Kapitel 68

320 56 18
                                    


„Ja hallo Majalein" Oma umarmte mich zur Begrüßung. „Wen hast du denn da mitgebracht?" Ihr Blick ging hinter mich. Ich drehte mich um. „Das ist Will. Wir waren gleich hier um die Ecke im Tonstudio und da dachte ich mir, ich bringe ihn mit." Oma fing an zu grinsen „Da hast du vollkommen richtig gedacht. Phil hat nämlich abgesagt. Er kann wohl nicht aus der Klinik weg. Irgendsoein Notfall seit gestern Abend. Da bleibt ja sonst viel zu viel übrig und Opa und ich müssten noch die ganze nächste Woche Reste essen." Sie schob mich etwas zur Seite und wandte sich Will zu. „Hallo Will, ich bin Ramona" Sie reichte ihm die Hand. „So, und jetzt kommt rein. Opa läuft mir schon Streifen in den Teppich, weil er endlich den Grill starten will." Wir folgten Oma ins Wohnzimmer, wo Opa wirklich hin und her lief. „Micha, schau mal unsere Maja ist da und sie hat uns noch Verstärkung zum Essen vernichten mitgebracht." Opa kam auch auf uns zu und zog mich in eine Umarmung, ehe er Will freundschaftlich auf die Schulter klopfte. „Na Monchen, dann fahr mal deinen Käsekuchen auf." Das war wohl Omas Stichwort, denn sie machte sich sofort auf den Weg in die Küche, während Opa uns zu dem schon gedeckten Esstisch führte. „Bist du auch so ein Teetrinker oder magst du lieber einen Kaffee?", wandte er sich an Will und goss mir Tee in meine Tasse. Ja, Oma und Opa hatten sich damit abgefunden, dass es bei mir immer Tee sein musste. „Ähm, Kaffee wäre mir lieber." Will wirkte leicht unsicher. So hatte ich ihn noch nie erlebt. „Na wenigstens einer von euch ist vernünftig", grinste Opa breit. Ja, Tee war für ihn abartig. Eine halbe Stunde und zwei Stücken Kuchen später sprang Opa auf. „So, jetzt wird es aber Zeit, dass ich den Grill anheize." Will sprang auch gleich auf „Kann ich helfen?" Opa schaute ihn irritiert an und Oma lachte. „Da lässt Micha niemanden ran. Der Grill ist sein Heiligtum." Opa räusperte sich „Bei Werkzeug und Grill ist das wie mit der eigenen Frau. Da lässt man keinen anderen ran." Er gab Will ein Handzeichen. „Aber du kannst gerne zuschauen und von mir lernen." Ich musste schmunzeln als Will ihm wie ein kleines Hündchen folgte. „Da hast du dir aber einen netten Kerl ausgesucht und gut aussehen, tut er auch. Diese blonden Haare und blauen Augen. Da hätte ich mich in deinem Alter auch drin verliebt. Opa hatte auch so längere blonde Haare wie dein Will." Oma geriet richtig ins schwärmen. „Will ist nur ein guter Freund. Wir arbeiten zusammen." Wieso lachte Oma denn jetzt? „Das habe ich bei deinem Opa auch behauptet.....und dann...." Sie winkte ab. „Ist ja auch egal. Du wirst schon wissen, was du willst. Aber er ist wirklich ein ganz netter Kerl." Da konnte ich ihr wirklich nicht widersprechen.....na ja außer das Muffeltier kam wieder zum Vorschein. „Komm, ich helfe dir beim Abräumen." Ich griff mir die Kuchenteller und brachte sie in die Küche. „Majalein, bring doch bitte schon einmal die Würstchen und das Fleisch zu Opa." Oma hatte eine Schüssel aus dem Kühlschrank genommen und mir gereicht. Ich machte mich sofort auf den Weg. „Also ich finde ja auch, dass der neue Abwehrspieler völlig überschätzt wird." Oha, Opa war gerade dabei von seiner Hertha zu philosophieren. Ehrlich gesagt konnte ich mir nicht vorstellen, dass Will das interessierte. Vielleicht sollte ich ihn retten, denn wenn Opa einmal damit anfing, dann konnte er überhaupt nicht mehr aufhören. „Das stimmt, ich fand den Meier eigentlich auch besser. Außerdem haben sie ja auch noch den Schulz aus der Jugend." Ich traute meinen Ohren nicht. Will redete auch über Fußball. „Gehst du denn auch immer ins Stadion?" Will schüttelte den Kopf und wirkte fast etwas traurig. „Nein, nicht mehr seit mein Opa gestorben ist." Mist, kein Wunder, dass er so traurig schaute. „Ach da kommt ja unser Fleisch. Majalein, du musst unbedingt mit deinem jungen Mann mal ins Stadion zu unserer Hertha gehen. Oma und ich können ja mal fragen, ob wir die Dauerkarte von Thomas und Didi haben können. Die fahren in ein paar Wochen in Urlaub. Und dann können wir zu viert gehen."Ich reichte Opa die Schüssel. „Klar können wir das machen." Will schaute mich skeptisch an. „Du willst zum Fußball gehen?" Opa fing an zu lachen. „Bei der Familie bleibt ihr doch nichts anderes übrig. Außerdem hat sie doch selbst bis vor kurzem gespielt." Will riss überrascht seine Augen auf. „Du hast Fußball gespielt? Wo denn?" „Na beim BVB. Wo denn sonst", rutschte es mir heraus. „Und seit wann?" „Na seit sie überhaupt laufen kann", grinste Opa stolz. „Genau wie Tessa." „Echt!" Will schaute total ungläubig. Ich nickte. „Tessa hat sogar schon in der Nationalmannschaft gespielt und wenn sie im Sommer mit ihrer Ausbildung fertig ist, wird sie Profi. Genau wie ihr Mann." Irgendwie hatte ich das Gefühl als hätte sich Will bei dem Wort Mann etwas versteift. „Aber sie ist doch auch noch nicht älter als du. Und schon verheiratet?" „Ja, das mit dem Alter ist wohl so bei Zwillingen", brummte Opa und legte das erste Fleisch auf den Grill. „Also schau mal, du musst immer darauf achten....." Wills Aufmerksamkeit war komplett bei Opa gelandet und mir wurde auch langsam kalt. Ich ging wieder zurück ins Haus.....
„Und du kommst nächstes Mal auch wieder mit zum Essen." Oma umarmte Will zum Abschied. „Und nächste Woche sehen wir uns dann alle in Dortmund. Hast du eine Idee, was ich für die Drillinge kaufen kann?" Oma schaute mich fragend an. Ich zuckte mit den Schultern. „Na ja Stella und Luna immer was für's Segeln und bei Benni muss es nur schwarzgelb sein." Oma nickte. „Also bis nächste Woche, ihr zwei." Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, schaute mich Will fragend an „Welche Drillinge?" Ups, ich hatte ihm ja noch gar nichts von dem mehrfach Geburtstag erzählt. Er dachte wahrscheinlich nur Tessa und ich waren die Geburtstagskinder. „Na ja, ich habe noch außer Tessa Geschwister. Und nach uns sind noch Drillinge geboren. Am gleichen Tag wie Tessa und ich." „Wow, dann habt ihr zu fünft da Geburtstag?" Ich schüttelte den Kopf. „Nein, meine beste Freundin und mittlerweile Schwägerin ist auch am gleichen Tag wie Tessa und ich geboren." Will nickte und schaute mich verwirrt an. „Dann ist Phil auch schon verheiratet? Der ist doch aber einer von den Club Casanovas." Ich schüttelte den Kopf. „Nicht Phil, sondern sein Zwilling Max." Will schaute als löse er gerade eine schwierige Aufgabe. „Dann seit ihr sieben Kinder?" Wieder schüttelte ich den Kopf. „Nein, wir sind acht. Mariska unser Nesthäkchen ist aber die einzige, die kein Mehrling ist. Und dann sind da noch die beiden kleinen Windelpupse von Tessa." „Also Tessa, Phil und Max.", zählte er auf. „Stella, Luna, Benni, Mari und Alli und Chrissi. Ach ja, und Leokardia und Leo. Das sind mein Schwager und meine Schwägerin", ergänzte ich die Aufzählung.  Will schüttelte seinen Kopf und fuhr sich mit der Hand durch seinen Nacken „ Wie soll ich mir die ganzen Namen denn merken? Und ich brauche ja auch noch irgendwie Geschenke. Ich kann da ja nicht so auftauchen." Mist, da hatte ich ja gar nicht dran gedacht. Er hatte ja nicht gerade Geld im Überfluss. „Nö, musst du nicht. Du bist ja nur mein Gast." Obwohl eigentlich stimmte das gar nicht, denn Tessa hatte ihn ja eingeladen. „Nee, das kann ich nicht bringen." Er schüttelte entschieden den Kopf. „Dann kauf halt für jeden eine Tafel Schokolade." Ihm entfuhr ein Schnauben. „Genau eine Tafel Schokolade für die Kids einer Bonzenfamilie. Die lachen mich doch aus." Ich schüttelte den Kopf. „Nee, meine Eltern haben uns immer sehr sparsam erzogen, was die Geschenke angeht." Außer vielleicht zum 18. Geburtstag, fügte ich im Geiste hinzu, als wir alle ein Auto bekommen hatten. „Aber mal ehrlich, von Verhütung hält man in deiner Familie wohl nichts." Will grinste mich frech an. „Nee, da siehst du es mal, dafür waren meine Eltern immer zu sparsam", platzte es lachend aus mir heraus. Also mit dem Spruch würde Will bei Papa jedenfalls keine Pluspunkte machen. Das könnte echt tricky mit den beiden werden, wenn sie aufeinander trafen. Andererseits......ach, das würde schon werden. Was machte ich mir da überhaupt einen Kopf.

Schuss und Treffer im Auswärtsspiel - Teil 9  ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt