„Dewen?!", sagte er ungläubig und starrte ihn an. Er war ganz rot im Gesicht und schien verschwitzt:
„Mylo-lord", stotterte er, „ich bin so schnell ich konnte", er hielt sich die Rippe.
„Einen Stuhl", verlangte Alec und James reichte ihm einen. Er drückte den Jungen auf ihn hinab und sah ihn besorgt an.
„Mylord, ich bin vor fast vier Tagen aus Carlisle los geritten", begann er erneut und Alec sagte hastig:
„Was ist passiert?" Er spürte, wie Kälte in seinem Inneren aufstieg und sich um seine Lungen schnürte.
„Eine dringende Nachricht von ihrem Bruder! Eeer schickt mich", er blickte in Alecs Augen und in seinen spiegelte sich die Angst wider, die Alec so mühsam zu unterdrücken versuchte. Er packte den Jungen mit der freien Hand an seiner linken Schulter und schrie:
„Sprich!"
„Ich soll sie aufsuchen und ihnen sagen... sagen, dass sie sofort nach Carlisle reiten sollen. Etwas... furchtbares ist geschehen!"
„Isabella", tropfte es Alexander von den Lippen und der Junge fuhr fort:
„Es war vor ungefähr fünf Tagen Mylord, da traf ihr Bruder in Carlisle ein." Die Farbe wich aus Alecs Gesicht. Sein Bruder war erst vor fünf Tagen in Carlisle eingetroffen? Was um Himmelswillen war geschehen!? „Er erzählte eine unglaubliche Geschichte... er und die Männer, die sie im Lager auf dem Schlachtfeld zurückgelassen hatten, sind geflohen. Man hatte sie mehrere Wochen gefangen gehalten und erst vor kurzem hatte sich eine Gelegenheit zur Flucht ergeben... sie hatten einige Männer verloren", sagte Dewen bang. Doch Alec wollte nur eines hören!
„Wo ist meine Frau?", fragte er eindringlich. Dewen schluckte vernehmlich und flüsterte die nächsten Worte:
„Sie ist immer noch bei der Bande, die alle überfallen hat." Alec fühlte, wie sein Blut durch den gesamten Körper rauschte. Das Pochen in seinen Ohren war übermächtig und er starrte hinab auf den Boten. „Sie hat den Männern die Flucht ermöglicht, darum sind sie nach so langer Zeit doch noch in Carlisle angekommen", er biss sich auf die Oberlippe, „aber Mylady konnte scheinbar nicht fliehen... einen Tag nachdem ihr Bruder und die Männer Carlisle erreichten, bekamen wir Besuch. Die Söldner kamen nah nach Carlisle und schlugen beim Flusslauf ihr Lager auf." An dieser Stelle schien der Junge zu schockiert, als dass er weitersprechen könnte.
„Wie geht es ihr?! Lebt sie noch?!", fragte Alec hektisch und erkannte seine eigene Stimme kaum noch.
„Sie lebt, gerade noch so. Mylord", er sah ihm direkt in die Augen, „man hat sie kurz gesehen, so berichtete ein Späher... aber es scheint ihr... nicht besonders gut zu ergehen."
„Alec lass los", sagte Thomas, der nun an seiner Seite aufgetaucht war. Er hatte nicht bemerkt, dass er sein Glas in der Hand zum Bersten gebracht hatte und die Scherben immer noch in der Faust zusammendrückte. Er öffnete sie mühsam. Es fühlte sich merkwürdig, als wären seine Muskeln steif geworden in den paar Minuten seit Dewen an ihn herangetreten war. Es schien ihm unmöglich ein weiteres Wort zu sprechen. „Warum Junge hast du fast ganze vier Tage gebraucht?", warf jetzt Thomas ein.
„Es tut mir leid, aber nach einiger Zeit begann mein Pferd zu lahmen... und ich musste zu Fuss weiter. Erst kurz vor London konnte ich bei einem Bauern ein Pferd ausleihen", sagte er entschuldigend und blickte dann auf seine Knie. Die Herren der Runde blickten zu ihnen. Alec sah in die Gesichter der Räte und den Dreien. Er malmte mit seinen Backenzähnen und presste dann mühsam Worte hervor, die er sich zusammensuchen musste:
„Herrschaften, die Drei, ich bitte darum London sofort verlassen zu dürfen, um in meinem Land für Ordnung zu sorgen." Edmund war derjenige, der antwortete:
„Natürlich, ich denke wir alle sind uns darin einig." Die Herrschaften nickten und Alec verliess sofort den Saal. Jackson griff nach dem Arm von Dewen und zog ihn mit sich. James heftete sich an ihre Fersen und als Alec fast schon aus dem Saal war, holte er ihn ein:
„Braucht ihr mehr Unterstützung? Ich gebe dir sonst meine Männer mit", sagte er und blickte zu Alec.
„Wie viele sind es?", fragte Alexander Dewen. Er hob seinen Blick:
„Ungefähr dreissig oder vierzig", sagte er verunsichert.
„Ich habe ungefähr so viele in Carlisle und noch die Männer, die mit Rickard geflohen sind. Ich denke dies wird reichen... ich will nicht aufgehalten werden. Dewen du verweilst bei Lord Derby, bis du wieder bei Kräften bist", sagte er, dann schritt er weiter in den Korridor. James rief ihm nach:
„Sende einen Boten mit einer Nachricht Alec! Wenn ich nichts höre, reite ich mit meinen Männern nach Carlisle." Jackson folgte ihm.
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Schottisches Feuer und englische Anmut - Band 2
Historical FictionNachdem Alec Isabellas Geheimnis gelüftet hat, bereitet er sich mit seinen Männer auf den bevorstehenden Krieg gegen Schottland vor. Enttäuscht über Isabellas Versteckspiel suhlt er sich in der Verletztheit seines männlichen Egos. Der Krieg beginnt...