„Mensch Biene, ich habe mir schon Sorgen gemacht, als du auf einmal nicht mehr neben uns warst." Luca schaute mich vorwurfsvoll an. „Ja Biene, er hat sich schon Sorgen gemacht", äffte dieser abgeranzte Kerl Luca nach und grinste dämlich in meine Richtung. „Wird Zeit, dass du schwerbeschäftigte Menschen, die für ihr Geld arbeiten müssen, nicht mehr versuchst von ihrer Arbeit abzuhalten. Geh wieder in deine VIP Loge und lass dir den Bauch tätscheln." Man, was war das denn für ein Idiot? „Mensch DoubleU jetzt lass doch das Mädel in Frieden. Sie kann doch auch nichts dafür, dass du seit zwei Tagen zum Frauenhasser mutiert bist", mischte sich der andere Tontechniker ein. Na, das war ja wenigstens eine Erklärung, schließlich hatte ich ihn doch nur nach dem Programm fragen wollen, weil es mich wirklich interessierte. „Was hast du denn mit dem angestellt?" Luca schaute mich kopfschüttelnd an. „Der hatte ja richtig schlechte Laune." Wieso musste ich denn an dem seiner miesen Stimmung Schuld sein? Wahrscheinlich hatte Luca aber recht und ich hatte ihn genervt. War ja nicht das erste Mal, dass mir so etwas passierte. Ich drehte mich im Gehen noch einmal um und schaute in zwei zusammengekniffene Augen, die mich immer noch finster anstarrten. Da lief es mir ja eiskalt den Rücken hinunter. „Da seid ihr ja wieder. War das eben cool?" Lucy grinste mich total begeistert an. „Hast du gesehen, wie Luke auf der Gitarre abgegangen ist?" Nee, hatte ich nicht, weil ich ja nur von den Tontechnikern gebannt gewesen war. Aber ehrlich gesagt war das egal, denn dieser Luke interessierte mich nicht die Bohne und seine grässliche Musik noch viel weniger. „Perfekt, dann kann ich Sie ja jetzt in Ihre Loge bringen." Unsere Hostess führte uns einen Treppenaufgang hinauf in einen abgegrenzten Raum. Hier war eine Bar und ein Buffet aufgebaut. „Das ist alles zu Ihrer freien Verfügung. Wenn Sie noch Wünsche haben, wenden Sie sich bitte an Lynn." Sie deutete auf ein Mädel in meinem Alter, das hinter der Bar stand. „Sie steht ganz zu Ihrer persönlichen Betreuung bereit. Dann wünsche ich Ihnen heute noch einen schönen Abend und viel Vergnügen." Ehe wir uns noch bei ihr bedanken konnten, war sie schon verschwunden. „Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?" Lynn unser Mädchen für heute Abend, lächelte uns freundlich an. Ich bestellte mir einfach nur ein Wasser, während die Männer sich Cola bestellten. Lucy hatte sich sofort über das Buffet hergemacht. „Also die Currywurst ist echt lecker. Die musst du mal probieren", schmatzte sie mir entgegen. „Also ich finde die echte aus dem Pott leckerer, aber die ist auch genießbar", widersprach Andi seiner Frau grinsend. „Aber gegen die Weißwurst in München kommt sie nicht an." Das war ja wieder klar. Manchmal hatte ich das Gefühl Luca hasste Berlin richtiggehend. „Ja, da kommt nichts gegen an", stimmte ihm Lucy zu. „Besonders wenn sie vom Metzger Rieder ist. Aber das bunte Zeug hier ist auch ziemlich lecker." Sie hielt ein Glas mit Weisser in ihrer Hand. Da der Inhalt grün war, wusste ich es, dass es welche mit Waldmeistersirup war.Ja, das kannte ich, denn Mama und ihre Freundinnen tranken das auch manchmal. Genaugenommen immer dann, wenn Oma und Opa zu Besuch waren und einige Flaschen davon mitbrachten. Ob sie wohl wusste, dass das Bier war? Wahrscheinlich nicht. Obwohl auf der Wiesn hatte sie ja auch welches getrunken. Ich stellte mich an die Scheibe, die zu der großen Halle ging. So langsam strömten immer mehr Leute herein. Vor der Scheibe befanden sich unsere gepolsterten Sitze. Ich öffnete die Tür und sofort scholl mir ein lautes Stimmengewirr entgegen. Ich ließ meinen Blick über die Ränge gleiten. Wow, es waren schon fast alle Plätze belegt. Und auch im Innenraum herrschte ziemliches Gedränge. Unglaublich. Ein übles Feedback erfüllte die Halle. Ich schaute zu der Bühne, auf der ein Typ mit einer Gitarre um den Hals stand und den Mikroständer einstellte. „Hi Leute, ich bin Christoph und habe heute die große Ehre als Warmup vor Earthwing aufzutreten. Ich komme hier aus Berlin und der eine oder andere kennt mich vielleicht schon, wenn auch eher aus den angesagten Clubs hier. Kommt lasst uns den Jungs zeigen, was hier in Berlin abgeht. Also lasst uns loslegen." Er legte seine Hände auf den Bund und begann zu spielen. Das....das klang richtig gut. Auch seine Stimme war nicht zu verachten. Ich schloss die Tür hinter mir und ließ mich in einen der Polstersitze gleiten. Mein Blick glitt über die Menge, die scheinbar nicht einmal Notiz von dem Künstler auf der Bühne nahm, so wie sich alle weiter unterhielten und ihm sogar teilweise den Rücken zudrehten. Das konnte doch echt nicht wahr sein. Ich spürte ein gewisse Wut in mir aufsteigen. Wie konnte man nur so ignorant sein. Andererseits spürte ich auch Bewunderung in mir. Wie viel Selbstbewusstsein hatte dieser Kerl, sich davon nicht beeindrucken zu lassen und einfach sein Ding durchzuziehen? Ich bekam ja schon Schwitzehände, wenn ich vor ein paar Leuten eine Präsentation halten sollte. Nie in meinem Leben würde ich mich vor so eine Menge Leute stellen können. Wieder versuchte er die Leute durch ein paar lustige Sprüche mitzureißen und intonierte ein rockigeres Lied. Und diesmal schien er sogar Erfolg zu haben, denn es ertönte vermehrt Applaus. Das war echt beeindruckend. Ich ließ meinen Blick durch die Menge gleiten. Ja, die Leute hatten sich umgedreht und gingen jetzt mit. Ich schaute mich weiter um und blieb bei den Tontechnikern und ihrem Pult hängen. Dieser abgeranzte Frauenhasser war ein echtes Ekel, aber so wie es klang, beherrschte er wohl seinen Job. „Was machst du denn hier draußen?" Luca war in der Tür erschienen und steckte den Kopf heraus. „Willst du nicht noch etwas essen bevor es mit Earthwing los geht? Das ist doch bloß die blöde Vorband." Ich schüttelte meinen Kopf. Nee, ich wollte diesen Sänger hören. Und was hieß hier bloß Vorband? Der hatte es schon alleine für seinen Mut verdient. Ganz abgesehen davon, dass er viel mehr Stimme hatte als dieser Schreihals von Earthwing. Nee, da würde ich lieber nachher während des Hauptkonzerts etwas essen gehen. Mein Blick wanderte wieder zur Bühne und meine Hände begannen im Takt mitzuklatschen. Ja, die Musik hatte mich ergriffen. Vielleicht bekam ich ja noch heraus, wie der Sänger hieß. Der fand garantiert einen Platz in meiner Playlist.
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Schuss und Treffer im Auswärtsspiel - Teil 9 ✔️
Novela JuvenilMaja hat ihre große Liebe in Luca schon sehr früh getroffen. Jedenfalls glaubte sie das. Mittlerweile ist sie sich da nicht mehr ganz so sicher. In letzter Zeit kommt es immer öfter zum Streit und nicht selten ist das Studium der Auslöser. Hat sie w...