Kapitel 4.18.1 - Überraschende Ankunft

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Alec setzte eine Unschuldsmiene auf:
„Es war Krieg... hätte ich euch auf das Schlachtfeld einladen sollen?"
„Papa sagte nicht einmal er hätte gewusst, dass du verheiratet warst. Erst als ihr in London eingetroffen seid."
„Ich bin sicher, er hatte seine Gründe Penelope", sagte John beschwichtigend. Penny sah ihn an und forderte immer noch eine Antwort.
„Die hatte ich allerdings... die Dinge scheinen nicht immer so leicht zu sein, wie man glaubt." Er seufzte. Er wollte Isabella nicht irgendwelchem Gerede aussetzen. Auch wenn er nicht glaubte seine Freunde würden darüber falsch urteilen, aber dennoch wollte er nicht, dass man an ihrem Ansehen zweifelte. „Es ist sehr kompliziert Penny. Verwicklungen, die ich selbst noch nicht ganz begreife, haben sich in Gang gesetzt. Meine Frau war geflohen, untergetaucht vor Talbot und sie hat hier ihr Versteck gefunden... und mein Herz erobert. Als der Krieg begann wollte ich nur eines, dass sie meine Ehefrau wird. Ich konnte aber keinem davon erzählen, weil Talbot das Gerücht sie sei eine schottische Spionin selbst vor dem König verbreitet hatte." Jetzt reagierte auch John, der bisher zwar aufmerksam aber nur mässig interessiert zugehört hatte. John sah ihn an und war erstaunt:
„Er hat sie als Spionin diffamiert?" Alec nickte. „Dann ist es nur umso verständlicher, dass du es für dich behalten hast."
„Erst als ich in London die Dinge geklärt, mit dem kleinen Rat gesprochen hatte, konnte ich die Nachricht verbreiten", ergänzte er.
„Und hast so vielen ledigen Damen das Herz gebrochen", kicherte Penny. Sie stand auf und schlenderte im Raum umher: „Diese Neuigkeit hat, natürlich neben der des Sieges, den Klatsch der Peerage bestimmt Alec. Es schlug ein, wie ein Hammer, der den Nagel trifft."
„Penelope", mahnte ihre Mutter, aber sie lächelte dabei. „Sie hat aber durchaus recht", zwinkerte sie. Es klopfte und Carson trat mit einem Tablett ein. Er stellte es auf den kleinen Tisch und verliess sie wieder. Alle bedienten sich am Kaffee und Penny wanderte immer noch durch den Salon.
„Ich sage dir, dies war aber nichts im Vergleich dazu, als die Nachricht kam du würdest bald deinen ersten Erben erwarten", sagte sie. Alle drei sahen ihn an.
„Das hat sich also auch schon verbreitet", meinte er resigniert und setzte sich auch in einen Sessel.
„Es ist also wahr", platzte Penny heraus und trat neben seinen Sessel, „du wirst bald Vater?" Er nickte. „Oh Alec!", rief sie und drückte seine Hand. „Ich freue mich so für dich. Siehst du Papa, es war gut, dass wir hiergekommen sind."
„Meine Glückwünsche", sagte John zu ihm und zu seiner Tochter: „Ja anscheinend."
„Wir sind nämlich aus diesem Grund so schnell es ging aufgebrochen. Ich wollte es aus deinem Mund hören und nicht durch irgendwelche Gerüchte", meinte sie und schnappte sich ein Plätzchen.
„Wann ist es soweit?", fragte Marie und stellte ihre Tasse ab.
„Doktor O'Leary meinte es sollte in ungefähr zwei Wochen soweit sein." Die Nervosität, die er bei diesem Gedanken verspürte, konnte er nicht aus seiner Stimme verbannen. John lachte:
„Ach Alec, das wird nicht einfach."
„Wo ist sie eigentlich?", fragte Marie, um die Situation angenehmer für Alec zu machen.
„Ja und wo sind Elaine und Alice?", wollte Penny wissen. Er presste die Lippen zusammen:
„Elaine ist heute Morgen nach London aufgebrochen. Sie muss einige Utensilien für die Hebamme und Doktor O'Leary besorgen und natürlich neue Kleider kaufen. Isabella, meine Frau, muss im Bett verweilen, bis zur Niederkunft. Sie hat unter der Gefangenschaft sehr gelitten. Es ist alles äusserst... kritisch."
„Natürlich", sagte Marie verständnisvoll.
„Und Alice", sagte er verspannt, „sie steht unter Arrest, bis ich die zweifelhafte Bekanntschaft zwischen ihr und Talbot geklärt habe. Ich weiss nicht was sie verbirgt, aber mir schwant böses." Schweigen trat ein. Marie sah ihn bemitleidend an:
„Eine Nachricht schlimmer als die andere. Das tut mir sehr leid für dich und Rickard... deshalb sollten wir uns nun auf die guten Dinge konzentrieren. Du bist verheiratet und erwartest dein erstes Kind", lächelte sie. „Das sind wundervolle Nachrichten. Das muss gefeiert werden."
„Genau. Mama und ich wollen dir zur Hand gehen und bis zur Niederkunft bei dir verweilen, wenn es denn keine Umstände macht?", fragte Penny und Erleichterung umklammerte ihn:
„Auf jeden Fall... ich bin froh euch, um mich zu haben."
„Dann lasse ich unsere Diener anordnen unser Gepäck in unsere Zimmer bringen zu lassen", sagte Marie und Penny folgte ihrer Mutter aus dem Salon.
„Das war die ganze Zeit ihr Plan", verriet John und trank einen Schluck Kaffee. „Sie haben einen sechsten Sinn dafür. Penelope wollte unbedingt zu euch und wissen was vor sich geht. Ich konnte es ihnen nicht abschlagen. Philipp ist mit Elenore und Claire nach London gereist, um sich einzukleiden und wir wollten zu euch. Du hast das Schreiben vom Rat sicherlich auch erhalten?", fragte John und Alec nickte. „Wir bleiben gerne solange du uns brauchst, danach können wir nach London fahren und uns für die Feierlichkeiten einkleiden lassen."
„Ich bin froh über eure Gesellschaft. Isabella hat noch keine Freunde und ich muss sagen, ich denke mir wird es auch gut tun nicht allein zu sein, wenn es losgeht", sagte Alexander dankbar. John nickte zufrieden:
„Lass uns den Damen helfen", und sie beide gingen in die Eingangshalle. Carson war soeben in der Halle erschienen und Alec wies ihn an zwei Gemächer herzurichten und das Personal auf Gäste einzustellen. Als die Zimmer bereit waren, zogen sich Marie und Penny zurück, um sich frisch zu machen. Alec wartete mit John auf sie im Salon. Sie kamen zurück und hatten ihre Reisekleidung durch praktischere ersetzt.
„Und nun stell uns bitte deine Frau vor", sagte Marie und Alec nickte:
„Ich werde sie aufsuchen und darauf vorbereiten", sagte er und stieg die Treppen in den dritten Stock hinauf. Er klopfte sanft an ihrer Tür und hörte ihre Stimme. Er trat hinein und sah, wie sie im Bett lag und ein Buch auf ihrem Bauch aufgeschlagen hatte.
„Ich dachte, ich sehe dich gar nicht mehr", neckte sie ihn und streckte ihre Hand nach ihm aus.
„Verzeihung Liebste, ich wurde aufgehalten." Er küsste sie: „Gäste sind eingetroffen." Sie hob ihre Augenbrauen. „Es handelt sich um Familie Beaufort. John, Marie und ihre Tochter Penny." Isabella nickte wissend. „Sie wollen dich kennenlernen und hierbleiben, um dir während der Niederkunft beizustehen."
„Wie freundlich", sagte sie.
„Marie hat sieben Kinder gesund auf die Welt gebracht. Du kannst sie also alles Fragen, was dir noch im Kopf herumgeht", sagte er lächelnd. „Dürfen sie dir guten Tag sagen?"
„Gerne, aber gib mir erst meine Haarbürste, damit ich nicht gerade so wirke, als wäre ich erst aufgewacht." Er reichte ihr die Bürste und sie kämmte sich rasch das Haar. Nach einem weiteren Kuss trat er zur Tür. Penny und Marie warteten bereits im Gang. John war im Salon geblieben. Er wollte die Privatsphäre von Isabella nicht übergebührlich beanspruchen. Alec öffnete die Tür und die beiden Frauen traten in ihr Gemach. Penny eilte zum Himmelbett und setzte sich auf den Rand
„Es freut mich Euch kennenzulernen Lady Cumberland" und umarmte Isabella herzlich. „Ich bin Penelope Beaufort und das ist meine Mutter Marie Beaufort, die Countess of Somerset." Marie setzte sich auf einen Stuhl neben dem Bett und sie begannen sich angeregt zu unterhalten. Als sie auf die Geburt zu sprechen kamen blickte Marie zu Alec und sagte:
„Ich glaube wir kommen nun allein zurecht Alexander. Dies ist nichts für Männerohren", sagte sie an die Frauen gewandt und scheuchte Alec aus dem Gemach. Isabella hatte zuvor genickt und ihm so zu verstehen gegeben, dass es ihr recht war, wenn er sie mit den beiden allein liess. Er hoffte Marie könnte seine Frau etwas beruhigen und ihr die Angst vor dem Bevorstehenden nehmen.

Schottisches Feuer und englische Anmut - Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt