Kapitel 6.3 - Ich liebe dich

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Als spät am Abend Dustin in seiner Wiege im Gemach eingeschlafen war, hatte sich Isabella bereits ins Bett gelegt und stöberte in einem Buch. Es war der Reisebericht des Odorichs von Pordenone, den sie in der Bibliothek gefunden hatte. Sie war gespannt darauf, da sie nur jenen von Marco Polo kannte. Ihre Augen wurden bereits müde, da die Kerze zu wenig Licht spendete, um zu lesen. Alec kam spät. Wichtige Pflichten hatten ihn den gesamten Tag auf Trab gehalten und Isabella sah ihm zu, wie er sich entkleidete, an der Waschschüssel wusch und dann zu ihr ins Bett stieg. Ihr Buch hatte sie zugeklappt bevor Alec ihren Hals zu küssen begann.
„Ich muss etwas mit dir besprechen", Isabella wusste sie musste es so schnell wie möglich ansprechen. „Ich weiss du liebst Elaine über alles", begann sie, doch Alexander fuhr mit seinen Liebkosungen fort.
„Ich liebe dich", hauchte er zwischen den Küssen hervor, „und möchte gerade etwas ganz anderes." Isabella versuchte sich nicht ablenken zu lassen und setzte hinzu:
„Ich meine, du würdest sie nur in die besten Hände geben, nicht wahr?" Dies liess ihn innehalten. Er kam nach oben und musterte sie:
„Was ist los?", fragte er skeptisch.
„Elaine hat sich mir endlich anvertraut", begann sie vorsichtig.
„Worauf willst du hinaus? Hat ein junger Gentleman um sie geworben?", fragte er und Isabella hörte, wie viel Anstrengung es ihn kostete beherrscht zu bleiben.
„Nicht direkt Liebster", sagte sie leicht ausweichend. Sie hatte keine Ahnung, wie sie ihm das schonend beibringen konnte. Ihr Antrieb alleine war, dass sie wusste, wie glücklich Thomas und Elaine werden würden. Also blickte sie ihm prüfend in die dunklen Tiefen: „Ich möchte, dass du weisst wie sehr dich deine Schwester liebt und sie niemals etwas tun würde, um dich zu verletzen." Alexander wich ein wenig zurück, während sein Ausdruck strenger wurde. Doch Isabella hielt ihm stand und schüttelte den Kopf: „Alec sie ist zur Frau herangereift. Sie möchte eine Ehefrau werden. Du kannst", sprach sie weiter, doch Alec erwiderte sofort:
„Sie ist noch zu jung", und lehnte sich in seine Kissen zurück. Gerührt durch seinen Beschützerinstinkt glitt sie näher zu ihm heran und konterte:
„Nun ja, sie wird siebzehn." Er biss seine Zähne zusammen und verschränkte seine Arme vor der Brust:
„Ich würde sie nur in die besten Hände geben, aber nicht bevor ich versucht hätte, sie davon abzubringen", meinte er trotzig. Isabella begann laut zu lachen.
„Ist denn die Ehe mit mir so schlimm?" Er öffnete seine Arme resigniert und schnaubte:
„Nein", erwiderte er knapp.
„Ach Alec, wünscht du ihr nicht auch das Gleiche, das wir beide teilen?" Isabella erkannte wie in ihm der Wunsch Elaine ein Leben lang zu behüten und die Hoffnung auf ihr Glück gegeneinander kämpften. „Ich weiss, dass es schwer für dich ist." Sie küsste seine Wange und sah ihm in die Augen.
„Ich möchte nur, dass es ihr gut geht", betonte er ruhiger.
„Das weiss ich, niemand stellt dies in Frage, doch du musst sie ziehen lassen." Sie machte eine Pause. Alec schien darüber nach zu denken.
„Gibt es jemanden?", fragte er nach einer Weile. Isabella sah ihn direkt an und nickte:
„Ja, den gibt es. Es... ist... Thomas." Seine Miene fror augenblicklich ein und war undurchdringlich. Isabella wusste nicht, was in ihm vorging. Sie hatte beinahe das Gefühl er hätte das Atmen eingestellt, so starr sass er da. „Alec?", fragte sie nachdem er immer noch keine Regung gezeigt hatte. Wie von einer Biene gestochen warf er plötzlich die Bettdecke zurück, setzte sich auf den Rand und starrte auf seine Füsse. „Alec!", forderte sie ihn energischer auf. Doch anstatt sich ihr entgegen zu stellen, erhob er sich blitzartig, schnappte sich die Hose und eilte zur Tür. Isabella völlig überrumpelt mit seiner Reaktion, hastete ihm zur Tür nach und riss im Vorbeigehen den Morgenmantel vom Stuhl. „Alexander John Arthur!", rief sie ihm streng hinterher, doch er blieb nicht stehen. „Um Himmelswillen, was hast du vor?!", doch er war schon von der Turmtreppe verschwunden. Als sie dem Korridor folgte, trat Elaine gerade aus ihrem Gemach. Ihr Haar wurde von einer weissen Haube gebannt und ihre Füsse lugten nackt unter ihrem Mantel hervor:
„Was ist denn los?", murrte sie verschlafen und blickte Isabella an, doch sie brauchte keine Erklärung und war schlagartig hellwach. „Oh nein!", jammerte sie und folgte Isabella, die dem stürmischen Alexander den Korridor entlang folgte. Sie hatte so eine Ahnung wohin er rannte. Als sie um die letzte Ecke bog, sah sie gerade noch wie Alec vor der geöffneten Tür stand und einen Hieb austeilte. Ein gepresster Fluch war zu hören. Wutentbrannt stapfte Isabella auf ihren Gatten zu und schrie:
„Alexander!" Erst jetzt als sie ihn erreichte, wandte er sich ihr zu. Isabella stemmte ihre Hände in die Hüfte und sah ihn tadelnd an. Im dunklen Zimmer in der Tür konnte sie den halb gebückten Thomas erkennen, der tief und schmerzhaft einatmete. Elaine schrie auf, doch bevor sie ihm helfen oder etwas sagen konnte, hielt er den Arm ausgestreckt hoch und bat sie zu schweigen. Er streckte sich langsam und sah ihnen in die Gesichter. Zu Isabellas Verblüffung lächelte er.
Was...?!", stammelte Elaine verwirrt und sah von einem zum anderen.
Den... habe ich... verdient", murmelte er gebrochen. Alec zuckte daraufhin unschuldig mit den Schultern, doch Isabella stupste ihn in die Seite:
„Wie kannst du nur!", schimpfte sie vorwurfsvoll.
„Sie ist immerhin meine kleine Schwester", verteidigte er sich.
„Alec!", protestierte nun Elaine. Resigniert seufzte er auf und trat einen Schritt zurück:
„Er ist nicht schwer verletzt. So einen Hieb hält er aus. Ich habe ihn schon weitaus schlimmer getroffen", grinste er plötzlich. Doch Isabellas strenger Blick liess sein Grinsen verblassen. „Ich habe ihm ja gesagt, dass ich damit einverstanden bin", erklärte er seiner Ehefrau gedehnt und Isabella sah, dass er es ernst meinte.
„Warum dann bitte der Schlag?", wollte Elaine wissen. Er schnalzte mit der Zunge:
„Wie gesagt, du bist meine kleine Schwester und er", Alec warf einen nicht allzu ernstgemeinten Blick auf Thomas, „ein lüsterner", doch Isabella unterbrach ihn und ergänzte seinen Satz:
Lackaffe?" Thomas rieb sich die Rippen und sah dann in Elaines Augen. Isabella las darin Furcht.
„Ich kann dir doch gar nichts bieten Elaine", meinte er verzweifelt. Aber Elaine stampfte mit dem Fuss auf:
„Du meinst Titel und Land?!" Isabella konnte aus der Art und Weise, wie sie das sagte, heraushören, dass sie nicht das erste Mal darüber uneins waren.
„Mach dir darüber keine Gedanken Jackson. Ich wollte es dir schon lange sagen, ich... werde dich zum Ritter ernennen lassen. Damit hast du einen Status. Natürlich kann ich nicht leugnen, dass ich mir für Elaine einen höheren Titel erhofft hatte, aber... wie könnte ich sie nicht meinem besten Freund anvertrauen?" Isabella schmunzelte und umschloss Alecs Hand. „Ich erlaube euch hiermit, dass ihr euch kennenlernen dürft!" Isabella verdrehte ihre Augen und zog an seiner Hand. Widerwillig machte er einen Schritt zur Seite, sprach aber dennoch weiter: „Aber von einer Eheschliessung will ich frühestens in einem Jahr hören." Isabella zog fester an seiner Hand und steuerte auf die Abzweigung zu. Unsicher sah er über seine Schulter und flüsterte zu ihr: „Wir können sie doch nicht hier um diese Zeit alleine lassen." Isabella zog ihn weiter:
„Ich vertraue den beiden", dann bogen sie um die Ecke und schlugen den Weg zu ihrem Turmzimmer ein.
„Mehr als ich", murrte ihr geliebter Engländer vor sich her. Sie wusste Thomas würde das Jahr einhalten und erst dann um ihre Hand anhalten. Fest entschlossen dieses Thema zu beenden manövrierte sie Alec in ihr Gemach und lehnte mit dem Rücken an die verschlossene Tür. Es gab da noch etwas anderes zu besprechen. Alexander zog sich bereits die Hose aus und setzte sich gedankenverloren aufs Bett. Da bemerkte er, dass Isabella noch immer an der Tür stand. Er streckte ihr seine Hand entgegen: „Kommst du?" Sie stiess sich von der Tür ab und lief langsam auf das Bett zu:
„Durch deinen abrupten nächtlichen Ausflug konnte ich dir gar nicht alle Neuigkeiten berichten", schalt sie ihn vorwurfsvoll.
„Was gibt es denn noch? Sie sind doch nicht etwa... bereits?!", stammelte er. Isabella schüttelte genervt den Kopf:
„Alec, vergiss bitte mal die beiden", ermahnte sie ihn und trat vor ihn, nahm seinen Kopf in ihre Hände und zwang ihn zu ihr hoch zu sehen. „Es geht nun um uns." Sie küsste seine Nase und er umfing ihre Hüften:
„Was denn? Sag es mir Liebste. Ich mag keine Überraschungen mehr für heute." Sie neigte den Kopf und lehnte etwas zurück:
„Tja tut mir leid...", sie sank in seine wirbelnden Augen, die ihr so viel bedeuteten. „Wie schnell... wolltest du eigentlich unsere Familie erweitern?", fragte sie leise. Alec zog ihre Hüfte an seine Brust und küsste ihren Bauch:
„Es kann mir gar nicht schnell genug gehen", und begann ihre Bändchen am Nachthemd zu öffnen.
„Gut zu hören", sagte sie erfreut. Er hielt inne und sah zu ihr hoch. Seine Stirn krauste sich. „Wir bekommen ein weiteres Kind", platzte sie stolz heraus und er sprang auf:
„Ist das wahr?!", rief er und hob sie in die Luft. Sie stützte sich auf seinen Armen ab:
„Ja es ist wahr", entgegnete sie fröhlich und Alec zog sie in eine stürmische Umarmung.
„Woher...?", stammelte er.
„Es ist mir lange gar nicht aufgefallen, aber meine Blutung blieb aus und mein unbändiger Appetit hat mich stutzig gemacht."
„Du glaubst dein unglaublicher Appetit ist die Folge der Schwangerschaft?!", grinste er und zweifellos musste er an jenen Abend zurückdenken.
„Allerdings... ich fürchte, ich habe es so lange nicht bemerkt, da ich bisher keine Übelkeit verspürt hatte. Im Gegenteil, ich fühle mich unglaublich wohl." Er küsste ihren Bauch wild durch ihr Nachthemd. Locker und voller Euphorie hob er sie noch einmal hoch, schwang sich mit ihr im Kreis und warf sie dann überglücklich auf die Matratze:
„Du machst mich zum glücklichsten Mann auf Gottes Erde, liebste Rose." Er pustete die Kerzen aus und kletterte zu ihr zwischen die Laken: „Ich werde mich gleich revanchieren." Alec hob ihr Nachthemd und glitt mit seinem Kopf darunter.


Roman Ende, aber Achtung Epiloge kommen noch 😍🤗

Schottisches Feuer und englische Anmut - Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt