Kapitel 16: Schwerter - Teil 3

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Mit einem Seufzen wischte Rin Verran sich den Schweiß von der Stirn und fuhr fort, mit dem Hammer auf das Stück Metall zu schlagen, das hoffentlich bald sein eigenes Schwert werden würde. Bei jedem Hieb verbog das glühende Eisen sich leicht, wurde immer flacher. Funken flogen hoch und brannten schwarze Punkte auf den nebenstehenden Tisch. Dort lagen all die Werkzeuge, die er brauchte, um seine Waffe zu schmieden. Es hatte lange gedauert, bis er und Rin Raelin endlich ein Dorf gefunden hatten, in dem das Benutzen der Schmiede nicht so teuer war, der Ofen aber trotzdem gute Arbeit leistete. Auf der anderen Seite hörte Rin Verran, wie sein Bruder an seiner eigenen Waffe herumwerkelte. Dem Aussehen nach würde es kein Schwert, sondern ein Säbel werden.

»Jungens«, ertönte die Stimme des Mannes, dem die Schmiede gehörte, aus Richtung der Tür. »Es ist schon Abend. Macht morgen weiter.«

Rin Verran legte leicht enttäuscht den Hammer beiseite, packte die unfertige Klinge und stieß sie in das Wasserfass neben dem Amboss. Es zischte, als das glühende Eisen abrupt abgekühlt wurde. Dann holte er es wieder heraus und legte es zusammen mit all den anderen Werkzeugen, die er morgen wieder benutzen würde, in das Regal, das ihm zugewiesen worden war.

»Was denkst du, wie lange du noch brauchst?«, fragte Rin Raelin ihn, als sie draußen waren und zurück zum kleinen Gasthaus gingen, in dem sie ihre Zimmer hatten.

»Schwer zu sagen«, meinte Rin Verran. »Drei, vier Tage? Und du?«

»Auch.«

Rin Verran bemerkte, wie sein Bruder sich unauffällig die linke Seite hielt. Zwar war die Wunde schon lange verheilt, aber sie schien manchmal immer noch zu schmerzen, wenn er sich in der Schmiede zu sehr verausgabte. Wenigstens hatten sie rechtzeitig einen Heiler finden können, der die Entzündung vollständig bezwungen hatte. Er hatte sich auch über die Medizin gewundert, die Rin Verran ihm gezeigt hatte, denn angeblich hatte er sie noch nie gesehen. Mittlerweile hatte Rin Verran aber auch schon aufgehört, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, wer ihnen denn damals geholfen hatte. Es war jemand, der es gut gemeint hat. Vielleicht ja wirklich... Arcalla...

»Was ist denn hier los?«, fragte Rin Raelin, als sie im zweiten Stock des Gasthauses ankamen und lautes Gelächter aus dem Nebenraum hörten. Sie wussten, dass sich dort Wrun Tarebo, der Junge, mit dem sie sich in ihrem zweiten Jahr gezwungenermaßen das Zimmer hatten teilen müssen, niedergelassen hatte. Seit die Gilden-Anführer der fünf größten Gilden beschlossen hatten, in jedem Dorf und jeder Stadt ihre Erzwächter zu postieren, waren die zwei Brüder schon einigen älteren Schülern begegnet, die dazu abkommandiert worden waren. In diesem Dorf, Kothar, war Wrun Tarebo einer der insgesamt drei Feuerwächter, wie diese Krieger genannt wurden.

»Wahrscheinlich hat er Besuch«, vermutete Rin Verran schulterzuckend und wollte schon weitergehen, als er auf einmal eine ihm bekannte Stimme heraushörte. Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er klopfte an die Tür und öffnete sie ohne auf eine Antwort zu warten.

»Rin Verran!«, rief Bao Jenko begeistert und sprang sofort auf die Beine, um ihn zu begrüßen. Hinter ihm tauchte der blonde Schopf von Nan Fe auf, deren Gesichtszüge jetzt viel weiblicher wirkten als noch vor einem Jahr. Gegenüber von ihnen saß Wrun Tarebo, ein gefülltes Weinglas in der Hand. Neben ihm erschienen die Gesichter von Ghan Idos und Wrun Lilath, bei deren Anblick Rin Verrans Freude ein winziges Stück gedämpft wurde.

»Was macht ihr denn hier?«, fragte er und klopfte Bao Jenko auf die Schulter, der anscheinend schon leicht angetrunken war, denn er kicherte ununterbrochen.

»Wir sind wieder auf dem Weg zurück zu unseren Gilden«, erklärte Nan Fe. »Bao Jenko und ich waren weiter im Süden unterwegs und bevor unsere Wege sich trennen, wollten wir noch eine Nacht hier verbringen.«

Grüner Habicht und Roter DracheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt