„Hallo, ihr beiden. Hattet ihr einen schönen Tag?" Mama hob ihren Kopf und schaute uns lächelnd an. In ihrem Gesicht hatte sie einige Teigspritzer. Erst jetzt entdeckte ich die große Teigschüssel vor ihr. „Sind Papa und Will schon zurück?" Ich hoffte ja mal nicht, denn wie sollte ich dann den Geburtstagskuchen noch hinbekommen. Andererseits hatte es bei Oscar doch etwas länger als erwartet gedauert. Na ja, wen wunderte es. In meinem Kopf tauchte wieder dieses vibrierende Geräusch der Tätowiernadel auf. Man hatte ich ein Herzrasen als er sie das erste Mal angesetzt hatte. Es war ein Wunder, dass Tessas Hand nicht gebrochen war, so wie ich sie gequetscht hatte. „Mädchen", hatte sie mich aufgezogen. „Also Kinderkriegen tut mehr weh." Das glaubte ich ihr gerne, es hatte mir in dem Moment aber wenig geholfen. Also höchstens bei der Entscheidung, dass eigene Kinder doch völlig überbewertet waren. Man konnte doch auch ohne Kinder glücklich sein. Ein Blick zu meinem Ärmel ließ mich schmunzeln. Okay, so schlimm war es dann doch nicht geworden und ich war mächtig stolz auf mich, dass ich das durchgezogen hatte. Und das mit den Kindern musste man ja auch nicht jetzt entscheiden. Das hatte noch jede Menge Zeit. „Wo wart ihr denn so lange? Also außer beim Friseur. Das sehe ich ja." Mama deutet mit ihrem Kopf in Richtung unserer Köpfe. „Sieht echt toll aus. Wie gut, dass ich euch ein paar schlicht schwarze Klamotten habe nähen lassen." Okay das war der Vorteil, wenn die Mutter Designerin mit eigenem Label war. Man musste sich nicht um die Klamotten kümmern, denn das hätte ich in der Aufregung und dem Stress heute ganz vergessen. „Aber kein Kleid", begehrte Tessa gleich auf. Mama lachte nur. „Natürlich nicht. Tanja hat einen ganz tollen Jumpsuit für dich genäht." Die Erleichterung war Tessa anzusehen. „Und für dich auch. Ich dachte Kleid wäre nicht mehr so angesagt." Spontan lief ich zu Mama und umarmte sie. Ja, Kleider waren bei Maja 2.0 auch von der Kleidungsliste gestrichen. „Nun erzählt aber mal, was ihr die ganze Zeit getrieben habt. Der Friseur kann unmöglich so lange gedauert haben." Tessa streckte sich und tauchte ihren Finger in den Teig, ehe sie ihn genüsslich abschleckte. „Wir haben ein Geburtstagsgeschenk für Will besorgt. Der hat doch morgen auch." „Was?" Mama schaute mich schockiert an. „Wieso weiß ich das nicht?!" Sie pustete eine Strähne aus ihrem Gesicht. „Man das ist doch echter Mist. Hättest du nicht mal früher Bescheid sagen können?" Ihr sauerer Blick traf mich. „Jetzt haben wir doch gar kein Geschenk." Sie kratzte sich am Kopf. „Okay, dann muss halt ein Gutschein her. Hast du ein Geschenk?" Ihr Blick ging zu Tessa, die breit grinsend nickte. „Klaro. Heute gekauft. Noch vor dem Friseur und Oscar." Mamas Kopf flog hoch. „Oscar? Habt ihr etwa einen Gutschein für Papa für ein neues Tattoo gekauft?" Wir schüttelten beide unisono unsere Köpfe. „Nicht? Was habt ihr dann...." Sie brach ab und schlug sich ihre Hand vor die Stirn. „Zeigt her, wer hat sich tätowieren lassen?" „Wir beide", kam es wie aus einem Mund und wir zogen unseren linken Arm aus den Strickjacken, die wir an hatten. „Ich glaube es ja nicht." Mama schüttelte ihren Kopf, nachdem sie sich unsere Tattoos angeschaut hatte. „Nicht nur eins, gleich zwei. Papa ist bestimmt total begeistert." So wie sie das Gesicht verzog, war klar, dass sie das sarkastisch meinte. Ja, Papa liebte Tattoos, aber nur bei sich und nicht bei dem Rest der Familie und schon gar nicht bei seinen Töchtern. „Der soll sich mal nicht so haben. Das klären wir schon mit ihm. Ist ja schließlich unsere Haut und nicht seine." Da hatte Tessa vollkommen recht. „Sehe ich auch so", stimmte ich ihr zu. „Keine Frage", nickte Mama. „Trotzdem wäre ich euch verbunden, wenn ihr vielleicht bis morgen dafür sorgt, dass er es noch nicht sieht. Die Diskussion reicht auch nach dem Geburtstag." Okay, das konnte ich verstehen. Mist, da hatte ich ja auch nicht dran gedacht. Will sollte es ja auch noch nicht sehen. Was hatte Mama gesagt? Sie wäre uns verbunden. Das war es doch. Ich lief zur Schublade in der Mama immer Verbandsmaterial lagerte, falls es in der Küche mal wieder ein Gemüsemassaker oder so gab und kramte zwei Mullbinden heraus. Eine warf ich Tessa zu, die andere schnappte ich mir selbst. „Wartet, ich helfe euch." Mama wickelte uns die Verbände um den Arm. „So, jetzt müssen wir aber noch einen Teig anrühren. Wir brauchen ja zwei Geburtstagskuchen." Sie schaute zur Uhr und winkte ab. „Vergesst es. Da haben wir keine Zeit mehr für, bevor die Männer nach Hause kommen. Papa hat vorhin eine Nachricht geschickt als sie los gefahren sind und so wie er immer rast, sind sie bestimmt in spätestens einer Stunde hier. Planänderung. Es gibt zwei kleine Kuchen, dann reicht der Teig. Während ihr den Teig in die Form haut...." Sie schob uns die Schüssel und zwei Formen über den Tisch. „....telefoniere ich schon einmal mit dem Blumenhändler und ich rufe Tanja an, dass sie morgen zum Frühstück herkommt." Mama schnappte sich das Telefon und begann zu tippen. Ich schaute zu Tessa, die mit den Schultern zuckte und die Form, die Mama ihr zugeschoben hatte, in meine Richtung schob. Ja Küche war so überhaupt nicht ihrs. „Das willst du nicht, dass ich das mache. Aber ich kann schon einmal den Herd anmachen", grinste sie. Ich griff mir die Teigschüssel und verteilte den Inhalt auf beide Formen. Vor dem Fenster hörte ich quietschende Bremsen. Das war dann wohl Papa. Mist ein bisschen mehr Zeit wäre schön gewesen. Dann mussten wir uns halt etwas einfallen lassen, damit wir den Kuchen noch verzieren konnten. Die Küchentür flog im selben Moment auf, in dem ich die Herdtür schloss. „Na ihr zwei, was macht ihr denn hier?" Papa musterte uns irritiert und lief zum Kühlschrank. Er holte zwei Flaschen Wasser heraus und warf Will eine zu, der auch gerade in die Küche kam. Mein Freund drückte mir erst einmal einen liebevollen Kuss auf, ehe er die Flasche öffnete. „Wo ist denn Mama?" „Im Büro. Sie musste schnell telefonieren." Papa nickte, als sein Blick auf dem Verband an meinem Arm hängen blieb. „Was ist denn da passiert?" Mist, was sollte ich denn jetzt sagen? „Wir haben Blutsbrüderschaft geschlossen", grinste Tessa und deutete auch auf ihren Verband. Papa verzog sein Gesicht. „Ihr seid Zwillinge, was soll der Quatsch?" „Wir haben Mama in der Küche geholfen...." Das war ja keine Lüge. Papa winkte ab. „Schon klar. Euch in die Küche zu lassen, ist ja wie ein Selbstmordkommando mit Dynamit auszurüsten." Okay, auf Tessa traf das zu, aber auf mich...egal. „Zeigt mal her, ob das auch richtig versorgt ist." Mist, das ging doch nicht. „Schnutzelchen, ist es. Ich habe die Verbände selbst angelegt." Auch das entsprach der Wahrheit. Mama zwinkerte uns zu und zeigte ihren Daumen hinter ihrem Rücken hoch. Das hieß dann wohl, dass sie alles erledigt hatte. Erleichtert atmete ich auf, als Papa sie mit einem Kuss begrüßte und seine Aufmerksamkeit auf sie bündelte. Will schaute aber nachdenklich auf meinen Verband. Okay, er wusste, dass ich in der Küche eigentlich ziemlich brauchbar war. „Und wie war die Tour?" Gedanken in eine andere Richtung lenken, konnte ja nicht schaden. Ich musste ja nur noch ein paar Stunden durchhalten.
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Schuss und Treffer im Auswärtsspiel - Teil 9 ✔️
Genç KurguMaja hat ihre große Liebe in Luca schon sehr früh getroffen. Jedenfalls glaubte sie das. Mittlerweile ist sie sich da nicht mehr ganz so sicher. In letzter Zeit kommt es immer öfter zum Streit und nicht selten ist das Studium der Auslöser. Hat sie w...