Kapitel 97

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Ich schaute zu dem Friseurstuhl neben mir, auf dem Tessa thronte und gerade von Pia über die neuesten Entwicklungen in ihrem Privatleben aufgeklärt wurde. Meine Schwester zwinkerte mir über den Spiegel zu. Ich konnte ihr ansehen, dass sie sowieso ihre Ohren auf Durchzug gestellt hatte. Ich schaute in den Spiegel. Auf meinem Kopf tummelten sich jede Menge Aluffolien. Ja, heute war es mal wieder an der Zeit ein bisschen Farbe in mein Leben zubringen. Und es war auch an der Zeit den Haaren wieder eine schöne Form zu geben. „Mit den Dingern auf dem Kopf kann man ja nach Hause telefonieren", gackerte Tessa, die Pias Redeschwall überstanden hatte und jetzt ebenfalls diverse Alufolien auf ihrem Kopf beherbergte. „Dat war echt 'ne gute Idee mit dem Friseur. Ich bin schon volle Möhre gespannt, wie die schwarzgelben Strähnen werden." Ja, meine Schwester hatte sich da auf andere Farben festgelegt als ich, aber die Frisur würde die gleiche werden. Ich musste schmunzeln. Das war dann fast wie früher, nur halt bunter. Was Papa und Mama wohl dazu sagen würden? Und Leo und Will? Ich war schon mächtig gespannt. Und noch gespannter war ich wie Will wohl ein Teil meiner Geburtstagsgeschenke gefallen würde. Ja, die Idee war mir ganz spontan gekommen und auch Tessa war sofort dabei mir mit der Umsetzung zu helfen. Wobei die ja erst nach dem Friseurbesuch anstand. Wenn ich ehrlich war, ging mir da schon ein bisschen die Flatter. Aber mit Tessa an meiner Seite würde ich es packen. Ich schaute auf die Handtasche vor mir. Darin schlummerte schon eine Kette mit einem kleinen silbernen Bienenanhänger. Und wenn wir nachher alles andere erledigt hatten, würde ich noch einen Geburtstagskuchen für Will backen. Ein Glück war er der einzige, der keine Ausrede hatte und mit Papa einen Ausflug mit Radtour ins Sauerland machen musste. Also nicht, dass ich den Tag nicht eigentlich gerne mit ihm verbracht hätte, aber ich brauchte die Zeit dringend, um seine Geschenke zu besorgen und vorzubereiten. Hoffentlich klappte es auch so, wie ich es mir vorstellte und die Zeit reichte. Selbst schuld, hörte ich diese zynische Stimme in meinem Kopf. Ja, das war wohl so, dass man etwas in Streß geriet, wenn man es halt verpasste, den Freund nach seinem Geburtstag zu fragen und dann nur zwei Tage Zeit hatte, um alles zu erledigen.
„Boah, dat sieht echt megageil aus." Tessa schüttelte begeistert ihren Kopf mit ihren fransigen kurze Haaren und betrachtete sich dabei im Schaufenster an dem wir gerade vorbeiliefen. Ich blickte auch in das Schaufenster und schüttelte meinen Kopf ebenfalls. Ja, Pia hatte wieder richtig gute Arbeit geleistet. „So, bist du bereit?" Meine Schwester schaute mich an. Ich schluckte. War ich bereit? Irgendwie ja und irgendwie auch nicht. Klar wollte ich das machen, aber ..... aber irgendwie hatte ich ziemlichen Schiss. Mein Herz begann zu rasen. „Du hast die Hosen voll", gackerte sie auf einmal los. Ja, so konnte man das auch sagen. Und auch ohne diese Erheiterung. „Man, das tut bestimmt weh", gab ich kleinlaut von mir. Das hatte ich bei meinem wunderbaren Plan überhaupt nicht berücksichtigt. Also nicht, dass ich wehleidig war, aber ich war auch nicht der geborene Hero. „Da kannste deinen Arsch drauf verwetten, dass das nicht ohne Schmerzen abgeht." Toll, das war ja echt aufbauend. „Aber deshalb bin ich ja auch mit, um dein Patschepfötchen zu halten. Also können wir?" Ich nickte schnell, ehe ich es mir doch noch einmal anders überlegte. Tessa stieß schwungvoll die Ladentür auf. „Hallo Oscar, alles klar?", begrüßte sie den älteren Herren mit Vollbart, der uns bereits entgegenkam. „Nee, alles bunt und schwarz. Klar wäre ja schlecht", lachte er zurück und begrüßte uns mit Handschlag. Oscar war Papas Lieblingstätowierer und kannte uns schon seit unserer Geburt. Er zeichnete auch für die ganzen Tattoos auf Papas Armen verantwortlich. Erst vor vier Jahre hatte er dort das letzte für Mariska verewigt. Erstaunlich eigentlich, dass Papa noch keins für seine beiden Enkeltöchter hatte. „Und wen von euch beiden soll ich verschönern?" Er schaute zwischen Tessa und mir hin und her. „Mich." Man klang das kläglich. „Und mich auch", kam es viel entschlossener aus Tessas Mund. Wie? Das war doch gar nicht der Plan gewesen. Erstaunt schaute ich sie an. „Kannst du mich als erste rannehmen?" Oscar kratzte sich an seinem Bart. „Was willst du denn? Ich war ja nur auf eins eingestellt, was du mir gemailt hast." „Also eigentlich nur drei Namen und dazu einen Erpel und zwei kleine Enten. Hier am Unterarm." Tessa deutete auf die Stelle. Oscars Blick ging zur Uhr. „Kriegen wir hin. Setzt euch, ich bereite alles vor." Sein Blick wanderte wieder zu Tessa. „Ich denke mal Leonard, Allison und Christiana?" Sie nickte nur grinsend. Ja, Oscar war halt ein guter Freund der Familie, der uns alle kannte. „Weiß euer Alter Bescheid, dass ihr hier seid?" Wir schüttelten beide synchron den Kopf. „Na wenn das mal keinen Ärger gibt." Tessa fing an zu lachen „Du weißt schon, dass wir volljährig sind und nicht mehr die Unterschrift von den Erziehungsberechtigten brauchen." Er brummte nur und lief in einen hinteren Raum, während wir es uns auf dem Sofa bequem machten. „Du lässt dir aber jetzt nicht nur das Tattoo stechen, weil ich so ein Schisser bin?" Irgendwie hatte ich ein echt schlechtes Gewissen. Tessa grinste mich an „Schön, dass du mich für so spontan und selbstlos hältst. Nee, ich hatte die Idee schon länger und sie nur noch nicht umgesetzt. Aber das bietet sich ja gerade an. außerdem kannst du mir dann auch die Hand halten. Du weißt doch Zwillinge für immer und ewig." Wir schauten uns an. „Oscar!!!", brüllten wir gleichzeitig los.

Schuss und Treffer im Auswärtsspiel - Teil 9  ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt