt gerade. Und auch mit Scarlett scheint alles zu passen", schwärmte Marco und ich musste schlucken. Natürlich sein Leben war gerade fast perfekt. Das genaue Gegenteil von meinem. Und dann dieser Name, Scarlett. Die neue Liebe in Marco's Leben. Wie sehr beneidete ich sie darum. Wie sehr würde ich mir doch wünschen, dass es sie einfach nicht geben würde und ich Marco für mich hätte. Aber das würde wohl ein Wunschtraum bleiben.
"Das freut mich für dich", presste ich heraus.
"Danke. Aber sag mal, wie sieht es eigentlich bei dir aus?", antwortete mir Marco unbekümmert.
"Was meinst du?", fragte ich gespielt ahnungslos.
"Ach komm schon, du kannst es mir erzählen. Ich werde dein kleines Geheimnis schon nicht verraten. So sehr, wie du die Mutter deines Sohnes schützt, muss sie ja was ganz besonderes sein", sagte Marco ganz locker. Milan's Mutter. Diese Erwähnung brachte mich ganz schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück und darauf, dass niemand wusste, dass Milan zwei Väter hatte. Zwei Väter, die gerade beide in einem Kaffee saßen und der eine nichts davon wusste. Wie sollte ich da denn jetzt wieder raus kommen?POV Marco
Ich beobachtete, wie Mario’s Blick unruhig hin und her huschte. Als würde er nach einem Ausweg suchen. Scheinbar hatte ich mit Milan’s Mutter einen wunden Punkt getroffen. Okay, vermutet hatte ich ja schon, dass da was nicht stimmen konnte, als Mario gestern am Telefon so unglücklich geklungen hatte wegen Milan.
"Mario?", sprach ich ihn sachte an. Er reagierte zunächst nicht, aber als er das dann tat, war die Antwort kurz: "Es gibt keine. Milan und ich sind allein." Komischerweise erleichterte mich diese Antwort, dass es neben diesem nervigen Kind niemanden in Mario’s Leben gab.
"Das- oh. Das ist bestimmt nicht ganz einfach", versuchte ich einfühlsam zu sein.
"Nicht einfach ist eine Untertreibung. Einen Krippenplatz zu finden ist schwerer als Vertragsverhandlungen und Milan ist gerade nicht ganz einfach. Ich wüsste nicht, wie ich das ohne meine Mutter schaffen sollte", gab er zu und zu meinem Entsetzen wirkte er dabei ziemlich müde, ausgelaugt und einfach am Ende. Bei mir erfolgte eine Kurzschlussreaktion, als ich ihn so sah und ich platzte heraus: "Wenn du willst kann ich dir helfen. Ich könnte-"
Mario unterbach mich jedoch sofort: "Nein. Auf keinen Fall. Es reicht, wenn ich mich mit Milan auseinandersetzen muss. Außerdem habe ich ja noch Lewy und André."
"Na wenn du meinst", sagte ich leicht gekränkt, aber irgendwo auch froh. Sollte er doch schauen wie er es schaffte, wenn er meine Hilfe nicht wollte. Ich hatte es nicht nötig zu betteln, ihm helfen zu dürfen. Außerdem müsste ich mich dann nicht mit diesem Kind auseinandersetzen. Um von meinem inneren Chaos abzulenken fragte ich: "Und hast du darüber nachgedacht dir eine neue Mutter für Milan zu suchen?" Wieder konnte ich beobachten, wie seine Augen unruhig hin und her huschten, bevor er merklich verkrampft antwortete: "Das ist ein wenig...kompliziert."
"Kompliziert also", murmelte ich mehr für mich. Es klang logisch. Welche Frau wollte schon das Kind einer Anderen großziehen? Keine und so als alleinerziehender Vater war es bestimmt auch schon vom Grundprinzip her nicht einfach überhaupt die Zeit zu haben eine Frau kennen zu lernen. Oder steckte doch mehr dahinter? Hoffte er, dass die Mutter zurückkommen würde? Das wäre einfach zu albern. So naiv konnte doch auch Mario nicht sein. Während ich also noch so darüber nachdachte, griff Mario zu seinem Handy. Hektisch legte er es wieder weg und trank seinen Kaffee leer.
"Es tut mir leid, aber ich muss weg. Milan er-", versuchte Mario sich zu erklären, doch ich unterbrach ihn schon.
"Geh. Ich verstehe das", und das tat ich wirklich. Ich begann Mario’s Situation zu verstehen, was aber nichts daran änderte, dass ich von ihm immer noch maßlos enttäuscht war wegen damals.
"Danke", sagte er und war verschwunden. Ich lehnte mich zurück. Was für ein verrücktes Gespräch aber irgendwas stimmte da nicht. Die ganze Geschichte mit Milan war mir nicht ganz geheuer. Dafür hatte er viel zu extrem reagiert und abgeblockt, als ich meine Hilfe anbot. Ich würde schon noch herausfinden, warum er das Kind vor mir und der Mannschaft versteckte und es auch keine Bilder von dem Kleinen gab, auf denen man mehr als verschwommene Umrisse erkennen konnte.
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Every Baby
FanfictionGötzeus. Jeder liebt diese beiden. Marco Reus und Mario Götze. Nur dann scheint es auf einmal keinen Ort zu geben, der Mario weit genug von Marco entfernt ist. Die Frage ist warum? Und was hat dieses süße Wesen namens Milan damit zu tun? Partner FF...