Die letzten zehn Tage waren wie im Flug vergangen. Ja, es waren nur noch zehn und nicht mehr vierzehn Tage gewesen. Und ich hatte sämtliche Zeit genutzt, um mit Sina zu lernen. Und wenn sie mal keine Zeit gehabt hatte, dann hatte ich alleine meine Nase in die Bücher gesteckt. Die Prüfung stand in fünf Tagen an. Fünf Tage! Das hieß gleichzeitig, dass in drei Tagen D-Day war. Bei dem Gedanken an das Konzert in der Waldbühne begann mein Herz schon wieder zu rasen. Wenn ich nur daran dachte, was dort alles für Stars aufgetreten waren. Oma hatte mir erzählt, dass sie früher dort bei Whitney Houston und den Beach Boys war. Das waren absolute Weltstars. Und jetzt sollte ich, die kleine Maja aus Dortmund dort auftreten. Das ging doch nicht. Ich würde mich da garantiert blamieren. „Grübelst du schon wieder?" Tom schaute mich besorgt an. „Du rockst das. Wir haben doch viel trainiert." Er strich mir sanft über den Rücken. „Du meinst geprobt?" Er nickte und grinste schelmisch. „Oder so" Ja, wenn ich nicht gelernt hatte, dann hatten wir geprobt. Die Jungs waren da voll dabei. „Du musst keine Angst haben. Will ist vor der Bühne und ich bin doch auch mit auf die Bühne. Und ich war bei Wiebke Tee kaufen." Er zwinkerte mir verschwörerisch zu. Ich musste grinsen. Tom gab sich wirklich alle Mühe, seit er bei uns wohnte, es uns recht zu machen und sich einzubringen. „Jetzt muss ich hier aber erst einmal alles auf Vordermann bringen. Heute Abend kommen meine Eltern und Mari und da muss alles blitzen." Ich griff mir den Putzeimer, den ich gerade befüllt hatte und lief zum Wohnzimmerfenster. Tom folgte mir. „Wir haben doch erst am letzten Wochenende Großputz mit Will gemacht." Tom legte seine Hand auf meine, mit der ich gerade das Fenster entriegeln wollte. „Und wir haben auch Fenster geputzt." „Ja, aber schau doch mal, die sind schon wieder voll staubig. Was sollen Papa und Mama denn von mir denken?" Tom drehte mich zu sich. „Sie werden denken, dass es schön ist bei ihrer Tochter zu sein und überhaupt nicht auf die Fenster achten." Ich verzog mein Gesicht. Damit könnte er zwar recht haben, aber..... „Aber wenn es wichtig für dich ist, dann putze ich jetzt die Fenster. Du bist mir viel zu hummelig und nervös." Ich musste lachen. „Du meinst hibbelig." Tom nickte. „Genau. Du fällst mir nachher noch aus dem Fenster und dann bekomme ich Ärger mit meinem großen Bruder." Wieder grinste er schelmisch und nahm mir den Putzeimer ab. „Wieso sprichst du eigentlich so gut deutsch?" Das wollte ich ihn schon immer mal fragen. „Mein Uropa war beim Militär in Deutschland stationiert und hat meine Uroma da kennengelernt. Sie war Deutsche. Und deshalb hat meine Oma immer deutsch mit meiner Mama und mir gesprochen." Bei der Erwähnung seiner Familie nahm sein Gesicht wieder einen traurigen Ausdruck an. Verflucht! Warum musste ich ihn auch darauf ansprechen. „So, und du kümmerst dich jetzt um die Betten für Franzi, Marco und Mari und ich mich um die Fenster." Er schnappte sich den Lappen aus dem Eimer und begann zu wischen. „Und du kannst schon Einkaufszettel schreiben. Ich gehe dann, wenn ich fertig bin." Stimmt, ich musste ja auch noch einkaufen. Das hätte ich ja vollkommen vergessen. Ich schlug mir mit meiner Hand vor den Kopf. „Ich habe ja noch nicht einmal etwas zu essen vorgekocht." Manno, wie verpeilt war ich denn? Mein Handy gab einen Signalton von sich. Ich zog es schnell aus meiner Hosentasche und schaute auf das Display. Das war eine Nachricht von Papa und Mama. Sie waren gerade in Dortmund losgefahren. Mist, Mist, Mist! Dann hatte ich nur noch vier Stunden. Nee, wenn Papa fuhr nicht einmal mehr. Der bretterte doch genauso wie Phil durch die Gegend. „Sie sind schon unterwegs. Das schaffen wir doch niemals", rutschte es mir panisch heraus. Ich schaute mich um. Und hier sah es noch wie im Schweinestall aus. Da lag mindestens ein Millimeter Staub im Regal. Und ich hatte noch nicht Staub gesaugt. Bestimmt war der ganze Boden mit Krümeln übersät. „So, Fenster ist fertig. Ich sauge noch schnell und dann gehen wir zusammen einkaufen, dann musst du keinen Zettel schreiben." Tom legte seinen Arm beruhigend um meine Schulter. Ich nickte nur und machte mich daran die Betten schnell noch zu beziehen.....
„So, ich koche jetzt ein Irish Stew und du setzt dich einfach hin und schaust zu." Tom drückte mich auf einen Stuhl in der Küche, nachdem wir vom Einkauf zurück waren und die ganzen Einkäufe verräumt hatten. Ich sprang sofort wieder auf. „Ich muss aber noch Staub wischen. Das sieht doch alles ganz schlimm hier aus." Tom drückte mich wieder auf den Stuhl zurück. „Das ist Blödsinn und das weißt du auch. Hier ist alles blitzeblank. Du kommst jetzt zur Ruhe und freust dich einfach auf den Besuch." Ich nickte. Vielleicht hatte er ja recht. Papa und Mama waren ja nicht die absoluten Ordnungsfanatiker. Aber trotzdem. Noch bevor ich wieder aufspringen konnte, drückte mir Tom die Schulter und zwinkerte mir zu. „Alles ist super, glaube mir." Das Geräusch der Klingel durchschnitt die Küchengeräusche. Mein Blick ging zur Uhr. Das konnte doch nicht wahr sein, dass sie schon da waren. Hatte Papa den Turbo gezündet, oder was? Ich schaute schockiert zu Tom, der aber keine Miene verzog und weiter konzentriert in dem Topf vor ihm rührte. Wieder ertönte ungeduldig die Klingel mehrmals hintereinander. „Na los, oder willst du nicht aufmachen?" Ich stand noch wie erstarrt in der Küche. Wir hatten doch noch nicht einmal das Essen fertig. „Na los, hopp. Das Stew ist fertig. Worauf wartest du. Sie haben bestimmt Hunger." Erleichtert atmete ich auf und rannte zur Tür, um den Türöffner zu drücken. Ich hatte noch fünf Etagen Zeit, um mich bei Tom zu bedanken. Schnell rannte ich in die Küche und umarmte ihn. „Was geht denn hier ab?" Bei dem Klang der Stimme drehte ich mich erschrocken um. „Was machst du denn hier?"
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Schuss und Treffer im Auswärtsspiel - Teil 9 ✔️
Teen FictionMaja hat ihre große Liebe in Luca schon sehr früh getroffen. Jedenfalls glaubte sie das. Mittlerweile ist sie sich da nicht mehr ganz so sicher. In letzter Zeit kommt es immer öfter zum Streit und nicht selten ist das Studium der Auslöser. Hat sie w...