„Oh, my God!" Tom fuhr sich mit seinen Händen durch das Gesicht. „Der wird dir jetzt auch nicht helfen!", knurrte Tessa in seine Richtung. Manchmal war sie echt wie ein Bluthund. „Ich wollte dir doch niemals Angst machen. Das musst du mir glauben." Er griff nach meinen Händen und so bestürzt wie er schaute, glaubte ich ihm das sofort. „Pfoten weg da!", knurrte Tessa ihn schon wieder angriffslustig an. Und scheinbar mir Erfolg, denn Tom zog seine Hände schnell wieder zurück. „Aber warum hast du mich dann die ganze Zeit verfolgt?" Tom griff nach seinem Cap und knetete daran herum. „Weil ich dich beschützen wollte." Sein Blick war so aufrichtig, dass ich ihm auch das sofort glaubte. Klar, er war ja immer zur Stelle. Selbst meine Einkäufe hatte er mir nach Hause getragen. Aber wie kam er darauf, mich beschützen zu müssen. „Und vor was bitte wolltest du meine Schwester beschützen, vielleicht vor Inselaffen! Was meinst du, wer du bist, dass du sie beschützen musst, du elender Stalker!" Tom zuckte bei Tessas Ansprache zusammen. „Tessa!" Ich schaute sie warnend an. Sie war etwas laut geworden, aber da das in Spanien eher zum normalen Umgangston gehörte und uns hier keiner Verstand, erregten wir auch kein Aufsehen. Scheinbar hielten die Leute es hier für eine ganz normale Unterhaltung. „Na ist doch wahr", brummte sie unzufrieden, lehnte sich aber erst einmal in ihrem Stuhl zurück. „Ich bin ihr Bruder, da muss ich doch auf sie aufpassen." Tom warf mir einen liebevollen Blick zu. „Bruder!!!", prustete Tessa aufgebracht los. „Aus welcher Anstalt bist du denn entflohen?" „Anstalt?" Er schaute Tessa verwirrt an. „Ich war auf einem Internat und dann am College. Aber was hat das damit zutun?" „Der ist doch nicht ganz echt!" Tessa schüttelte schnaubend ihren Kopf. „Wie kommst du darauf, dass ich deine Schwester bin?" Toms Blick wanderte wieder zu mir. „Weil meine Mutter mir das gesagt hat und mir deine Adresse gegeben hat." „Na dann sage deiner Mutter mal, dass sie da auf dem falschen Dampfer ist. Unser Vater hatte zwar viele Auswärtsspiele, aber nicht solche." Tessa verzog ihr Gesicht kopfschüttelnd. Da musste ich ihr recht geben. Ich konnte mir bei Papa viel Blödsinn vorstellen, aber niemals, dass er meine Mama betrügen würde. Dafür liebte Papa sie und unsere Familie viel zu sehr, als das er das alles dafür auf's Spiel setzen würde. Aber was war vor Mamas Zeit? Vielleicht......also die rötlichen Haare würden ja passen. „Wie alt bist du eigentlich?" Ehrlich gesagt wusste ich das gar nicht. Tessa schaute mich nur verständnislos an. Scheinbar verstand sie nicht, was ich mit dieser Frage bezweckte. „Ich werde in drei Wochen zwanzig." Okay, dann war es definitiv ausgeschlossen. „Dann bist du ja jünger als wir beide." Tom nickte wissend. „Ja, du bist geboren, bevor unser Dad wieder nach England gegangen ist." Sein Blick wanderte zu Tessa. „Von ihr hat meine Mutter aber nichts gesagt. Vielleicht hat sie einen anderen Vater." Tessa schlug sich mit ihrer Hand vor die Stirn. „Sag mal, wie dämlich bist du eigentlich? Seit wann haben Zwillinge unterschiedliche Väter. Außerdem war unser Vater nie in England außer zu Fußballspielen." „Ihr seid Twins?" Toms Blick wanderte fassungslos zwischen Tessa und mir hin und her. „Boah Alter, dat sieht man doch wohl." Tessa schlug sich mit der Hand schon vor die Stirn. Wenn das so weiter ging, befürchtete ich echt Schäden bei ihr.Tom schüttelte nur mit dem Kopf und starrte auf den Tisch vor sich. „Das kann doch aber nicht sein. Meine Mutter hat sich das doch nicht ausgedacht. Sie hat mir gesagt, dass ich noch einen Bruder oder eine Schwester habe, die in Berlin wohnt." Er kramte seine Brieftasche aus der Hosentasche und zog einen Zettel heraus. „Den hat sie mir gegeben und gesagt, dass mein Geschwister wie eine Figur aus dieser Bienenzeichentrickserie heißt." „Du meinst Biene Maja", warf Lucy ein. Tom nickte. „Ja, Maja." Sein Blick wanderte wieder zu mir. „Du musst also meine Schwester sein. „Mensch Alter, du spinnst doch wohl total. Unser Vater ist Marco Reus und der hat garantiert nicht irgendeine Engländerin geflankt. Begreifst du das nicht!" „Marco Reus?! Ich dachte deine Mutter hat neu geheiratet und heißt deshalb nicht mehr Wolter. Unser Vater heißt doch William." „Der hat doch echt nicht alle Latten am Zaun", regte sich Tessa schon wieder auf. Mir dämmerte aber bei dem Namen Wolter etwas und ich griff nach dem Zettel, den Tom immer noch in der Hand hielt. Dort stand Wills und meine Adresse in Berlin und dazu der Name Wolter.„Das ist Wills Adresse." Tom schüttelte den Kopf. „Nein, deine. Und du heißt wie die Biene. Also bist du meine Schwester", beharrte er. „Das wird mir hier langsam echt zu blöd. Wenn der nicht langsam mit dem Schwestern-Blödsinn aufhört, rufe ich die Klapse an", brummte Tessa genervt. „Will heißt Wolter mit Nachnamen. Ich heiße Reus", setzte ich zu einer Erklärung an. Tessa riss ihren Kopf hoch. „Du meinst er ist der Bruder von dem Drohn?" Manchmal konnte meine Schwester Sachen schnell durchschauen. „Was für ein Drohn?" Tom schaute sie verwirrt an. „Na Willi unsere Lieblingsbiene Wolter", grinste meine andere Hälfte plötzlich. „Will heißt eigentlich richtig Willi nach der männlichen Biene aus Biene Maja.", übernahm ich die Erklärung. „Will heißt Willi Wolter?" Tom schaute mich ungläubig an. Ich nickte. „Ja, und die Wohnung in der wir wohnen, gehört ihm und seiner Mutter. Tanja wohnt jetzt aber in Dortmund. Und sein Vater ist Engländer. Er hat die Familie gleich nach Wills Geburt im Stich gelassen. Genauso wie Chris Mutter." In mir kam ein schlechtes Gewissen hoch, weil ich hier einfach über Wills Familiengeschichte mit einem eigentlich Fremden sprach. Aber.... Nichts aber. Das gehörte sich eigentlich nicht. „Wer ist Chris?" Tom schaute mich irritiert an. „Chris ist Wills Halbbruder", platzte es schon wieder aus mir heraus. Als Geheimnisträger war ich wohl nicht wirklich geeignet. „Dann...." Tom fuhr sich mit seiner Hand durch das Gesicht. „Dann wäre es möglich, dass.....dass ich zwei Brüder habe, wenn du absolut nicht meine Schwester sein kannst." Sein Gesichtsausdruck war alles andere als erfreut. Im Gegensatz zu dem meiner Schwester. „Na endlich hat er es gepickt. Ruf deine Mom an, dann wird sie dir das bestimmt bestätigen." Warum sah Tom denn auf einmal so blass aus und Tränen standen in seinen Augen?
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Schuss und Treffer im Auswärtsspiel - Teil 9 ✔️
Teen FictionMaja hat ihre große Liebe in Luca schon sehr früh getroffen. Jedenfalls glaubte sie das. Mittlerweile ist sie sich da nicht mehr ganz so sicher. In letzter Zeit kommt es immer öfter zum Streit und nicht selten ist das Studium der Auslöser. Hat sie w...