Kapitel 4.19 - Ein Leben ohne Jackson

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Die Wochen stoben nur so dahin und Alec war froh über die Anwesenheit seiner Freunde. Je näher der Termin kam, umso nervöser bewegte er sich durchs Herrenhaus. Bruce zeigte sich ebenfalls ein wenig beunruhigt, weil es seiner Meinung nach länger dauerte, als er gedacht hatte. Aber Miss Stratford bestand darauf, dass Mutter und Kind noch ein bis zwei Wochen Zeit bräuchten. Schliesslich hatte Isabella einige schwierige Monate hinter sich. Bruce beugte sich ihrer Ansicht und versicherte Alec, dass dies eine der besten Hebammen sei. Isabella hingegen war die Ruhe selbst. Sie schien so gut vorbereitet auf den Tag der Niederkunft, als hätte sie es selbst schon hunderte Male getan.
Jackson und Elaine waren von ihrem Ausflug aus London ein paar Tage später zurückgekehrt. Es schien ihm fast so als hätten die beiden sich gestritten, aber als er nachhakte beschworen sie, dass nichts geschehen wäre. Alec sass neben Isabella im Bett und grübelte über das Verhalten von Jackson nach.
„Was geht dir im Kopf herum?", fragte sie und strich die Decken glatt. Es war schon spät geworden.
„Hmm", machte er, „Jackson verhält sich merkwürdig. Seit er in London war geht er mir aus dem Weg... er ist fast wie Rickard", meinte er und rutschte tiefer in sein Kissen. Isabella lächelte aus unerklärlichen Gründen.
„Was du nicht sagst", sagte sie leise und klopfte ihr Kissen auf.
„Ich frage mich, ob Elaine ihn beleidigt hat oder ob sie dort jemandem begegnet sind", sinnierte er weiter.
„Möglich", sagte Isabella wenig hilfreich. „Denk nicht zu viel drüber nach." Sie blies die Kerze aus und legte sich zu ihm. „Was machst du eigentlich mit Thomas, wenn wir wieder in Carlisle sind?"
„Was meinst du?"
„Ich meine, wirst du ihn für seine Hilfe grosszügig entlohnen?"
„Jackson kann sich bedienen so viel er will. Was mir ist, gehört auch ihm... ausser dir natürlich", grinste er. Er spürte, wie Isabella den Kopf schüttelte:
„Nein, ich meine wirst du ihm einen eigenen Sitz geben? Damit er sich zurückziehen... und vielleicht auch eine Familie gründen kann?" Das hatte er nicht erwartet. Er sollte Jackson ziehen lassen? Weg von ihm und der Burg in Carlisle? Aber sie waren immer zusammen gewesen. Als er darüber nachdachte konnte er nicht einmal sagen, ob Jackson sich niederlassen wollte. Nun fühlte er sich ziemlich einfältig. Alec hatte angenommen Thomas würde sein Leben an seiner Seite verbringen und nie daran gedacht, dass er selbst eventuell eine Familie gründen wollte.
„Ich weiss nicht", gab Alec baff zu. „Ich bin mir nicht einmal sicher, ob er eine Familie will." Isabella schien nachzudenken und antwortete dann:
„Ich glaube ihm war bis vor kurzem selbst nicht bewusst, dass dies eine wundervolle Sache sein könnte, eine Familie zu gründen."
„Ja, möglicherweise", erwiderte er.
„Ich weiss, er würde sein Leben lang an deiner Seite bleiben... solange du ihm nicht gestattest sich zurückzuziehen und es zu wagen, wird er nicht von deiner Seite weichen", sagte sie altklug.
„Er wird doch nicht meine Bestätigung brauchen", sprach er hastig und spürte in sich, dass sie recht hatte.
„Ich bin mir sicher Alec. Solange du es ihm nicht erlaubst wird er sich hüten einen Gedanken daran zu verlieren", sagte sie gähnend. Sie küsste ihn auf die Wange. „Denk bitte darüber nach... gute Nacht."


Nur ein sehr kurzes Kapitel 🤗

Schottisches Feuer und englische Anmut - Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt