Kapitel 87

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Das laute Klappern von Geschirr weckte mich. Ich streckte mich und rieb mir den Schlaf aus den Augen. Gestern Abend hatten die Drillinge unbedingt noch eine Runde Uno mit mir spielen müssen. Daraus waren dann keine Ahnung wie viele geworden. Jedenfalls war ich erst kurz nach Mitternacht ins Bett gekommen. „Aufstehen!" Mariska war ins Zimmer gekommen und zog mir grinsend die Decke weg. „Du kleines Monster, gib mir sofort die Decke wieder", grinste ich und versuchte danach zu greifen und gleichzeitig die Kleine zu schnappen. Deckenklau! Das rief doch eindeutig nach Kitzelstrafe. „Papa! Papa!", quietschte Mariska laut los, als sich meine Finger auf ihrem kleinen Körper in Bewegung gesetzt hatten. „Braucht hier jemand Hilfe?" Papa kam gutgelaunt um die Ecke marschiert. Ich nickte schnell. „Ja, ich brauche dringend Hilfe gegen kleine deckenklauende Mimos." „Na, da muss ich dir wohl helfen. Minimonster sind echt gefährlich." „Falsch Papa. Du musst mir helfen. Ich habe zu erst gefragt", schüttelte sie empört den Kopf. „Mmm" Papa kratzte sich am Kinn „Was mache ich denn da, wenn zwei meiner Lieblingsfrauen Hilfe brauchen. Ich hab's." Er tippte sich an die Stirn. „Ich sage euch einfach, dass in der Küche Pancakes warten." Mari sprang sofort aus dem Bett auf und sprintete los. Ich nahm den leckeren Duft wahr, der meine Nase eroberte und mein Magen begann zu knurren. Papa zwinkerte mir grinsend zu. „Wird wohl Zeit für's Aufstehen. Der Frühstücksbesuch muss auch gleich da sein." Welcher Frühstücksbesuch? Ich überlegte kurz. Das konnte ja nur bedeuten, dass Max, LR und Oma und Opa kamen. Schnell hüpfte ich aus dem Bett. Es war sicher nicht von Nachteil, wenn ich wenigstens etwas zivilisiert aussah, sonst gab es mit Leokardia nur wieder Zoff und das wollte ich eigentlich nicht. Ich hatte mir doch vorgenommen, ihr als Freundin zur Seite zu stehen. Gerade als ich die Badtür hinter mir schloss, hörte ich noch leise die Klingel. Na prima, dann hatte ich es ja gerade noch geschafft. Im Turbotempo schrubbelte ich meine Zähne und bearbeitet meine Haare. Mein Blick fiel zu dem Kajal und Mascara. Vielleicht sollte ich mich ja auch noch schnell schminken. Das machte ich ja sonst nur noch für den Club. Ich schaute in den Spiegel. Nee, ich gefiel mir auch so. Und das war es, was zählte. Ich sah überhaupt nicht mehr ein, mir mein Gesicht und meine Augen zuzuspachteln. Nee, das kostete nur unnötig viel Zeit und vor allem auch Geld, das ich woanders viel besser anlegen konnte, zum Beispiel in meinem Lebensunterhalt. Früher hatte ich mir wirklich nie Gedanken darüber gemacht, wie viel ich dafür ausgegeben hatte. Warum auch, Papa und Mama bezahlten ja. Aber seit ich selbst für mich aufkam, überlegte ich schon, ob etwas überhaupt nötig war und wenn ja, ob es dafür nicht auch eine billigere Variante gab. Aber das war etwas, das Leokardia garantiert nicht verstehen würde. Dafür war sie von kleinauf viel zu verwöhnt. Ich spürte schon wieder Frust in mir aufkommen. Den musste ich ganz schnell unterdrücken, sonst würde das nichts mit einem freundschaftlichen Gespräch mit meiner Schwägerin. Ich lächelte mir selbst noch einmal kurz über den Spiegel zu, ehe ich das Bad wieder verließ und in die Küche marschierte. Mm, hier duftete es auch nach Schokopudding. „Was.....was machst du denn hier?" Ich schaute überrascht zum Herd, wo Will neben Papa stand und in einem Topf rührte. „Was für eine Frage, Maja!" Papa schüttelte seinen Kopf. „Ich habe deinen Freund heute morgen angerufen und eingeladen." Heute früh? Ich schaute auf die Uhr. Es war gerade einmal 8.30 Uhr. Und Will musste ja auch erst einmal von Kreuzberg aus hierher geradelt sein. Hatte Papa ihn um 5 geweckt, oder was? „Und jetzt zeige ich ihm, wie er deinen Lieblingspudding kochen muss." Er klopfte Will kumpelhaft auf die Schulter. „Er ist echt talentiert als Koch." Mein Freund begann zu grinsen und ich fragte mich, ob das gerade wirklich passierte oder ich doch noch im Bet lag und träumte. Ein kurzes Zwicken in meinen Arm sagte mir, dass ich wach war. „Woher hattest du überhaupt die Telefonnummer?" „Von mir." Phil kam mit verstrubbelten Haaren und gähnend in die Küche marschiert. „Er hat mich irgendwann in der Nacht wach gerüttelt." Mein Bruder ließ sich auf einen Stuhl plumpsen und legte seinen Kopf auf die Arme gestützt auf dem Tisch ab. „Das war nicht nachts, sondern heute Morgen, um 6 Uhr." „Du solltest echt mal deine senile Bettflucht behandeln lassen, alter Mann.", stöhnte Phil und entschuldigte sich in Wills Richtung „Sorry, Bro." Der grinste aber nur und rührte in dem Topf vor sich. „Will ist jedenfalls nicht so eine Schlaftablette wie du, Großmaul." Hatte Papa meinen Freund gerade gelobt? „Er hat sich nach dem Anruf sofort auf den Weg hierher gemacht." Das war doch schon wieder so ein fieser Test von ihm. Ich spürte, wie Wut in mir aufstieg. Ich dachte unser Gespräch gestern hätte etwas gebracht, aber scheinbar..... „Komm ich rühre weiter. Du weißt ja jetzt, was die Geheimzutat ist." Papa zwinkerte Will verschwörerisch zu und nahm ihm den Kochlöffel ab. „Geh lieber deinen Schatz begrüßen." Er schob Will in meine Richtung. Ups, das hätte er gestern früh noch nicht gemacht. Will schaute mich unsicher an, zog mich dann aber in seine Arme und küsste mich. Man, tat das gut, hier einfach so, ohne Angst vor Papas Reaktion zu haben. „Man, nehmt euch ein Zimmer", stöhnte Phil vom Tisch aus. Will und ich fuhren auseinander. „Man, hier duftet es ja lecker." Mama kam zusammen mit Tessa in die Küche. „Boah, hab ich einen Kohldampf." Meine Schwester ließ sich auf dem Stuhl neben Phil nieder. „So, dann lasst uns frühstücken, Familie!" Papa stellte die Schüssel mit dem Pudding auf den Tisch und setzte sich auch. Alle griffen sich Pancakes. „Ich habe mir gedacht, wir machen heute einen schönen Familienausflug, wenn wir fertig sind", warf Papa in die Runde. „Das ist eine Superidee, Schnutzelchen." Mama strahlte ihn begeistert an. „Wollen wir in den Zoo? Das Wetter ist heute doch richtig traumhaft." „Au ja, Zoo!" Mariska riss ihre kleinen Ärmchen begeistert in die Luft. „Na dann lasst uns in den Zoo und hinterher können wir beiden Männer ja vielleicht noch eine Radtour machen und du zeigst mir mal ein bisschen etwas von Berlin", wandte Papa sich an Will, der sofort nickte. „Du hast doch bestimmt noch dein altes Rad unten im Keller, Großmaul?" Von Phil kam nur ein Brummen, das man als Zustimmung interpretieren konnte. „Na dann, esst schneller, die Elefanten warten schon." „Papa, Will wollte uns aber mal das Studio zeigen, wo er arbeitet", kam es unzufrieden von Stella. „Ja, das hat er uns zum Geburtstag versprochen", maulte auch Luna. „Das können wir ja morgen machen. Da sind wir doch auch noch da. Also, wenn das für dich okay ist, Will. Mich würde so ein Tonstudio ja auch mal mächtig interessieren. Ich will doch sehen, wo du und Maja die großen Erfolge produziert." Das war ja klar, dass Papa da ein Auge auf das Studio und vielleicht auch ganz zufällig auf den Chef des Labels werfen wollte. „Das ist kein Problem. Ihr könnt gerne alle kommen." Will schien es wirklich nichts auszumachen. „Perfekt, dann beeilen wir uns jetzt aber in den Zoo zu kommen, bevor es am Pandagehege zu voll wird." „Pandagehege?" Luna und Stella schoben sich rasch ihren letzten Happen in den Mund und sprangen auf. Die beiden liebten Pandas. „Worauf wartet ihr denn noch?", kam es von den beiden wie aus einem Mund. Das war dann wohl das Startzeichen, denn plötzlich kam Bewegung in die ganze Frühstücksrunde. Schade, dass das Frühstück schon beendet war. Aber irgendwie war es schön, dass Will hier mit am Frühstückstisch gesessen hatte und Papa sich so um ihn bemühte. Dann hatte mein Gespräch gestern doch gefruchtet.

Schuss und Treffer im Auswärtsspiel - Teil 9  ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt