Kapitel 43

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Die Zeit war in den letzten Wochen nur so verflogen. Ich war zwischen Uni und Club eingespannt. Ja, die Uni forderte mich ganz schön. Diesmal wollte ich ja nicht wieder versagen, also hatte ich eine Menge Kurse belegt. Ich musste ja irgendwie mein verlorenes Jahr in der Informatik wieder aufholen. Phil und Nessa meckerten schon mit mir, dass ich kaum etwas anderes tat, als meine Nase in irgendwelche Fachbücher zu stecken. Ja, von Berlin hatte ich wirklich noch nicht viel mehr gesehen, als Oma und Opa mir bei unserem ersten Ausflug gezeigt hatten. Nur den Weg zur Uni und zu ihnen kannte ich ohne Navi. Jeden Sonntag waren Phil und ich schließlich bei ihnen zum Essen eingeladen. Das war immer der schönste Tag der Woche und ich freute mich immer darauf. Genau wie auf Tessas und Mamas tägliche Anrufe. Auch daran hatte sich nichts geändert. Obwohl, seit dem Familienbesuch schon, denn da war auch noch ein täglicher Anruf von Papa dazu gekommen. Ich legte den Teddybären neben mich auf das Kopfkissen und streckte mich in meinem Bett. Ja, der Plüschkerl hatte immer noch einen festen Platz bei mir. Und das würde sich nicht so schnell ändern. Ob Luca wohl auch noch an mich dachte? Vielleicht kuschelte er ja auch mit dem Plüschherz, das ich ihm zum Valentinstag vor zwei Jahren geschenkt hatte. Es lag schließlich immer im Regal über dem Bett. Der Gedanke, er könne das tun, löste in mir eine seltsame Zufriedenheit und Zuversicht aus. Wenn ich an Weihnachten nach Hause nach Dortmund fuhr, ergab sich bestimmt eine Gelegenheit persönlich mit ihm zu sprechen und alles zu klären. Vielleicht sollte ich Tessa bitten uns an Silvester auch gemeinsam in den Keller einzusperren, sowie es damals Nessa und Phil mit ihr und Leo gemacht haben. Obwohl, Luca war da sturer. Bei ihm würde nicht einsperren, sondern nur gut Argumente helfen. Ich sollte schon einmal anfangen sie zusammenzutragen. Mein Plüschteddy bekam noch stellvertretend einen Kuss auf sein Fell gedrückt. Heute hatte ich ein bisschen länger hier gekuschelt, aber so langsam wurde es Zeit zum Aufstehen. Es war ja Samstag und heute Abend musste ich arbeiten und vorher wollte ich noch ein bisschen was für die Uni machen. Der Abend war heute bestimmt  anstrengend, denn die Nikolaus Party im Club stand an. Ich riss meine Augen auf. Verflixt! Nikolaus! Wie konnte ich das vergessen? Mist, was machte ich denn jetzt? In der Küche lagen noch die drei großen Pakete, die ich eigentlich schon vor drei Tagen zur Post hatte bringen wollen, gleich nachdem ich die ganzen Plätzchen gebacken hatte. Ja, ich hatte Plätzchen gebacken und für jedes Familienmitglied einen kleinen Beutel gefüllt und dekoriert. Phil hatte dann auch noch seine Nikolausgeschenke mit hineingepackt. Ein Paket sollte an Papa, Mama, die Drillinge und Mari gehen, Eins an Tessa und ihre Familie und eins an Leo und Max. Wenn ich jetzt sofort noch zur Post rannte, nützte das gar nichts. Heute würden sie garantiert nicht mehr in Dortmund ankommen. Ich griff nach meinem Handy und begann zu googlen. Vielleicht gab es ja noch einen Expresservice. Nikolaus war ja erst morgen. Ja, es gab einen von einem anderen Paketdienstleister, der das Paket sogar innerhalb der nächsten Stunde hier abholen würde und garantierte es noch heute auszuliefern. Erleichterung machte sich in mir breit. Bis zu dem Augenblick. In dem ich den Preis dafür sah. Nee, da musste ich mich doch wohl verlesen haben. Ich starrte auf die Zahlen im Display. Nein, ich hatte mich nicht verlesen. Der Sinn der selbstgebackenen Plätzchen war ja zu sparen gewesen, und nicht Unsummen für ihren Transport auszugeben. Da war ja selbst das Benzingeld günstiger, wenn ich sie sofort selbst nach Dortmund brachte. Ich schaute auf meine Uhr. Nee, das schaffte ich auf keinen Fall hin und zurück, wenn ich auch noch pünktlich im Club sein wollte. Heute musste ich sowieso früher anfangen, weil wir noch etwas dekorieren wollten. Außerdem musste ich ja auch noch die Nikolaus  Special Cocktails lernen. Die Türklingel riss mich aus meinen Gedanken. Schnell sprang ich auf und lief in meinen Schlafklamotten zur Tür. Wer bitte störte um diese Zeit? Eine Minute später wusste ich es. Der Paketbote, der mir drei Pakete in die Hand drückte und mich mit einem dreisten Grinsen von oben bis unten anschaute. Trotzdem bedankte ich mich freundlich und knallte die Tür wieder zu. Ich schaute auf die Absender. Na prima. Das waren genau die drei Absender, die jetzt eigentlich auch von einem Paketboten meine Pakete überreicht bekommen sollten. „Wow, sind die für uns?" Phil steckte seinen Kopf aus der Küchentür. Ich nickte. Ja, auf allen drei Paketen stand Phil und Maja Reus. „Komm, lass mal aufmachen." Er schnappte sich das oberste Paket und verschwand wieder in der Küche. Ich folgte ihm. Erschrocken starrte ich auf das Küchenregal. Wo.... „Wo sind unsere drei Pakete?", flutschte es schockiert aus meinem Mund. Hatte die etwa einer von seinen Kommilitonen mitgehen lassen, als sie gestern hier zu irgendeiner Gruppenarbeit getagt hatten? „Die habe ich vorgestern zur Post gebracht." Er fing an zu lachen. „Wenn sie jetzt noch hier liegen würden, hätten wir ja wohl ein fettes Problem." Ich stieß einen erleichterten Quietscher aus und fiel meinem Bruder um den Hals. „Ich dachte schon...." „dass keiner außer dir in der Lage ist ein Paket zur Post zu bringen?" Phil schüttelte grinsend seinen Kopf. „Ich habe mir schon gedacht, dass du das bei dem ganzen Lernen verpeilst. Was das angeht, wirst du immer mehr wie Tessa." Leider konnte ich da nicht wirklich widersprechen. In letzter Zeit war ich wirklich ziemlich vergesslich. Hätte Phil mich nicht erinnert, hätte ich sogar den Geburtstag von meinen Nichten und Mari vergessen. Das war mir früher nie passiert. Da war ich immer die, die für Tessa ein Geschenk mit besorgt hatte. Bei ihr übernahm das ja seit einiger Zeit Leo. Wieder wurde mir schmerzhaft bewusst, wie sehr mir Luca fehlte. Er hatte mich immer zusätzlich erinnert und unsere Kalender auf dem neusten Stand gehalten. Da konnte gar nichts schief gehen. Ich schaute auf den Tisch vor mir. „Du hast Brötchen geholt?" Nicht nur das. Phil hatte sogar den Tisch gedeckt für uns beide. „Klar, du hast heute noch einen anstrengenden Tag, da muss ich doch aufpassen, dass du auch richtig gestärkt bist." Mein Bruder war einfach der Beste. Ich schnappte mir ein Brötchen. „Wollen wir nicht erst die Pakete aufmachen." Ich schüttelte den Kopf. „Morgen ist erst Nikolaus." Phil brummte. „Vielleicht sind die ja gar nicht zum Nikolaus, sondern nur so." Ja, er war schon immer der Neugierigste von uns. „Dann können wir uns immer noch morgen davon überraschen lassen." Ich stand noch einmal auf und schnappte mir die Pakete, um sie dort auf das Regal zu legen, wo meine nicht mehr lagen. Damit nicht wieder eine solche Panne wie mit den Nikolausgeschenken passierte, würde ich mich sofort nach dem Frühstück hinsetzen und eine Liste für die Weihnachtsgeschenke machen und vielleicht würde ich auch gleich welche online bestellen.

Schuss und Treffer im Auswärtsspiel - Teil 9  ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt