Kapitel 87: Trümmer - Teil 2

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Sie gehörten zur Ghan-Gilde. Das war sofort an der dunkelgrauen Kleidung mit den schwarzen Krähenfedern zu erkennen. Als der Anführer von ihnen die Leichen von Ghan Idos und Ghan Jadna im aufgewühlten Schnee sah, fluchte er laut und zog sein Pferd so heftig an den Zügeln, dass es schnaubend fast auf die Hinterbeine stieg. Die anderen Reiter hielten ebenfalls an. Auf ihren Gesichtern stand namenloser Schock.

»Verdammte Scheiße!«, stieß einer von ihnen aus, während der Anführer abstieg und sich den Leichen näherte. Rin Verran erkannte erst auf den zweiten Blick, dass es Fah Zaromo war. Der Erzwächter blieb einige Schritte neben den Toten stehen und betrachtete ausdruckslos den plattgetrampelten Schnee.

»Was machen wir denn jetzt?«, fragte ein anderer Reiter, eine Frau. Sie stieg ebenfalls ab und die anderen folgten ihrem Beispiel.

»Was wir jetzt machen?«, fuhr der Erzwächter von vorhin sie an. »Uns offensichtlich eine Erklärung hierfür ausdenken! Das machen wir jetzt!«

»Ausdenken?« Die zwei restlichen Reiter traten zu ihnen. Es war der größere von ihnen, der gesprochen hatte. »Warum ausdenken? Es ist doch alles klar. Es liegt direkt vor uns! Wer kann es anderes gewesen sein als die Krieger der Sonne, diese verfluchten Rebellen?«

»Unmöglich! Sie können die Gämsen-Pagode nicht verlassen haben, ohne dass wir es merken!«

»Ach ja?«, spottete der hochgewachsene Mann. »Und wie kommt es dann, dass sie noch nicht verhungert sind? Es muss irgendeinen geheimen Weg geben, auf dem sie ungesehen ihren Bau verlassen und durch die Territorien ziehen können!«

»Den wird doch sowieso niemand finden!«, behauptete die Frau. »Gilden-Anführer Ghan versucht das schon seit zwei Jahren und ist immer noch nicht erfolgreich!« Sie deutete auf Ghan Idos. »Genau deshalb wollte er doch seinen Bruder um Hilfe bitten! Und jetzt ist er tot! Umgebracht von den Kriegern der Sonne, wie du es gesagt hast!«

Der zweite Reiter war immer noch nicht überzeugt. »Und ich sage, dass sie die Gämsen-Pagode nicht verlassen können.«

»Hört auf zu streiten«, wies Fah Zaromo seine vier Begleiter zurecht. »Wollt ihr die Ruhe der Toten stören? Das haben sie nicht verdient. Wir sollten sie in Tücher einwickeln und dann zum Krähen-Palast bringen, damit sie dort begraben werden können.«

»Und dann? Was passiert dann?«

»Ich möchte nicht derjenige sein, der Gilden-Anführer Ghan vom Tod seines Bruders berichtet!«, klagte die Frau.

»Er wird eine schreckliche Wut auf die Krieger der Sonne haben«, bemerkte der vierte Reiter, der bisher noch geschwiegen hatte. Knallrote Haarspitzen zeigten sich unter der Mütze, die er sich aufgesetzt hatte. »Denkt ihr, er wird doch noch auf den Jungen Herr Ghan hören und den Roten Phönix aus dem Kerker holen?«

Die anderen schauten ihn entsetzt an.

»Wenn er das tut, desertiere ich!«, verkündete die Frau. »Er wird uns doch alle in den Tod schicken! Gilden-Anführer Ghan hat es nicht geschafft, den Weißen Tiger zu bändigen. Wie soll er es dann bei dem Roten Phönix schaffen?«

»Mein Bruder sagt, dass er seine Schreie und das Klirren seiner Ketten noch auf der anderen Seite des Kerkers hören kann«, sagte der Rothaarige und erschauerte.

»Gilden-Anführer Ghan wird ihn nicht holen, solange die Kriegsmaschinen noch nicht bereit für den Einsatz sind«, meinte Fah Zaromo und winkte ihnen zu. »Kommt, helft mir.«

Die fünf Erzwächter verschwanden im Haus und im Schuppen und kamen mit mehreren Tüchern und etwas wieder, das wohl eine Holzbahre sein sollte. Eigentlich war es nur ein Brett und so machten die vier jüngeren sich daran, Seile daran zu befestigen, um es mit den Pferden ziehen zu können, während Fah Zaromo zurück zum blutigen Schnee ging und den Schauplatz nachdenklich betrachtete.

Grüner Habicht und Roter DracheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt