„Jackson du schnappst dir Alice", meinte er und Jackson trat in den Violetten Salon. Sie hörten Alice noch sagen:
„Wwas tut ihr hier?" Doch dann hasteten Rickard und Alec die Stufen empor und Talbot nach. Sie bogen um eine Ecke und konnten Talbots letzte sieben Männer sehen, wie sie gemeinsam mit Lord Westmoreland gegen Alecs Soldaten ringten und kämpften. Elaine war in ihrem Nachthemd aus ihrem Gemach gestürmt und schrie vor Entsetzen. Alec tippte einem Mann von Talbot auf die Schulter und schlug ihn nieder, kämpfte sich zu Elaine durch, die weder Rickard noch Alexander gesehen hatte, schnappte sie um die Taille und trug sie von dem Geschehen weg.
„Alec?", rief sie völlig verwirrt. Alec spurtete in das Musizierzimmer, blickte sich um und sah das es leer war. Er stellte Elaine wieder auf ihre Füsse und sie sah ihn mit grossen Augen an. „Alec!", schrie sie nun und umarmte ihn stürmisch.
„Elaine, bleib hier in Sicherheit. Ich werde dich einschliessen", meinte er ernst und bevor Elaine etwas weiteres erwidern konnte war er an der Tür, nahm den Schlüssel und verschloss sie von aussen. Den Schlüssel liess er in seiner Hemdtasche verschwinden. Alec stürmte auf den Mann zu, der für all die Schandtaten verantwortlich war. George Talbot duellierte sich soeben mit einem Soldaten. Er stiess ihn grob in die Seite und Talbot stürzte zu Boden. Einer von Talbots Schergen trat ihm in den Weg. Alec hob sein Schwert und hieb auf ihn ein. Der Soldat war durch die Wucht seiner Schläge aus dem Gleichgewicht gefallen, torkelte und Alec versetzte ihm mit seinem Schwert den Todesstoss. Der Mann sackte hinab und Blut benetzte seine Kleidung. Alec sah sich um. Seine Soldaten hatten Talbots endgültig geschlagen. Sie lagen verletzt oder tot vor ihren Füssen. „Wo zum Teufel ist Talbot?", schrie Alec. Es war Alfred, der antwortete:
„Er ist die Treppe nach unten geflohen und Rickard ist ihm hinterher." Alexander sprang über die Körper, nahm zwei Stufen auf einmal. Er hielt sich am Geländer, schwang sich um die Kurve und hastete den nächsten Gang entlang. Als er die Treppe im ersten Stock erreichte, sah er in der Eingangshalle Talbot mit gezücktem Schwert seinem Bruder gegenüberstehen. Er stand etwas gebückt vor ihm und lauerte wie ein wildes Tier. Alexander kam die Treppe hinunter und George Talbot warf seinen Blick zu ihm. Rickard schrie ihn an:
„Du verdammter Hundesohn! Du wirst bezahlen!" Lord Westmorland war ganz weiss und schien zu schwitzen. Er stürmte auf Rickard zu und schwang wütend seine Waffe. Alec hatte mittlerweile die unterste Stufe erreicht und beobachtete die beiden. Rickard schien ausser sich zu sein. Er schrie und griff Talbot an. Ihre Schwerter prallten aufeinander und das Klirren hallte in den Ohren. Rickard umkreiste seinen Angreifer, schlug heftig auf ihn nieder, doch Alec sah nun, wie stark sein Bruder unter der Folter und den vergangenen anstrengenden Tagen gelitten hatte. Seine Schläge hatten nicht mehr die geballte Kraft. Er schien gebrochen. Nur Wut war noch in ihm, die kochte und das alleine war eine gefährliche Kombination. Talbot wand sich durch einen Sprung an Rickard vorbei und boxte ihm in den Rücken. Alec löste sich aus seiner wartenden Position und ging ein paar Schritte. Rickard schrie erneut auf und wutverzerrt hetzte er auf seinen Widersacher. Der inzwischen erkannt hatte, dass sein Gegner zu stark geschwächt war. Ein weiterer Seitenhieb liess Rickard taumeln. Sein Schwert schlitterte über den Boden der Eingangshalle. Sein Bruder fiel bäuchlings auf den Fussboden und rutschte verzweifelt zu seinem Schwert. Alec handelte instinktiv. Er begann zu rennen und bevor Talbot bemerkte, dass sich nun auch Alec einmischte, warf er ihn in hohem Bogen von den Füssen. Dieser Mistkerl kroch, wie ein schäbiges Insekt auf allen vieren vor Alec weg und japste:
„De Warenne!", doch schnell hatte er seine Fassung wiedererlangt und meinte keck: „Wenn mir etwas zustösst wird eure Gespielin sterben!" Alec schwang sein Schwert von links nach rechts und grinste selbstsicher:
„Ist das so?", foppte Alec.
„Jaa, ich halte sie versteckt, weit weg von Euren Fängen! Sie gehört mir!" Rickard hatte sich aufgerappelt und sein Schwert wieder in Händen. Unbeeindruckt schritt Alec immer näher zu Talbot. Dieser war an der Eingangstür angelangt, da er Alec ausgewichen war. Er stemmte sich mit Hilfe dieser wieder in eine senkrechte Haltung und umklammerte sein Schwert: „Habt Ihr mich verstanden?!", rief Talbot verunsichert. „Sie wird sterben! Bedenkt, tötet Ihr mich, wie mag es wohl aussehen, wenn Ihr denjenigen aus dem Weg schafft, der die Schutzbefohlene unter eurer Obhut als Spionin entlarvt hat? Niemand wird ihr mehr glauben." Talbot grinste, sicher er hätte unzählige Trümpfe in der Hand. Alexander lächelte noch immer und dies machte George Talbot sichtlich nervös: „Was grinst Ihr so?!", wetterte er. Alec liess seinen Kopf entspannt kreisen, es knackte und dann sah er auf Talbot hinab, bereit ihm jeden einzelnen Hoffnungsschimmer zu nehmen:
„So, Ihr habt sie gefangen genommen?" Talbot nickte hastig. „Alle meine Männer, die ich zum Schutz bei ihr gelassen habe und sie?"
„Ja verdammt noch eins! Eure Männer sind geflohen, wie Ihr erkennen könnt", er nickte in Richtung Rickard. „Aber sie habe ich noch und sie ist Euch vermutlich das Liebste", frohlockte er. „Sie und ihr Balg, das sie bald werfen wird!" Er setzte ein höhnisches Grinsen auf: „Seid Ihr euch ganz sicher, dass es eure Frucht ist, die Ihr in sie gepflanzt habt oder wäre es möglich, dass dieses listige Frauenzimmer auch Euch Hörner aufgesetzt hat, wie sie es mit mir getan hat?" Alecs Wut schäumte auf. Er konnte es nicht ertragen, dass Talbot nun versuchte Zweifel in ihm zu säen, da er hoffte Alec würde in seinen Worten auch nur einen Hauch Wahrheit lesen. Doch er schob die nagende Wut beiseite, er war im Vorteil. Daher antwortete er kühl und gelassen. Er erfreute sich daran, wie Talbots Lächeln gefror:
„Soso... Ihr habt sie nicht etwa bei Rosco gelassen?"
„Doch genau bei diesem blutrünstigen Söldner und seinen Männern! Dort ist sie noch immer! Sie hat zwar diesen Idioten", er zeigte erneut auf Rickard, „zur Flucht verholfen, aber sie selbst konnte nicht fliehen." Talbots Blick hetzte zwischen Alec und Rickard hin und her. Von seiner Stirn tropfte der Schweiss. Alexanders Lächeln wurde breiter. Dieser nichtsnutzige, dumme Tölpel. Ein Wunder, dass er es so weit gebracht hatte! Alec starrte auf Talbot hinab, er wollte den nächsten Augenblick geniessen:
„Er lagerte nicht zufällig in der Nähe meines Bodens bei der Küste?" Alec betrachtete dieses eklige Stück und sah, dass er nervös blinzelte. „Ja ich weiss, wo sie ihr Lager aufgeschlagen hatten." Talbot hielt inne:
„Hatten?", fragte er und seine Schwerthand zitterte leicht.
„Jawohl... ich habe vor vier Tagen das Vergnügen gehabt Rosco selbst den Kopf abzuschlagen." Bei Talbots Blick mit weitaufgerissenen Augen, lächelte Alec noch breiter.
„Das ist unmöglich! Ihr lügt!", haspelte Talbot und hielt sein Schwert etwas höher.
„Oh und das ist noch nicht alles... wie dumm Ihr doch seid! Glaubtet Ihr, der König hatte eure Geschichte geglaubt?"
„Er schien meinen Worten folgen zu wollen"
„Falsch! Der König hat noch während des Krieges meinen Worten gelauscht und war ebenfalls davon überzeugt, dass Ihr diese falsche Anschuldigung nur zu Eurem Vorteil nutzen wolltet", meinte Alec süffisant.
„Niemals! Der König war überzeugt", aber Talbot kam nicht weiter.
„Überzeugt wovon? Eurer Aufrichtigkeit? Eurer sozialen Wohltätigkeit? Wohl kaum! Er hatte sie als unschuldig betrachtet und wollte sie nach dem Siege über Schottland als gutes Zeichen mit einem reichen englischen Lord verheiraten, um Unruhen in Schottland zu dezimieren." Talbots Mund stand offen. „Und der reiche englische Lord bin ich. Also habt Ihr Hochverrat begannen, da Ihr den König belogen und damit beleidigt habt und Ihr habt meine Ehefrau gefangen gehalten und sie gefoltert... dies alles wird dafür sorgen, dass Ihr so schnell wie nur irgend möglich diese Welt verlassen werdet."
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Schottisches Feuer und englische Anmut - Band 2
Historical FictionNachdem Alec Isabellas Geheimnis gelüftet hat, bereitet er sich mit seinen Männer auf den bevorstehenden Krieg gegen Schottland vor. Enttäuscht über Isabellas Versteckspiel suhlt er sich in der Verletztheit seines männlichen Egos. Der Krieg beginnt...