Kapitel 131

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Heute Morgen war ich von einer kleinen Schnuffelnase geweckt worden, die mir mein Gesicht abgeschleckt hatte. Ja, Susi durfte bei Will und mir im Bett schlafen, nachdem wir sie gestern noch gebadet hatten. Erstaunlicherweise hatte die Kleine heute Nacht gar nicht wie von Phil angekündigt raus gemusst. Ich hatte mir extra meinen Wecker gestellt, aber Susi hatte ganz fest auf ihrem Kissen geschlafen. Offensichtlich war die Kleine wohl ziemlich müde von der ganzen Aufregung. Heute würde es aber nicht weniger Aufregung für sie werden, denn wir saßen gerade im Auto meiner Eltern und fuhren zusammen mit Phil zu einem Tierarzt ganz in der Nähe...
„Mierda!" Die junge Tierärztin schaute uns erschrocken an „Ähm, Sorry." Sie bekam eine gesunde Gesichtsfarbe „Aber da ist gerade ein Notfall reingekommen. Ihr müsstet noch einmal im Wartezimmer Platz nehmen." Rein äußerlich war sie definitiv Spanierin, aber sie sprach einwandfreies Deutsch. Wir nickten nur und machten uns wieder zurück auf den Weg ins Wartezimmer, als die Praxistür aufflog und eine ältere Dame hereingestürmt kam. „Der Hund ist im Auto. So ein Irrer hat ihn angefahren und einfach liegen gelassen." Die junge Tierärztin schaute sich kurz suchend um. „Kannst du mir tragen helfen?", wandte sie sich an Will, der neben mir stand. „Ich mache das. Ich bin angehender Tierarzt." Phil setzte sich sofort in Bewegung. „Oh dios mio! Du kommst gerade richtig." „Das hört er bestimmt öfter", flüsterte ich Will kichernd zu, der auch zu schmunzeln begann. Keine Minute später tauchten die beiden mit einem Hund, den sie auf einer kleinen Trage transportierten, wieder auf und verschwanden im Behandlungszimmer. „Das könnte länger dauern." Phil steckte seinen Kopf durch die Tür. „Den Kerl hat es ganz schön erwischt. Wir müssen erst röntgen und dann operieren. Fahrt ihr doch so lange nach Hause. Ich rufe euch dann an." Wir nickten. Okay, so bequem war es hier im Wartezimmer wirklich nicht. „Komm, lass uns nach Eivissa reinfahren und das Nötigste für Susi besorgen." Will stand mit unserer Kleinen auf dem Arm auf und folgte mir zum Auto, während ich schon einmal nach einem Tierfachgeschäft googelte. „Also wir brauchen auf alle Fälle ein Geschirr und eine Leine, ein Körbchen und Näpfe", brainstormte ich schon einmal, als ich den Motor anließ. „Ja, und Kackebeutel zum Aufheben." Das war wieder mein praktischdenkendes Muffeltier. „Und ein Transportkorb für den Flug." Ich schaute erschrocken zu Will, der die Kleine auf seinem Schoß hatte und kraulte. „Meinst du, wir dürfen sie nicht mit in die Kabine nehmen?" Das ging doch nicht. Sie konnte doch nicht ganz allein in so einem ungemütlichen Käfig da unten im dunklen Flugzeugbauch hocken, während wir da bequem oben in der Kabine saßen und es uns gutgehen ließen. Alleine schon diese ungewohnten Geräusche würden ihr doch Angst machen. Will zuckte mit den Schultern. „Da fragst du den Falschen. Du weißt doch, dass ich das erste Mal geflogen bin." „Also eins sage ich dir, wenn wir sie nicht in der Kabine mitnehmen dürfen, dann nehmen wir uns einen Mietwagen, setzen mit der Fähre über und fahren mit dem Auto nach Berlin." Ich löste meine rechte Hand vom Lenkrad und kraulte kurz Susis Kopf. „Da brauchst du keine Angst haben." Das würde zwar tierisch teuer, aber egal. Wozu hatte ich denn das ganze Geld von Papa und Mama gespart. Für einen Notfall und das war definitiv einer. „Snugglebee, das ist aber eine ziemlich lange Strecke, die du da fahren müsstest. Du weißt doch, dass es noch etwas dauert bis ich meinen Führerschein habe." Will schaute mich schuldbewusst an. Ich winkte nur ab. „Phil ist doch auch noch da, dann können wir uns abwechseln. Und wenn nicht, schaffe ich das auch für unser kleines Mädchen, so lange du mich einfach bei Laune hältst." Sofort schlich sich ein süffisantes Grinsen in Wills Gesicht. „Dann müssen wir aber oft anhalten." Ich musste auch grinsen. „Darauf kannst du wetten. Schließlich hat uns gestern schon die kleine Maus einen Strich durch die Rechnung gemacht und es gab zum Ibiza Sunrise keinen Sex on the Beach." Ja, so langsam konnte ich verstehen, warum Tessa sich nach der Geburt der Windelpupse so manches Mal beschwert hatte. Mit einem Baby in der Familie musste man seinen Partner teilen und auf so manches verzichten, auch wenn es ein Hundebaby war, das sich einfach in die Mitte zwischen uns gekuschelt hatte. Will beugte sich zu mir herüber und drückte mir einen Kuss auf die Wange. „Das holen wir heute Abend ohne Beach nach, Snugglebee." Sein Atem streifte dabei meinen Hals und ich bekam eine leichte Gänsehaut der Vorfreude. Ein lautes Hupen ertönte hinter uns. Ups, die Ampel war ja schon grün. Ich hob entschuldigend meinen Arm und schaute in den Rückspiegel. Schlagartig wurde mir wieder komisch im Magen. Das war doch definitiv Tom in dem Auto hinter uns. Vor Schreck würgte ich den Wagen ab. Will schaute mich erstaunt an, als ich ihn schnell wieder startete und beim nächsten Anfahrversuch abwürgte. „Alles okay, Snugglebee?" Ich nickte schnell und schaffte es endlich im dritten Versuch loszufahren. Ein anderes Fahrzeug schoss hupend an uns vorbei und zeigte uns den eindeutigen Gruß der Kraftfahrer. „So ein Penner", knurrte Will sauer, während mein Blick wieder in den Rückspiegel ging. Da war eine Frau am Steuer. Das konnte doch gar nicht sein. Ich hatte da doch eindeutig Tom gesehen. Oder drehte ich jetzt schon langsam durch? Gestern der Hund und heute sehe ich schon Gespenster beim Autofahren. Nee, so ging das nicht weiter. Ich fing ja schon langsam an, an meinem Geisteszustand zu zweifeln. „Schau mal, da drüben ist die Tierhandlung." Will deutete mit seiner Hand auf die gegenüberliegende Straßenseite. Schnell hielt ich Ausschau nach einem Parkplatz und parkte ein. „Na dann lass für unsere Susi shoppen gehen." Wir stiegen beide aus dem Auto aus und unsere kleine Prinzessin wurde natürlich von dem neuen Hundepapa getragen. Das schien ihr nicht wirklich zu missfallen, so wie sie sich an ihn schmiegte. Da kam ganz schöne Konkurrenz auf mich zu. Wir liefen zum Zebrastreifen, um die Straße zu überqueren. Beim Blickkontakt mit dem Fahrer, der dort hielt, durchfuhr es mich eiskalt. Das war doch diesmal wirklich Tom, oder? Auf der anderen Straßenseite angekommen drehte ich mich noch einmal um und schaute zu dem anfahrenden Fahrzeug. Das war eine Frau mit langen roten Haaren. Hilfe! So langsam zweifelte ich echt an meinem Verstand. Was war nur los mit mir?

🎅🏻🎄🌲🎅🏻Ich wünsche allen ein schönes Weihnachtsfest🎅🏻🌲🎄🎅🏻

Schuss und Treffer im Auswärtsspiel - Teil 9  ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt