Kapitel 4.3.1 - Alec gegen Rosco

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Ω

Die Wunde an seiner Seite setzte ihm deutlich zu. Er konnte seinen Arm nicht weit genug hochheben, um einen tödlichen Schlag auf Rosco auszuüben. Daher wechselte er seinen Schwertarm und kämpfte nun verbissener als je zuvor. Rosco schien erstaunt, er selbst war mit der anderen Hand nicht so geschickt wie Alec. Doch seine Hiebe hatten eine enorme Kraft und Alec musste sich anstrengen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Er hatte den Blick seiner Liebsten gesehen. Er würde sie nicht alleine auf dieser Erde lassen. Aber ihr zerbrechliches Gesicht hatte ihm Angst eingejagt. Er hatte das Gefühl, dass sie nicht mehr genug Kraft hätte, um zu überleben. Er wusste seine Männer hatten versucht seine Frau nach Hause zu befördern, aber sie hatte sich vehement dagegen ausgesprochen. Er würde den Kampf gewinnen. Zugegeben die Verletzung an seinem Bein war seine eigene Schuld gewesen. Er hatte sich nicht früh genug aus der Gefahrenzone zurückgezogen. Dies würde ihm allerdings kein zweites Mal passieren. Rosco war nun der letzte Söldner, der noch am Leben war, doch diese Aussicht schien keinerlei Wirkung auf ihn zu haben. Wie er zu Anfang gesagt hatte, er hatte diese Begegnung wahrhaftig herbeigesehnt. Rosco schwang sein Schwert und Alec wandte sich ab. Er stiess ins Leere. Ein weiterer Hieb donnerte auf ihn nieder und Alec parierte ihn erneut. Der Stahl klimperte hell. Das Echo dieses Schlages verteilte sich über das gesamte Lager. Seine Männer schwiegen eisern und die Luft war zum zerreissen gespannt.
„Dein Weib, hat so zarte Haut... es ist wahrlich eine Verschwendung, wenn nur ein Mann sich mit ihr Vergnügen dürfte", provozierte Rosco. Diese Worte trafen ihn. Was hatte er ihr angetan? Doch Alec liess es sich nicht anmerken. Rosco wollte nur erreichen, dass er sich einen Fehler erlaubte. Dies würde nicht geschehen, dafür hatte er zu lange schon Erfahrung im Kampf gesammelt. Alexander schlug einen Schwerthieb von Rosco auf die Seite und drehte sich an ihm vorbei. Rosco unternahm einen Schlag auf seinen Hals, aber Alec parierte den schlecht ausgeführten Hieb. Alec täuschte einen Hieb vor und Rosco trat, wie er es beabsichtigt hatte, nach links. Dort traf ihn Alecs Schlag an der Innenseite seines Oberschenkels und fügte einen tiefen Schnitt zu. Er zog sich zurück und blickte überrascht in Alecs Gesicht. Sein Gegenschlag folgte und Alec machte eine Hechtrolle, um ihm zu entkommen. Rosco stürmte ihm nach und schwang sein Schwert über seinen Kopf. Alec hatte sich schon wieder aufgerichtet und fing den Schlag über seinem Schädel gekonnt ab. Er drückte das Schwert auf die Seite und beide sprengten auseinander. Rosco schnappte sich bei dieser Gelegenheit einen Speer, der im Bauch eines Söldners steckte und riss ihn heraus. Er klemmte die Stange unter die Achsel seines verletzten Armes und stiess ihn nach vorne. Aber Alec wehrte den Schwertschlag ab, wich der Speerspitze aus und startete einen Gegenangriff. Rosco wurde von der Wucht überwältig und wich nach hinten zurück. Wieder stiess Rosco mit dem Speer nach vorn, doch Alec schlug die Spitze ab. Aber Rosco grinste nur und nutzte das spitze Ende des Holzes, um Alec zu treffen. Während Alexander den Schwerthieben auswich, zerschlug er den Speer zu Brennholz. Jeder Hieb gegen die Holzstange machte ihn kleiner. Bis Rosco der Ansicht war er würde ihm so nichts mehr nützen und ihn wütend zu Boden pfefferte. Der Hass, den er gegenüber diesem Mann hegte, war nicht zu beschreiben. Er hatte selten solch eine blutrünstige Sehnsucht verspürt wie jetzt. Sie beide würden unmöglich zeitgleich auf dieser Welt weiterleben können, einer musste sterben. Sie umkreisten sich, balancierten über die toten Körper und Rosco hütete sich in die Nähe von Alecs Männern zu kommen. Jeder Schlag zerrte an seinem Körper und Alec nahm war, dass auch Rosco allmählich an Schlagkraft einbüsste. Sie kreuzten die Klingen in der Mitte, sprangen zurück und holten erneut zum Schlag aus. Nun standen sie sich so nahe, dass Alec die Schweissperlen auf Roscos Stirn sehen konnte. Sein Gesicht wirkte verzerrt und kein Lächeln war mehr auf seinen Zügen zu sehen. Die Schwerter waren zwischen ihnen und ihre Arme pressten sich aneinander. Roscos Arm begann zu zittern und Alec witterte eine Möglichkeit. Er hieb mit seiner freien Faust auf die Armwunde seines Gegners. Rosco verzog sein Gesicht schmerzhaft und sein Druck auf das Schwert hatte sich gelockert. Alec presste seine Schwerthand nach vorn und Rosco musste ausweichen, doch bevor er einen grösseren Abstand zwischen sie bringen konnte, schlug Alec mit dem Knauf seines Schwertes in des Gegners Gesicht. Roscos Nase brach und er schrie auf. Wut verzerrt liess er seine Deckung fallen und stürzte sich, wie ein wildgewordener Berserker auf Alec. Seine Hiebe kamen über Kopf und Alec fing sie ab, bevor sie seinen Schädel spalten konnten. Rosco hob wieder sein Schwert und in dieser kleinen Sekunde stiess Alec blitzschnell zu. Beide Hände umklammerten nun seinen Knauf und mit aller Kraft, die er besass, stiess er sein Claymore hüfthoch nach vorne. Die metallische Spitze traf auf einen kleinen Widerstand, doch die Wucht liess die Spitze durch die Wand hindurch gleiten. Sanft durchbohrte sie den Körper, bis sie durch einen weiteren Widerstand hindurch stach und im goldenen Licht der Sonnenstrahlen blutverschmiert zum Vorschein kam. Der Schwertarm des Gegners glitt nach unten und seine Waffe fiel herab. Roscos Blick war auf Alexanders Gesicht gerichtet. Keine Wut war mehr zu sehen. Erneut bildete sich ein Lächeln auf seinen Lippen. Seine Hände griffen nach dem Schaft des Schwertes, welches bis zum Anschlag in ihm steckte. Er hustete und seine Knie gaben nach. Alec hielt immer noch sein Schwert umklammert und sah in das ihm so verhasste Gesicht. Er zog an seinem Schaft und die Spitze fuhr erneut durch die weiche Haut, bis sie gänzlich wieder in den Händen ihres Besitzers war. Blut quoll hervor und rann hinab. Rosco schwankte ein wenig, doch er blieb auf seinen Knien. Seine Hände hatte er auf die Wunde gedrückt. Das Blut floss ihm über seine Fäuste und die Fingerrillen färbten sich rot. Alecs Blick war ohne Mitleid. Seit sie mit dem Duell begonnen hatten, hatte er kein einziges Wort gesprochen bis jetzt:
„Für deine Taten sollst du in der Hölle schmoren!", schrie er ihm ins Gesicht. Er trat näher an ihn heran und sah in die blutleeren Augen: „Du wirst niemandem je wieder Schaden zufügen", bei diesen Worten legte er sein Schwert auf die Schulter von Rosco, „deinen Namen wird man in der Welt vergessen, weil jeder der dich gekannt hat tot ist oder es noch werden wird." Als Alexander dies sagte, zuckten Roscos Augenlider. Er wusste, dass die Vorstellung, er würde vergessen werden für einen Söldner wie ihn, schlimmer als die Hölle war. Nun lächelte Alexander zum ersten Mal. Die Angst in den Augen des Söldners spornte ihn an. Er schwang das Claymore Schwert und die Klinge durchfuhr dessen Hals. Sein Kopf, mit den weit aufgerissenen Augen, polterte von seinen Schultern auf den Boden. Aus dem Hals spritzte eine Blutfontäne, der Torso schwankte und fiel. Ein noch nie dagewesener Lärm wogte auf und überfiel das Lager. Alle seine Männer stürmten auf ihn zu und waren ausser sich. Nach einem kurzen Blick über die Schar wusste er, dass er keinen seiner Männer verloren hatte. Einige waren zwar verletzt, doch nichts was Jackson nicht heilen könnte. Aber Alexander hatte nur ein Bedürfnis. Er blickte umher, um auszumachen, wo sie war. Da sah er sie.

Schottisches Feuer und englische Anmut - Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt