Alec betrachtete Talbot mit einem Seitenblick. Was ging in diesem widerlichen Kopf vor?
„Ich glaube Euren Worten nicht", beharrte Talbot verunsichert.
„Nun denn... ich fahre weiter. Möglicherweise habt Ihr es noch nicht vernommen, aber der König ist gefallen."
„Es gab Gerüchte, nichts weiter", argumentierte Talbot.
„Nein, keine Gerüchte. Ich persönlich habe den Leichnam des Königs nach London gebracht. Er ist tot!"
„Aber dann", lachte Talbot auf, „aber dann bin ich wieder im Vorteil! Niemand weiss von eurem Gespräch mit dem König! Nicht wahr?" Alec schüttelte lächelnd seinen Kopf:
„Wieder falsch! Wie erbärmlich einfältig Ihr doch seid. Der kleine Rat hat mich angehört", Talbots lächeln erfror auf seinen Lippen, „und sie haben beschlossen dieser Argumentation zu glauben."
„Unmöglich! Meine Position haben sie nicht angehört!", warf Talbot ein.
„Ich vermute es war nicht wichtig Euch anzuhören... ausserdem haben sie noch weitere Dinge gutgeheissen. Ihre Nichte wurde mir zugesprochen. Ihr habt keinen Anspruch mehr auf sie oder ihre Mitgift."
„Das werden wir noch sehen", meinte Talbot und fuchtelte mit dem Schwert. Bald würde es zum Ende kommen.
„Ich habe sie geehelicht und sie erwartet mein Kind!", donnerte Alec und machte sich grösser. Talbot wich noch weiter zurück an die Tür. Er schüttelte nur ungläubig den Kopf. „Ich besitze auch Beweise, die Eure Lüge entlarven." Auf Talbots Stirn brach Schweiss aus. „Ich habe die Verwandten meiner Frau gefunden und sie werden in Kürze hier englischen Boden betreten und damit ist Euer Betrug offensichtlich. Somit seid Ihr chancenlos... seht es ein, Ihr habt verloren!"
„Niemals", schrie Talbot und stürmte nach vorne. Damit hatte Alec nicht gerechnet. Er stellte sich ihm gegenüber, schlug ihn auf die Seite und schlitzte Talbots Bein auf. Er sank zu Boden und versuchte von Alec wegzurutschen. Alec stiess Talbots Schwert mit einem Fusstritt weg und stand über ihn. Er röchelte:
„Tötet mich nicht! Tötet... mich nicht", winselte er in einer höheren Stimmlage. Alec glaubte gar, er würde zu weinen beginnen.
„Wie armselig Ihr doch seid", sagte Alec angewidert und betrachtete sein Schwert in der Hand. Er grinste, warf es auf den Boden und stiess es mit dem Fuss Richtung Treppe. „Steht auf, Ihr elender Wicht!" Talbot blickte ihn verunsichert an:
„Was wollt Ihr von mir?", fragte er ängstlich und Alec erhob seine Fäuste:
„Ich prügle Euch Eure Verderbtheit aus dem Leibe", knurrte er und trat auf Talbot zu. Er rappelte sich hastig auf und wich verängstigt zurück. Alec umkreiste Talbot. Er machte einige Schritte auf ihn zu und Talbot fuchtelte nur wild und abwehrend mit seinen Händen. Er schleifte sein verletztes Bein hinter her.
„Einen Faustkampf?! Das könnt Ihr nicht", haspelte er, aber Alec machte einen Schritt und schlug ihm seine rechte Faust ins Gesicht. Talbot taumelte und fuhr sich mit der Hand an seinen Kiefer: „Ihr seid verrückt!", keifte er. Alec sprang erneut auf ihn zu und setzte zwei tiefe Treffer in seine Bauchgegend. George Talbot keuchte auf und bückte sich. Als Alec wieder auf ihn zu kam und ihn traf, wehrte er sich und schlug seinen Arm von ihm weg. Er hob seine Fäuste unter sein Kinn und stürmte auf Alec zu. Er traf mit einem leichten Schlag seine Schulter, aber Alec erwischte ihn drei Mal innerhalb weniger Sekunden im Gesicht. Talbot taumelte und ruderte mit seinen Armen in der Luft umher. „Sie ist mein Mündel, auch wenn Ihr Bastard sie bestiegen habt! Das Gör werde ich im Fluss ertränken!" Alexanders Sinne setzten zu diesem Zeitpunkt aus. Er hatte genug von Talbots Lügen und Beleidigungen! Es war eine ureigene Macht, die Alexander nun überkam. Die Bilder seiner Männer, welche qualvoll gefoltert worden waren. Isabellas zerschundener Anblick. Dieser Crétin von einem Peer sollte nicht mehr länger seinen Platz auf dieser Erde innehaben. In eben jenem Moment wurde Alec innerlich ruhig. Er sah nur noch Talbot, der sich vor ihm wegdrückte. Ein letztes:
„Aaaarrrrgh!", kam aus Alecs Kehle, während er sich bückte und Talbot in die Brust schlug. Dieser versuchte verzweifelt ihn von sich weg zu stossen, aber Alec war unerbittlich. Er setzte einen Treffer nach dem anderen, bis Talbot rückwärts fiel und flach vor ihm ausgestreckt dalag.
„Meine Familie wird mich rächen", krächzte er noch. Alexander sprang auf seinen Brustkorb. Kein einzelner Gedanke war griffbereit. Nur blanker Hass und hohle Wut begleiteten ihn. Seine Fäuste flogen wie von Sinnen nach unten und prügelten die Seele aus Talbot. Alec fühlte, wie seine Knöchel aufsprangen und seine Haut sich aufschlitzte. Der Kiefer, die Nase und die Wangenknochen in Talbots Gesicht gaben einer nach dem anderen nach. Alec spürte, wie sich seine Fäuste immer mehr in eine weiche, fleischige, blutige Masse bohrten. Das anfängliche Gurgeln seines Gegners war erloschen. Der zappelnde Körper war erschlafft, aber Alec konnte nicht an sich halten. Wütend polterte er auf ihn ein. Sein Blut spritzte in der Eingangshalle umher, besprenkelte Alec und den schönen Steinboden. Auf einmal fühlte er zwei Hände an der Schulter, die ihn packten und von Talbots lebloser Gestalt wegzerrten. Seine Fäuste waren verkrampft und zitterten, sein Atem verlangsamte sich und an seine Ohren drangen langsam wieder die Geräusche um ihn herum, die sie vorhin nicht mehr wahrgenommen hatten. Alec schluckte und erhob sich. Er warf einen Blick auf seinen Bruder. Er stand da, sein Schwert an der Seite und sein Blick war undeutlich. Er starrte Alec an und dann blickte er zu Talbot. Alecs Soldaten kamen soeben die Treppe hinab und verstummten. Er schüttelte sich und befahl ihnen, die Toten aus dem Haus zu entfernen.
„Rickard", sagte er scheinbar nach einer Ewigkeit, „informier die Dienstboten." Er nickte und verschwand in Richtung Küche. Alec hob sein Schwert auf und schob es in die Scheide, zog Talbot am Hemd zur Eingangstür hinaus und liess ihn achtlos liegen. Seine verschmierten Hände strich er am Wams des Toten ab und sah sich um. Die Pferde hatten sich alle in einem Kreis zusammengestellt. Isabella war nicht zu sehen. Er lief ein paar Schritte in Richtung Stall, doch dann hielt er inne. Es war merkwürdig. Er warf einen zweiten Blick auf die Pferde, die zusammenstanden und die Köpfe gesenkt hatten. Doch es hatte keine Grashalme, die sie fressen konnten. Seine Intuition liess ihn auf die Herde zu gehen. Die Pferde wichen erst dann etwas zurück, als Alec ihnen auf die Flanke einen Klaps gab. Er sah Arac, der seinen Kopf ebenfalls gesenkt hatte, mit dem vorderen Huf auf den Boden stampfen und schnauben. Es kribbelte in Alecs Brust und die angespannte Haltung wich einer ungeahnten Angst. Als das letzte Pferd den Weg frei machte, blickte er auf Arac, der seine Nüstern über einen leblosen Körper streichen liess. „Isabella!", schrie Alec.
Hallo meine fleissigen Leser 😊 Ich würde gerne Eure Meinung dazu hören.
Ist diese Szene genug blutig?
Hättet ihr euch einen längeren Schlagabtausch gewünscht?
Bekommt Talbot seine gerechte Strafe?
Könnt ihr euch in Alec hineinversetzen und würdet ihr vielleicht auch so reagieren?
Gibt es Etwas, dass euch eurer Meinung nach hier fehlt?
Damit würdet ihr mir sehr helfen, denn hier bin ich was die Abfolge angeht nicht ganz sicher.
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Schottisches Feuer und englische Anmut - Band 2
Historical FictionNachdem Alec Isabellas Geheimnis gelüftet hat, bereitet er sich mit seinen Männer auf den bevorstehenden Krieg gegen Schottland vor. Enttäuscht über Isabellas Versteckspiel suhlt er sich in der Verletztheit seines männlichen Egos. Der Krieg beginnt...