Kapitel 132

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Ich lief zusammen mit Will und Susi am Strand entlang. Die Kleine hatte ihr hübsches rosa Geschirr um. Ja, rosa! Will hatte es für unser kleines Mädchen ausgesucht und auf rosa bestanden. Komisch diese altmodische Ader in ihm hätte ich gar nicht erwartet. Aber ehrlich gesagt störte sie mich auch nicht im geringsten. Nee, ich fand sie total niedlich. Genau wie seine Sorge um diesen kleinen Hund. Obwohl nee, die fand ich nicht nur niedlich, die fand ich herzerwärmend........ und ziemlich sexy. Ja, immer wenn ich sah, wie fürsorglich mein Muffeltier mit dem Hundebaby umging, schlug mein Herz etwas schneller und ich hatte das dringende Bedürfnis ihm ziemlich nah zu kommen. Das war schon irgendwie creepy, deckte sich aber so ziemlich mit den Aussagen meiner anderen Hälfte bezüglich der Windelpupse. Ja, Männer und Babys schienen wohl der eigentliche Frauenmagnet zu sein. Wie gut, dass Phil das noch nicht mitbekommen hatte. „Was grinst du denn so, Snugglebee?" Will musterte mich. „Ach nur so, weil ich glücklich bin." Das war ja nicht gelogen. Und den Rest musste er ja nicht wissen, sonst stieg es ihm noch zu Kopf. Obwohl, er wusste sowieso, dass ich unsterblich in ihn verliebt war. Glücklicherweise beruhte das ja auf Gegenseitigkeit. Da hatte ich nicht die geringsten Zweifel dran. Will war eine feste Größe in meinem Leben. „Der Urlaub tut dir wirklich gut." Zufrieden wechselte er die Leine in die andere Hand und legte seinen Arm um meine Schulter. „Und unser kleines Mädchen." Sein Blick ging zu Susi hinunter, die stehen geblieben war und ihn bettelnd mit ihren Hundeaugen ansah. „Bist du genug gelaufen? Na dann komm mal zu Papa auf den Arm." Will beugte sich hinunter und schnappte sich unsere Fellnase, die ihm sofort dankbar die Hand abschleckte. Ja, die Kleine hatte sich schon total an uns gewöhnt. Was aber viel wichtiger war, waren die Ergebnisse vom Tierarzt. Sie war kerngesund und hatte auch schon ordentlich zugelegt seitdem wir sie fütterten. Selbst ihre erste Impfung hatte sie gut, ohne irgendwelche Nebenwirkungen, überstanden. „Da seid ihr ja endlich wieder." Papa wippte ungeduldig auf seinen Füßen. „Wir wollen doch Beachvolleyball spielen." Wills entschuldigender Blick ging erst zu mir und dann zu Susi, ehe er Papa folgte.  „Na wenigstens schaut er erst noch zu dir und dann zu dem Köter", gackerte Tessa hinter mir, die zusammen mit den Windelpupsen im Sand saß und buddelte. „Susi ist kein Köter", empörte ich mich. „Für mich sind alle knochenabknabbernden, sabbernden und in die Gegend kackenden, bellenden Viecher Köter. Aber eurer ist ein besonders süßer." Wie zur Bestätigung, dass sie nicht sauer mit Tessa war, stupste Susi sie an der Hand an und bekam natürlich eine Streicheleinheit von meiner Schwester, die alles andere als ein Hundehasser war. „Wau", erklang es zweistimmig begeistert neben ihr und zwei kleine Schäufelchen landeten im Sand. „Pass bloss auf wegen der Windelpupse." „Susi tut ihnen schon nichts", nahm ich mein Hundebaby sofort in Schutz.  „Das meinte ich auch eher umgekehrt", grinste Tessa. „Ich kann dir nicht garantieren, dass die beiden durchgeknallten Bienen die Kleine nicht zu Tode kuscheln." Ja, meine beiden Nichten hingen schon an Susi und betatschten sie. Chrissi quietschte vor Vergnügen auf, als sie von der kleinen Hundedame abgeschleckt wurde. „Wie läuft das jetzt eigentlich mit dem Heimtransport?" Tessa schaute mich interessiert an. „Sie hat ihre erste Impfung bekommen und muss jetzt noch drei Wochen hier bleiben." „Aber ihr fliegt doch nächste Woche schon nach Hause?" Ich verzog mein Gesicht. Ja, da ließ sich leider nichts dran ändern. Ich musste mich ja auf das große Konzert in der Waldbühne und auf meine eine Prüfung noch vorbereiten. Diese Prüfung würde ich machen, egal, was kam. Das war Ehrensache. „Phil bleibt noch etwas länger und bringt Susi dann mit." Tessas Blick ging zu Will und sie fing an zu kichern. „Da musst du aber ordentlich für Ablenkung sorgen, damit der Vogel vom Ton nicht zu sehr darunter leidet, dass seine Tochter nicht bei ihm ist." Zur Unterstützung, damit ich auch genau wusste von welcher Ablenkung sie sprach, wackelte sie mit ihren Augenbrauen. „Aber Apropos körperliche Ablenkung,  sag mal , wo steckt Phil überhaupt die ganze Zeit?  Oder sollte ich lieber sagen in wem?", gackerte sie schon wieder. Man hatte meine Schwester heute gute Laune. Das ließ nur eine Schlussfolgerung zu. „Du hattest heute Nacht wohl eine ziemlich gute Ablenkung", zwinkerte ich ihr zu. „Boaah, du wirst echt immer mehr wie ich. Da Phil recht. Das ist echt geil. Aber was heißt hier nur heute Nacht." Ich musste schmunzeln sowie sie breit grinste. „Und wo ist nun der Tierquacksalber? Den sieht man ja seit ihr die Kleine gefunden habt noch weniger als vorher." Da hatte sie definitiv recht. „Er hilft der Tierärztin aus. Sie ist wegen Krankheit momentan nur alleine in der Praxis." Tessa verzog enttäuscht ihr Gesicht. „Na toll, dann hängt er da in dem Laden mit so einer anderen Quacksalberin ab, die wahrscheinlich schon Stützstrümpfe trägt, um das Viehzeug zu versorgen, anstatt seinen Urlaub zu genießen und sich zu vergnügen. Der mit seiner Tierliebe ist echt schlimm. Für Viecher vergißt der sich glatt selbst." Ja okay, meine Schwester war kein Tierhasser, aber auch kein Tierfanatiker, sondern irgendetwas dazwischen. Vielleicht sollte ich ihr sagen, dass die Tierärztin Hotpants unter ihrem Kittel trug und keine Stützstrümpfe. Ich hatte das Gefühl, dass Phil ihr und den Tieren auch nicht nur ganz uneigennützig half. Er hatte ziemlich schnell seinen Urlaub verlängert und seine Augen hatten bei dem Entschluss ziemlich gefunkelt. Ich nahm mal nicht an, dass das an der praktischen Erfahrung im Bereich der Veterinärmedizin lag, die er dort sammeln wollte. Mich würde es auf alle Fälle freuen, wenn er endlich mal jemand finden würde, mit dem es passte. Und die Ärztin machte einen total sympathischen Eindruck. Vor meinem inneren Auge sah ich Phil schon als Tierarzt auf Ibiza, der sich um die Straßentiere kümmerte. Ja, das würde zu ihm passen. „Was grinst du denn so?" Tessa schaute mich prüfend an. „Ach nichts!" Nee, ich würde Phil nicht ihrem Spott ausliefern. Wenn es gut lief, würde sie es immer noch früh genug erfahren, um ihn damit aufzuziehen und sich zu freuen. Mein Handy klingelte in der Strandtasche und verschaffte mir eine Auszeit vor Schnüffelhund Tessa, die mir garantiert nicht glauben würde, dass ich nur so grinste. Sie würde erst aufhören zu bohren, wenn ich ihr doch alles erzählt hatte. „Hallo Franky, was gibt es?" Auf dem Display war die Nummer meines Produzenten aufgetaucht. Mein Herz fing an zu rasen. Hoffentlich hatte er keine schlechten Nachrichten und ich musste doch schneller zurück nach Berlin, um in einem der Clubs aufzutreten.„Hallo Maja. Ich hoffe, du sitzt gerade entspannt im Sand am Strand." Ich musste über seinen Singsang schmunzeln. Nein, dann hatte er wohl keine schlechten Nachrichten. „Du bist seit heute auf Platz drei der Charts." Wie bitte? Ich hatte mich doch wohl verhört. „Sag das bitte noch einmal!" „Du bist auf Platz drei oder tres wie man bei euch da in Spanien sagt. Also hol dir einen Cocktail und feiere. Ach ja und erhol dich gut, damit du wieder fit bist." Ehe ich noch etwas sagen konnte, hatte er schon aufgelegt. „Alles okay?" Tessa schaute mich besorgt an. „Du siehst so blass aus." „Ich .....ich bin....bin auf...auf Platz ....Platz drei der Charts", stotterte ich noch immer fassungslos. „Echt jetzt?" Tessa schaute mich grinsend an und ich nickte. „Das ist ja obermegahammeraffengeil" Sie zog mich hoch und hüpfte mit mir begeistert durch den Sand, während sie den Satz immer wieder singend wiederholte. „Was ist denn hier los?" Papa schaute uns an, als wäre bei uns eine Sicherung durchgebrannt. „Du solltest auf alle Fälle beim Fußball bleiben und nicht singen." „Klappe, Vogel vom Ton. Meine Schwester ist die Nummer drei in den Musikcharts, da kann ich so viel ich will singen", konterte Tessa sofort. „Die drei!!! Wahnsinn!!!" Ehe ich mich versah, hatten auch Will und Papa sich unserer Umarmung angeschlossen. „Das muss gefeiert werden. Wie gut, dass am Sonntag die All-White-Party ist. Das ist genau der richtige Rahmen für eine Feier." Das war so typisch Papa. „Und ihr geht morgen dafür shoppen." Auch das war typisch Papa. Aber es war wirklich nötig, denn ich hatte überhaupt nichts weißes Anzuziehen. „Was ist denn bei euch los?" Lucy schaute uns skeptisch an. „Maja ist Nummer drei der Charts und wir gehen morgen für die White Party shoppen. Kommst du mit?", kürzte Tessa alles auf das Nötigste zusammen. „Klar komm ich mit. Und herzlichen Glückwunsch." Lucy umarmte mich auch. In meinem Bauch brodelte es vor Aufregung wie in einem, Salzsäurefass. nachdem etwas hineingefallen war. Unglaublich, ich war die Nummer drei der Charts.

Schuss und Treffer im Auswärtsspiel - Teil 9  ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt