Kapitel 107

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„Perfekt! Ich habe jetzt alles, was ich brauche." Lisa schaute hinter ihrer Kamera hervor. „Puh, wurde ja auch langsam Zeit." Mama ließ stöhnend den silbernen Reflektor sinken, genau wie Steph. „Hätte ich gewusst, dass das so anstrengend wird, hätte ich Marcel mitgebracht. Dann hätte er mal zeigen können, wozu er immer in die Muckibude rennt." „Man, jetzt habt euch nicht so. Das waren nur zwei leichte Reflektorensegel, die ihr ein paar Minuten gehalten habt", maulte Lisa zurück. „Ein paar Minuten?" Steph und Mama schauten sie empört an. „Das waren jetzt fast zwei Stunden." Lisa fing an zu lachen. „Na sag ich doch die paar 120 Minuten." Mama verzog ihr Gesicht. „Sagt die, die sich die ganze Zeit an der Kamera festhält." „Die ist mit Sicherheit schwerer als das bisschen Stoff", kam der prompte Konter. „Außerdem kannst du dann behaupten, du hast eine tragende Rolle bei den Albumfotos deiner Tochter gespielt." Lisa wandte sich an mich. „Du hast das echt super gemacht. Sonst hätten die alten meckernden Frauen da drüben nämlich noch länger die Dinger halten müssen." „Die alten meckernden Frauen haben das gehört", muckte Mama sofort auf. „Na prima, dann braucht ihr ja noch kein Hörgerät." Ich musste lachen, genauso waren Mama und Lisa immer. „Das geht ja noch perfekter." Lisa hatte ihre Kamera wieder auf mich gerichtet und drückte sofort auf ihren Auslöser. „Los bringt die Reflektorsegel in Stellung", gab sie als Anweisung und erntete ein zweistimmiges Stöhnen. Das brachte mich noch mehr zum Lachen. Keine Ahnung, wie oft die Kamera noch klickte, aber irgendwann grinste Lisa begeistert und ließ sie sinken. „So, jetzt habe ich so viel Material, da kannst du gleich ein paar Alben mehr herausbringen." „Ähm, hallo....ähm..." Zwei Mädels in meinem Alter hatten uns schon seit einiger Zeit beobachtet. „Ähm....also.....ähm kann es sein, dass wir dich aus dem Flashdance kennen?" Unsicher schauten die beiden mich an. „Ja, da bin ich am Wochenende mit meiner Band aufgetreten." „Wow!", quietschte die eine los, die vorher nur grinsend neben der anderen gestanden hatte. „Ich habe dir doch gleich gesagt, dass das Maja ist. Du singst sooooo toll. Und dein Lied macht so gute Laune", platzte es total enthusiastisch aus ihr heraus. „Wo kann ich das denn kaufen? Dreht ihr hier gerade ein Video zu dem Lied? Braucht ihr da vielleicht noch ein paar Statisten im Hintergrund?" Sie zuppelte an ihrem knappen Bikinihöschen. „Wir machen nur Fotos für das Album. Damit sind wir aber auch schon fertig." Glücklicherweise übernahm Lisa die Erklärung. Ich hätte nämlich nicht gewusst, wie ich reagieren hätte sollen. „Das Album?" Diesmal war es die andere, die die Augen übertrieben aufriss. „Wann kommt es denn raus?" Alle Blicke richteten sich auf mich. Was sollte ich denn sagen? „Bald. Das werdet ihr dann mit Sicherheit im Flashdance mitbekommen. Da sind nämlich noch mehr Auftritte geplant." Dankbar schaute ich zu Mama. „Können wir dann schon einmal ein Autogramm haben?" Na super. Ich hatte nicht einmal einen Stift, geschweige denn Papier, um darauf zu schreiben. „Hier" Diesmal rettete Steph mich und drückte mir einen schwarzen Kajal in die Hand. „Der geht dafür, wenn du nicht zu doll aufdrückst", flüsterte sie mir zu. Die beiden Mädels reichten mir kleine Papierzettelchen. Keine Ahnung, wo sie die auf einmal hergeholt hatten. Um uns herum hatten sich weitere Leute versammelt und beobachteten alles. „Wer is denn die?" Ein älterer Mann stellte die Frage, die sich wohl einige von den Leuten stellten. „Das ist Maja!" kam es wie selbstverständlich von einem der beiden Mädels. „Sie ist ein absoluter Star und hat den vollen Sommerhit." Oh oh, warum mussten die beiden denn so übertreiben! Scheinbar reichte das aber noch nicht, denn sie fingen an den Refrain zu trällern. „Echt?" Ein trainierter Schönling musterte mich. „Dann muss ich mir ja wohl auch ein Autogramm geben lassen.  Er deutete auf seine muskulöse Brust. „Hier am besten einmal direkt über dem Herzen." Boah, war der ekelig. Und dieser Blick. Angewidert wollte ich gerade den Stift ansetzen, als Mama mir ein Stück Papier reichte. „Hier, hält länger", zwinkerte sie dem Kerl zu. „Bekommen wir auch ein Autogramm?" Zwei Mädels im Alter von Stella und Luna waren schüchtern vor mir aufgetaucht und hielten mir jeder ein kleines Heft hin. Dort sah ich schon einige andere Unterschriften. „Wir haben immer unser Autogrammheft mit", erklärte mir die eine stolz. „Ja, man weiß ja in Berlin nie, wo man wen trifft", kicherte die andere glücklich, als ich unterschrieben hatte. Nach noch zwanzig weiteren Autogrammen hakte sich Mama bei mir unter. „So, jetzt gehen wir aber erst einmal etwas essen."  Ja, das war eine gute Idee. Das ganze Aufsehen hier war mir echt genug. „Essen klingt gut." Lisa hatte während der kleinen Autogrammstunde alles zusammen geräumt.
„Das ist echt schön hier." Lisa schaute sich eine halbe Stunde später begeistert um und zückte bereits wieder ihre Kamera. Ja, als Fotografin hatte man die wohl immer griffbereit. Diesmal blieb ich aber verschont. „Da hinten hat früher Jasis und mein Segelboot gestanden." Mama deutete mit ihrer Hand an das andere Ende des Segelclubs. Wir saßen auf einer Terrasse direkt am Wasser. „Also so wie das eben aussah, sollte wir gleich noch Autogrammkarten für dich in Druck geben." Lisa schmunzelte mich an „Kaum zu glauben, was du in so kurze Zeit erreicht hast. Ihr Mädels seid echt alle ganz schön erwachsen geworden." Das war doch eine prima Vorlage. Ich hatte langsam genug von der ganzen Aufmerksamkeit auf meine Person. „Wie geht es überhaupt Lucy?", wechselte ich schnell das Thema. Ich musste an meine Freundin denken, die zu Papas Geburtstag mit diesem niedlichen Kullerbauch vor mir gestanden hatte. Im Gegensatz zu Tessa damals, war ihr Bauch viel kleiner. Na ja, sie bekam ja auch nur ein Kind. Das Glück hatte nur so aus ihrem Gesicht gestrahlt. Genaugenommen hatte sie das viel beschworene Bild der glücklichen Schwangeren total erfüllt. „Eigentlich blendend. Gestern hat sie zwar über ein paar Rückenschmerzen gemault, aber das ist ja auch normal im siebenten Monat." „Oh ja", kam es sofort stöhnend von Mama und Steph zweistimmig. „Nessa hat bei mir damals zum Schluss ständig auf die Blase gedrückt. Das war vielleicht ein Scheiß." Mama fing an zu lachen. „Wieso Scheiß? Ich denke sie hat auf die Blase gedrückt und nicht den Darm." „Haha!", kam es grummelig von Steph zurück, die sich ein Schmunzeln aber auch nicht verkneifen konnte. „Sag mal, was war das vorhin eigentlich für ein Typ, der da bei euch vor der Tür stand?" Mama war manchmal echt die Königin der Gedankensprünge. „Das war Tom, der Keyboarder." Den hatte ich schon wieder ganz vergessen. Ehrlich gesagt, wusste ich immer noch nicht, warum er bei uns aufgetaucht war. Das würde ich aber bestimmt später von Will erfahren, denn von ihm musste er ja unsere Adresse haben. „Irgendwie war der total komisch. Der hat kaum einen Ton gesagt und mich die ganze Zeit gemustert." Mama verzog ihr Gesicht. Ja, okay bei den drei Frauen, die da neben mir gestanden hatten, war es kein Wunder, dass er kaum etwas gesagt hatte. Lisa, Steph und Mama konnten ganz schön einschüchternd wirken. „Apropos Band", mischte sich Lisa ein. „Willst du eigentlich auch ein Video herausbringen zu der ersten Singleauskoppelung?" Ich biss mir auf die Unterlippe. Soweit hatte ich noch überhaupt nicht gedacht. „Meint ihr, dass will überhaupt jemand sehen?" Ich war mir da nicht so sicher. Ehrlich gesagt wunderte es mich ja auch immer noch, dass die Lieder überhaupt jemand hören wollte. „Mit Sicherheit", kam es sofort dreistimmig. „Ich rufe mal Jasi an." Lisa griff nach ihrem Handy und begann zu wählen.....

Schuss und Treffer im Auswärtsspiel - Teil 9  ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt