Kapitel 128

312 51 18
                                    


Ich ließ meinen Blick über die kleine Bucht schweifen. Ja, das war wirklich der perfekte Ort für eine romantische Überraschung. Mama hatte mir geholfen alles Nötige zu besorgen. Wir waren beide zusammen nach Eivissa in einen großen Supermarkt gefahren. Auf der Fahrt hatte ich ihr dann auch von meinem blöden Gefühl wegen Tom erzählt. Sie hatte mich beruhigt, dass ich mir das wahrscheinlich nur einbildete. Ja, klar. Das konnte schon sein. Wenn sich so etwas erst einmal in den Kopf gefressen hatte, dann sah man Sachen, die es gar nicht gab oder Leute, die gar nicht vor Ort waren. Nee, das konnte ich nicht auch noch gebrauchen, dass ich Gespenster sah. Ich hatte so auch schon genug um die Ohren, Wahrscheinlich hatte ich mich vorhin auch am Meer getäuscht. Es gab ja schließlich mehr als nur einen Menschen mit rötlichen Haaren. Ich musste grinsen. Ja, da musste man ja nur mal meine Familie betrachten. Mein Griff ging zu meiner riesigen Einkaufstasche und ich zog als erstes die Fackeln heraus, die ich nachher anzünden wollte. Leider hatte ich nur vier Stück. Mama hatte mich überzeugt, dass es zu viele wären, die ich für ein Herz brauchte und dass ich die niemals alleine hierher bekam. Ja alleine, denn wenn mir jemand geholfen hätte, wäre es ja aufgefallen. So sorgte Mama aber dafür, dass Will beschäftigt war und nachher hier aufschlug. Ich schnappte mir die große Decke, die ich vorhin noch bei einem der Strandverkäufer erstanden hatte und breitete sie aus. Das Teil war wirklich hübsch mit seinem Batikdruck. Vielleicht fand es nach dem Urlaub seinen Platz auf unserem Sofa zu Hause. Ja, das war eine super Idee. Erstens würde sie gut dahin passen und zweitens trug sie dann ganz besondere Erinnerungen in sich. Das hoffte ich jedenfalls. An jede Ecke kam eine Fackel, ehe ich die vielen kleinen Dosen mit Tapas auf der Decke anordnete. Ja, so sah das richtig hübsch aus. Hoffentlich gefiel es Will auch. Mein Blick ging zur Uhr. Eigentlich müsste er in circa zehn Minuten hier eintreffen. Nervös zuppelte ich an meinem Bikini herum und prüfte noch einmal die Tapas. Mist, ich hatte gar kein Weißbrot gekauft. Verflucht! Jetzt konnte ich aber nicht noch einmal los. Hier in der Nähe gab es keinen Laden. Ein schneller Blick ging noch einmal zu den Gläsern und der Flasche Wein. Gut, wenigstens hatte ich die nicht auch in meiner Aufregung vergessen. Ein Rascheln riss mich aus meinen Gedanken. Wo kam das denn her? Das war doch hier eine total verlassene Bucht. Wieder hörte ich ein Rascheln. Es kam aus den Sträuchern am hinteren Teil der Bucht, die dafür sorgten, dass man sie nur schwer entdeckte, wenn man sie nicht kannte.Vielleicht war es ja schon Will? Mein Herz fing schneller an zu schlagen. Wieder raschelte es und ich sah auch, wie sich die Äste etwas bewegten. Nein, das war definitiv nicht Will. Der würde ja über den schmalen Trampelpfad kommen und nicht durch das Gebüsch kriechen. Jetzt schlug mein Herz aus einem anderen Grund etwas schneller. Wenn das nicht Will war, wer war das dann? Ein wildes Tier?  Oder Tom?! Alleine bei dem Gedanken bekam ich eine Gänsehaut und ein mulmiges Gefühl. Was für ein Blödsinn. Ich dachte an das, was Mama vorhin zu mir gesagt hatte. Nee, ich redete mir hier jetzt nichts ein. Es war ja auch Blödsinn. Selbst wenn Tom mich stalken würde, warum sollte er im Gebüsch herumkriechen? Dann würde er doch eher versuchen meine Aufmerksamkeit zu erlangen. Also für den Fall, dass er sich da irgendwelche falschen Hoffnungen in meine Richtung machte. Eigentlich müsste er aber wissen, dass das mit Will und mir mehr als nur ein bisschen ernst war. War ich eigentlich blöd? Was dachte ich denn. Scheinbar drehte ich wirklich langsam durch. Ein weiteres Rascheln riss mich aus meinen Gedanken. Ehe ich mich aber entscheiden konnte zum Gebüsch zu laufen und nachzuschauen, tauchte mein liebster blonder Wuschelschopf auf. Unter seinem Arm hatte er eine Papiertüte, aus der eine lange Baguettestange herausschaute. „Snugglebee!" Überrascht schaute er mich an. „Deine Mom hat mich hergeschickt, um Tessa das Brot zu bringen." Er schaute sich suchend um. „Wo ist denn Tessa? Sie will wohl Leo romantisch überraschen." Ich musste schmunzeln. Da hatte Mama wohl Wills Unwissenheit über das Romantikvermögen meiner Schwester ausgenutzt und gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Für Tessa bedeutete Romantik ein Fußballstadion und Flutlicht. Ich schnappte mir das Baguette aus seiner Hand und gab den Blick auf unser Kuschellager für die nächsten Stunden frei. „Überraschung!", zwinkerte ich ihm zu und begann die Fackeln zu entzünden. Wills Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen. „Du meinst nur du und ich.". Sein Blick schweifte über die kleine Bucht. „Ganz alleine", setzte er mit einem noch breiteren Grinsen hinzu.Ja, manchmal war er ein absoluter Blitzmerker. Ich nickte und schmunzelte ihn an, während ich ihn mit mir auf die Decke zog. Wir kuschelten uns aneinander. „ Mmm, die Oliven sind fast so lecker wie deine Lippen." Mein Muffeltier griff eine Olive und hielt sie mir an den Mund. „Probier mal!" Ich ließ sie in meinen Mund gleiten und kaute sie genüßlich. „Also ich kann jetzt nicht sagen, dass sie genauso lecker wie deine Lippen sind", provozierte ich mein Muffeltier, dass mich empört anschaute. „Nicht? Dann muss ich dich wohl davon überzeugen. Im nächsten Moment lagen seine Lippen wieder auf meinen. „Und?" Will schaute mich auffordernd an, nachdem wir uns wieder voneinander gelöst hatten. Ich schüttelte meinen Kopf. „Sie sind definitiv leckerer." Wills enttäuschtes Gesicht war zum Schießen „Deine Lippen", kicherte ich. Mein Muffeltier zwickte mich grinsend in meine Taille. „Du kleines Mistbiest." Er wandte kurz seinen Blick auf das Meer und schluckte. „Es ist schön, dich wieder lachen zu sehen. Ich habe mir echt tierische Sorgen gemacht." Ein fettes schlechtes Gewissen machte sich in mir breit. „Sorry, das wollte ich nicht und das kommt auch nicht wieder vor. Ich lege mir einfach ein bessere Zeitmanagement zu und dann läuft das auch besser." Will nickte lächelnd „Und ich unterstütze dich dabei. Wir sind doch ein Team. Für immer." Dieses für immer besiegelte er mit einem Kuss und ich bekam eine tierische Gänsehaut. Für immer. Ja, das war alles, was ich wollte.

Schuss und Treffer im Auswärtsspiel - Teil 9  ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt